Erlkönig-Jäger am Nürburgring sichteten ihn schon im Juni – zogen allerdings die falschen Schlüsse. „Volkswagen testet den kommenden ID.2 auf dem Nürburgring, clever getarnt als Polo“, schrieben kurz darauf die Kollegen eines bekannten Automagazins, die Bilder von dem am Rande der Rennstrecke abgestellten Elektroauto auf ihre Website hoben. Ja, clever getarnt war der kleine Stromer tatsächlich. Und auch auf der IAA Mobility in München (9. bis 12. September) wird das neue, vier Meter lange Modell nur bunt beklebt zu sehen sein. Denn die offizielle Weltpremiere der Serienversion ist erst für den Mai kommenden Jahres vorgesehen. Dafür hat VW-Markenchef Thomas Schäfer jetzt den finalen Namen des vollelektrischen Einstiegsmodells „enthüllt“. Und der lautet nicht ID.2 oder ID.2All wie das im vergangenen Jahr vorgestellte Konzeptauto, sondern ganz schlicht und traditionell: ID.Polo.

Stromer im Polo-Format 
Der vollelektrische ID.Polo ist zwei Zentimeter kürzer als das benzingetriebene Schwestermodell, bietet aber sechs Zentimeter mehr Radstand und kommt zehn Zentimeter niedriger daher. Gut zu erkennen: Die Ladeklappe wandert nach vorne rechts. Fotos: VW
Stromer im Polo-Format
Der vollelektrische ID.Polo ist zwei Zentimeter kürzer als das benzingetriebene Schwestermodell, bietet aber sechs Zentimeter mehr Radstand und kommt zehn Zentimeter niedriger daher. Gut zu erkennen: Die Ladeklappe wandert nach vorne rechts. Fotos: VW

„Unsere Modellnamen sind in den Köpfen der Menschen fest verankert“, begründete Schäfer in einer Pressemitteilung des Kurswechsel in der VW-Nomenklatur, die alle Elektroautos der Marke (wie BMW oder Audi) bisher nach Ziffern klassifizierte. Nun folgt bei der Namensgebung die Rückbesinnung auf die traditionellen Modellbezeichnungen. „Sie stehen für eine starke Marke und verkörpern Eigenschaften wie Qualität, zeitloses Design und Technologie für alle. Daher werden wir unsere bekannten Namen in die Zukunft führen. Der ID. Polo ist nur der Anfang.“ Mit dieser Strategie führe Volkswagen die Elektro- und Verbrennerwelt zusammen – um den Kunden die Orientierung im Produktangebot der Marke zu vereinfachen. 

„Namen, die Emotionen wecken“

So weit, so gut, so schlüssig. Bereits zuvor war durchgesickert, dass der VW ID.3 in der nächsten Modellgeneration als ID.Golf vermarktet wird und der ID.7 als ID.Passat. „Wir geben unseren ID. Modellen wieder Namen, die Emotionen wecken und im Alltag der Menschen verankert sind“, erklärte dazu VW-Vertriebsvorstand Martin Sander, der schon länger auf eine Neusortierung der Modellbezeichnungen gedrungen hatte, die unter dem ehemaligen BMW-Manager Herbert Diess in Wolfsburg Einzug gehalten hatten. „Elektromobilität soll nicht nur fortschrittlich, sondern auch nahbar und persönlich sein.“

Alarmstufe Rot 
Am Heck des ID.Polo leuchtet das VW-Markenzeichen rot. Zu erkennen ist unter der Tarnfolie auch ein durchgehendes Leuchtenband.
Alarmstufe Rot
Am Heck des ID.Polo leuchtet das VW-Markenzeichen rot. Zu erkennen ist unter der Tarnfolie auch ein durchgehendes Leuchtenband.

Bis zur Markteinführung des ID.Polo im Herbst kommenden Jahres dürften die VW-Vertriebspartner nun leichtes Spiel haben, die Kundschaft auf die elektrische Variante des Polo einzustimmen. Zumal sich das Design des fünftürigen Stromers auf der MEB Entry-Plattform eng an das des klassischen Verbrenners anlehnt. Und auch der Einstiegspreis von 25.000 Euro macht die Umgewöhnung auf den Elektroantrieb leicht: Das aktuelle, 70 kW oder 95 PS starke Sondermodell zum 50-jährigen Polo-Jubiläum liegt mit einem Basispreis von 29.280 Euro deutlich darüber.

Zwei Akkus, vier Leistungsstufen

Und der ID.Polo dürfte mit seinem drehmomentstarken und voraussichtlich 120 kW (166PS) starken Elektromotor mindestens ebenso viel Fahrspaß bieten. Über die technischen Details des neuen Modells will Volkswagen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht allzu viel verraten. Nur so viel: Wie beim Verbrenner wird der Antrieb vorne sitzen, es gibt eine neu entwickelte „Effizienzbatterie“ (mit LFP-Chemie) und einen serienmäßigen Gleichstrom-Anschluss für schnelles Laden mit bis zu 135 kW. In der Startphase, lässt VW wissen, werde es drei Leistungsstufen geben, später auch eine GTI-Version mit 166 kW oder 226 PS Leistung. Auf der IAA gibt eine ebenfalls noch getarnte Version einen Vorgeschmack auf den elektrischen Kraftsportler.

Wie wir hören, wird das Einstiegsmodell über einen Akku mit netto 38 kWh Speicherkapazität verfügen, gegen Aufpreis ist auch ein 56-kWh-Akku erhältlich, mit dem sich Reichweiten um die 450 Kilometer darstellen lassen sollen. Gebaut wird der neue ID.Polo übrigens bei Seat in Spanien – auf einer Linie mit dem neuen Cupra Raval.

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