An sich wollte Volvo bis 2030 zur Elektromarke werden. Doch das hehre Ziel wurde mittlerweile wieder kassiert: Stattdessen strebt der Hersteller nun an, in fünf Jahren zwischen 90 und 100 Prozent seines Absatzes mit Elektroautos und Plug-in-Hybriden zu erzielen. Wichtiger denn je ist vor dem Hintergrund der Volvo XC60, der seit Jahren erfolgreich im Herz der edleren Mittelklasse unterwegs ist. Seit der Markteinführung 2008 hat sich das Modell weltweit mehr als 2,7 Millionen-fach verkauft. Nicht so sportlich wie die deutsche Premiumkonkurrenz und etablierter als so mancher Neuankömmling, findet es stabil seine treuen Kunden.
Trotzdem hätte man von der jüngsten Modellpflege etwas mehr erwartet. Ein paar nette Details und die Frontmaske des größeren XC90, der neben der Elektroversion des EX90 ebenfalls im Programm bleibt – das war es auch schon.

Die Schweden gingen bei der Modellpflege am Erfolgsmodell sehr sparsam vor. Für die Restwerte
So gibt es für den Plug-in-Hybrid nicht mehr Leistung als die 335 kW (455 PS) des aktuellen Modells in der Ausführung T8. Damit kann man gut leben. Überraschender ist schon eher, dass das Batteriepaket im Unterboden unverändert über eine Kapazität von 18,8 kWh verfügt, von denen lediglich 14,7 kWh genutzt werden können. Das bedeutet eine rein elektrische Reichweite von 65 bis 80 Kilometern – Konkurrenten bieten da mittlerweile einiges mehr. Auch eine Schnellladefunktion hätte dem Volvo XC60 T8 gut gestanden. Doch auch die haben sich die Schweden bei der Modellpflege erspart: Befüllt werden kann der Teilzeitstromer lediglich mit Wechselstrom. Und das auch nur zweiphasig mit maximal 6,4 kW.
Je größer das Rad, desto geringer der Komfort
Im Normalbetrieb läuft der Volvo mit entsprechend gefülltem Akkupaket rein elektrisch über die Straße und fährt dabei so ruhig wie man es von ihm kennt. Die Geräuschdämmung ist vorbildlich und nur bei hohen Leistungsabfragen schaltet sich der Verbrenner zu. Dessen Vierzylinderklang unter Last kann allerdings nach wie vor nicht erfreuen. Jedoch kann der Kunde des immerhin mindestens 78.690 Euro teuren Volvo XC60 Twin Engine T8 damit klassenbedingt besser leben als beim größeren Bruder XC90 (ab 87.490 Euro), wo der aufgeladene Vierzylinder nicht nur in Sachen Prestige und Kraftentfaltung Wünsche offenlässt.

Die Modellpflege hat an der Ladeperformance nichts geändert: Der Volvo XC60 lädt an der Wallbox maximal mit 6,4 kW.
Das Energiemanagement immerhin ist gut. Beinahe unmerklich schaltet der Antrieb im Fahrbetrieb zwischen seinen beiden Kraftquellen hin und her. Der Fahrer merkt davon in erster Linie etwas durch die Digitalanzeigen in der Instrumenteneinheit mit einer Bildschirmdiagonale von 12,3 Zoll. Wie komfortabel das optionale Luftfederfahrwerk für 2.410 Euro mit seiner elektronischen Dämpferregelung ist, entscheidet in erster Linie das Schuhwerk, denn der Mittelklasse-Crossover ist mit Rädern mit Dimensionen von 18 bis 22 Zoll zu bekommen. Ab 21 Zoll muss man mit spürbaren Komfortverlusten rechnen, die auch die Luftelemente beim ersten Anfedern nicht vollends überspielen können.
Gut ausgestattet über 85.000 Euro teuer
Doch auch mit sportlich breitem Radsatz und der durchaus stattlichen Motorleistung beider Antriebe ist der Volvo ein Cruiser, der entspannt und lässig bewegt werden möchte. Das Platzangebot passt für bis zu vier Personen und auch der Laderaum von 468 bis 1.543 Liter sollte für den normalen Alltagsbedarf und entsprechende Sonderaufgaben beim Transport größerer Gegenstände ausreichen. Die Bedienung über den 11,2 Zoll großen Hochkant-Touchscreen geht ohne Probleme in Automatismen über, auch wenn die Bildschirme bei modernen Fahrzeugen gerne deutlich größer sein dürfen.
Volvo XC60 T8 Twing Engine
Antrieb: Allrad, vorne mit Vierzylinder-Benziner, hinten elektrisch;
Systemleistung: 228 kW (310 PS); Batteriekapazität: 18,8 kWh;
Reichweite: 920 km total, elektrisch: 65-80 km; max. Ladeleistung: 6,4 kW (16A);
Länge/Breite/Höhe (mm): 4708/1999/1651;
Basispreis: 78.690 Euro
Ohnehin sollte man bei den Sonderausstattungen eifrig nachordern, denn um Licht-, Premium-, Sitzkomfort- und Winterpaket kommt man in dieser Klasse kaum umhin, denn wer will schon auf unbeheizten Kunstlederstühlen Platz nehmen oder seine Sitze noch manuell einstellen? Das gilt zugegeben auch für Details wie Head-Up-Display oder erweiterte Fahrerassistenzfunktionen, die in dieser Liga selbst selbstverständlich sein sollten. Wer seinen XC60 T8 entsprechend ausstaffiert, landet schnell bei über 90.000 Euro. Dafür gibt es allerdings schon ausgewachsene Vollstromer mit großer Reichweite wie den Polestar 3 – oder erben einen noch geräumigeren Volvo EX90, den „Labrador“ unter den Elektro-SUVs.