Aber ja doch, liebe Marketing-Kollegen von VW (die sich gerade vor Begeisterung gar nicht mehr einkriegen): Diese neuen ID.5-Modelle mit ihrem schnittigen Coupé-Heck wirken wirklich dynamischer als ihre braven ID.4-Brüder. Den „organischen, muskulösen Bodystyle“ (Zitat Pressetext) erkennen wir zwar nicht so, aber der flott abfallenden Dachlinie und diesem lustigen Heckspoiler könnten wir sofort ein Lob einschreiben.

Auch dem schneidigen cw-Wert des ID.5 von nur 0,26 (GTX 0,27) und der Tatsache, dass es in der zweiten Sitzreihe sogar für unsereins mit 1,94 Meter Körpergröße noch genügend Kopffreiheit gibt, was bei den meisten coupehaften SUV-Modellen weiß Gott nicht selbstverständlich ist. Sind hier auf der Rücksitzbank ja auch nur 12 Millimeter weniger Kopffreiheit als im Normalo ID.4. Überhaupt: Platz wie in der gehobenen Mittelklasse. Und je nach Positionierung der Rücksitzlehnen offeriert der Gepäckraum zwischen 549 und 1561 Liter Ladevolumen. Ganz schön üppig, mehr als bei vielen anderen gängigen SUV-Kutschen. Liegt beim Maximalwert nur 14 Liter unter dem eckigeren ID.4. Und auf Wunsch gibt es hier auch die elektrisch angetriebene Heckklappe und eine ausklappbare Anhängerkupplung, die bis zu 1200 Kilogramm (gebremst, bei 8 Prozent Steigung) an den Haken nehmen darf, beim Allradler GTX, zu dem kommen wir noch, sogar bis zu 1400 Kilogramm.

ID im „muskulösen Bodystyle“
Trotz der coupéhaften Dachlinie gibt es in der zweiten Sitzreihe auch für großgewachsene Menschen genügend Kopffreiheit.

Klar, in der ersten Reihe des 4,60 Meter langen und 1,61 Meter hohen Vollstromers, den wir gleich länger testen werden, findet sich ohnehin viel Bewegungsfreiheit. Dazu schöne Wohnlichkeit mit ansehnlichen Materialien, und, wichtig für Komplett-Veganer, sämtliche Sitzbezüge sind durchgängig tierfrei. Auf Wunsch gibt es zum Beispiel das schmeichelnde »ArtVelours« für die Sitzmittelbahnen, ein Microfasermaterial, das zum Teil aus recycelten Materialien wie alten PET-Kunststoffflaschen gewonnen wird. Das GTX-Topmodell bietet hier eine Textil-Kunstleder-Kombination, und die scheinbar für jedes menschliche Format maßgeschneiderten einteiligen Sportsitze kosten wie überall Aufpreis.

„Hallo ID., zeig mir die Sterne“

Ganz oben bietet VW gegen Extrageld dieses riesige, getönte Panoramaglasdach mit einem Sonnenschutzrollo, das sich zum Beispiel auch per Sprachbedienung mit dem romantischen Zauberspruch „Hallo ID., zeig mir die Sterne“ öffnen lässt. Ernsthaft, es funktioniert. Und die heutzutage überall zu findende indirekte Ambientebeleuchtung gibt es bei Bedarf in gleich 30 verschiedenen Farben. Nix für Leute, die sich morgens früh beim Bäcker nicht mal zwischen fünf Brötchensorten entscheiden können.

Und dieses Lichtband unterhalb der Windschutzscheibe soll übrigens laut VW so eine Art „Mensch-Maschine-Schnittstelle“ sein. Naja, es zeigt mit Lichtimpulsen die Abbiegerichtung, ob die Batterie gerade geladen wird, hilft bei Navi-Infos oder warnt vor bösen Situationen mit Crashpotenzial. Was dem Software-Entwickler eben so einfällt. Sagen wir mal so: Es hat uns nicht gestört.

Ein schöner Rücken kann nicht nur entzücken
Auf Wunsch gibt es eine die elektrisch angetriebene Heckklappe und eine ausklappbare Anhängerkupplung, die bis zu 1200 Kilogramm an den Haken nehmen darf. Der Allradler GTX zieht sogar Lasten von bis zu 1400 Kilogramm.

Ist genauso mit dieser Zwinker-Nummer der beim GTX serienmäßigen LED-Matrix-Scheinwerfer (automatische Fernlichtsteuerung), die bei geordertem schlüssellosen Zugangssystem bei Annäherung des Fahrers (oder der Fahrerin) mit einem koketten Augenaufschlag reagieren. Und dann quasi den Blickkontakt suchen, indem sich die Leuchten wie Augen seitlich bewegen. Fehlt nur noch ein laut geschmetterter „Guten-Morgen“-Gruß.

Software-Version 3.1 an Bord

Wobei noch zu erwähnen wäre, dass die heckwärtigen 3D-LED-Rückleuchten in dieser Show auch mitspielen. Mit diversen Lichtanimationen, die sich der Fahrer im Bordmenü mit viel Liebe aussuchen kann. Das bringt uns auf direktem Wege zu der Frage, was denn das feine Elektro-Coupe an digitalem Gedöhns noch so bietet, denn schließlich hat es ja die am Anfang erwähnte, völlig neue 3.1-Software an Bord. Was auch dringend notwendig war, denn in dieser Hinsicht lief beim im Frühjahr letzten Jahres gestarteten ID.4-SUV nicht alles richtig rund.

Jetzt aber. VW verspricht nun eine Sprachbedienung „mit Performance auf Premiumniveau“. Okay, klingt wieder pathetisch, aber das kann ja nur besser werden, denn die Vorgängerversion arbeitete doch ziemlich lahm und war manchmal auch etwas, nun ja, begriffsstutzig. Jetzt soll sie auch „freie Formulierungen und umgangssprachliche Fragen“ verstehen – mit einer Erkennungsqualität von 95 Prozent. Und die Antworten sollen sekundenschnell auf zwei Wegen eintreffen, online aus der Cloud und offline aus den Infos, die im Auto gespeichert sind. So, das haben wir jetzt nicht mit der Stoppuhr gemessen, aber die Heinzelmänchen der neuen Software haben uns in fast jedem probierten Fall zumindest besser verstanden. Aber schneller sind sie definitiv nicht geworden. Fast immer dauert es ein paar Sekunden, bevor die jeweils gewünschte Aktion beginnt. Premium? Nö, immer noch nicht.

Keine Fahrspur-Erkennung im Regen

Da gefällt uns eher das Head-up-Display mit dieser angesagten Augmented-Reality-Technik. Seine lichtstarken Infos für die Navigation und so weiter wirken tatsächlich so, als scheinen sie, perspektivisch exakt und voll in die jeweilige Verkehrsszene integriert, in etwa zehn Meter Entfernung vor dem Fahrzeug zu schweben.

Interessant ist auch dieser optionale „Travel Assist“ mit Schwarmdaten-Nutzung, der sich automatisch unserer Fahrweise anpasst und sich anstatt genau mittig auch weiter links oder rechts in der eigenen Fahrspur bewegen kann und aktiv beim Spurwechsel unterstützen soll. Und auch auf Landstraßen mit nur einer Außenmarkierung brav die Spur halten müsste. Nutzt dabei laut VW auch die anonymisierten Unterwegsdaten von mehreren hunderttausend Autos des Konzerns. Cool, das mit den Fahrspuren funktioniert aber dummerweise nicht im gerade prasselnden Dauerregen, jedenfalls nicht in unserem Testwagen. Aber das kennen wir auch von diversen Modellen der Konkurrenz.

Alles wie gehabt
Für das Nachfolgemodell wünschen wir uns ein größeres Fahrerdisplay. Immerhin gibt es jetzt Anzeigen für den Ladezustand der Batterie (in Prozent) und die aktuelle elektrische Reichweite (in Kilometer).

Besser gefällt uns der „Park Assist Plus mit Memory-Funktion“, der den Wagen selbstständig einparkt, nachdem man es ihm einmal praktisch vorgeführt und dann eingespeichert hat. Zum Beispiel auf der im Dunklen nervend engen Einfahrt auf das eigene Grundstück. Geht super, wir haben es probiert, wenn der Weg nicht länger als 50 Meter ist. Nur die Bremse lösen, und wir sitzen wie im Kino daneben und gucken zu wie der Stromer unser ihm gezeigtes Manöver nun 1:1 kopiert. Das Beste: Bis zu fünf Parkvorgänge, vom Job-Parkhaus bis zur Eigenheim-Tiefgarage, können so gespeichert und dann per Tastatur mit einem Namen oder einem doofen Spruch markiert werden. »Das ist die Wackelrunde unseres unfähigen Papis«. Haha. Jedenfalls nie wieder abends dieses fummelige Rangieren, nachdem uns schon der lange Arbeitstag geschlaucht hat.

Plug & Charge: Laden ganz komfortabel

Und dann offeriert die neue Software auf Wunsch auch die komfortable Lade-Funktion „Plug & Charge“. Geht ganz einfach, nämlich ohne Ladekarte, wenn die „We Connect-ID.App“ im Stromer installiert ist. Verschlüsselte Identifizierung des Autos, Abrechnung über einen entsprechenden Plug & Charge-fähigen Ladetarif. Einziges Problem: Diese schöne Funktion, mit der uns die VW-Techniker gerade den Mund wässrig machen, ist im Moment noch nicht verfügbar. Soll aber bis zur Auslieferung der ersten ID.5-Modelle (auch dazu gleich mehr) zu haben sein. Auch nachträglich ohne Werkstattbesuch per Over-the-Air-Update, so erklären die Wolfsburger. Wir hoffen, was das Zeitliche betrifft, mit ihnen.

Im zweiten Teil werfen wir einen Blick auf Antrieb, Stromverbrauch – und die Preise.

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