Wechselrichter und On-Bord-Lader sind nach dem Akku die teuersten Bauteile eines Elektroautos. Die beiden Bauteile sorgen dafür, dass der Strom stets in der nötigen Stärke und Darreichungsform an die richtigen Stellen im Antriebsstrang gelangt – von der Ladesäule in die Batterie, aus dem Stromspeicher an den oder die Elektromotoren. Der Akku speichert schließlich nur Gleichstrom, die Elektromotoren benötigen Drehstrom. Und aus der Ladesäule strömt je nach Bauart beides. Da ist einiges zu steuern und zu regeln, zu wandeln und anzupassen, bis alles passt und der Stromer rollt.

Wechselrichter (auch Inverter genannt) und Onboard-Charger (OBD oder einfach Ladegerät) sind also Schlüsselkomponenten in einem Elektroauto. An ihnen liegt es, wie schnell ein Elektroauto geladen wird, wie effizient der Antrieb arbeitet und wie weit das Fahrzeug kommt – und was der emissionsfreie Fahrspaß kostet: Je nach Auslegung kosten die beiden Bauteile im Einkauf leicht über 10.000 Euro.

Aus Zwei mach Eins 
Das kanadische Startup eLeapPower hat den On-Bord-Charger und den Wechselrichter miteinander vermählt und in einem kompakten Bauteil von nur 50 Kilogramm Gewicht zusammengeführt. Foto: eLeapPower
Aus Zwei mach Eins
Das kanadische Startup eLeapPower hat den On-Bord-Charger und den Wechselrichter miteinander vermählt und in einem kompakten Bauteil von nur 50 Kilogramm Gewicht zusammengeführt. Foto: eLeapPower

Deshalb wird derzeit überall in der Autoindustrie daran getüftelt, um aus den Schlüsselkomponenten noch mehr herauszukitzeln und den Antriebsstrang eines Elektroautos noch effizienter zu machen. Ein kanadisches Startup meint dabei jetzt einen großen Schritt vorangekommen zu sein. eLeapPower, gegründet 2016 von Tony Han, hat unter anderem mit Unterstützung der Universität von Toronto ein Bauteil entwickelt, das aus Inverter und Ladegerät ein einziges kompaktes Bauteil macht. Das mit deutlich weniger Bauraum auskommt, das 70 Kilogramm Gewicht gegenüber konventionellen Lösungen einspart, am Wechselstrom (AC)-Lader mit 6,6 kW Leistung dreimal schneller lädt, sowohl mit 400 Volt- wie mit 800 Volt-Bordnetzen klarkommt und obendrein schon für das bi-direktionale Laden vorbereitet ist. Und das zu deutlich geringeren Kosten produziert werden kann.

Chery aus China erster Anwender

Um wieviel die eLeapPower („E-Sprungkraft“) genannte neue Baugruppe ein Elektroauto verbilligen kann, mochte CEO Russell Pullan bei einem Gespräch mit Journalisten auf der Tech-Messe CES in Las Vegas nicht beziffern – „das hängt davon ab, ob und wieviel seiner Ersparnis er an den Kunden weitergibt“. Aber im Einkauf sei der integrierte Inverter nicht teurer als ein konventioneller Inverter – und den bis zu 8000 Euro teuren Onboard-Charger kann sich der Autohersteller sparen.

Schneller laden
An Wechselstrom-Ladestellen soll die Energie dank des neuen Systems aus Kanada dreimal so schnell in den Akku fließen wie bei Einsatz eines konventionellen On-Board-Chargers (OBC) im Fahrzeug - verspricht der Hersteller.
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An Wechselstrom-Ladestellen soll die Energie dank des neuen Systems aus Kanada dreimal so schnell in den Akku fließen wie bei Einsatz eines konventionellen On-Board-Chargers (OBC) im Fahrzeug – verspricht der Hersteller.

Chery Automobile aus China ist der erste Fahrzeughersteller weltweit, der die neue eLeapPower-Technik nutzen wird – im ersten Schritt für einen neuen Elektro-Lieferwagen im Format des Ford -Transit, der noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll. Chery hat dafür eine neue, EOX genannte Plattform für Elektroautos entwickelt. „Wir starten die Kooperation mit einem Lieferwagen, weil die Integration der Technik hier einfacher ist und die Betriebskosten für Flottenbetreiber ein wichtiges Kaufkriterium sind“, erläuterte Pullan die Entscheidung für die Zusammenarbeit mit Chery. Dabei helfe schon die Tatsache, dass der integrierte Inverter das regenerative Bremsen um 12 Prozent effektiver macht: „Das lässt die Autos bei gleicher Akkukapazität weiter fahren – oder erlaubt es, die Akkukapazität für die gleiche Reichweite entsprechend zu verringern.“

Deutsche Autobauer entscheiden zu langsam

Der Brite, der früher für verschiedene Risikokaptalgesellschaften tätig war, hat in den vergangenen Monaten nach eigenen Angaben auch Gespräche mit verschiedenen deutschen Autoherstellern geführt. „Das Interesse auf Vorstandsebene war groß, aber es dauert viel zu lange, bis dort Entscheidungen gefällt werden“, kritisierte Pullan. Da seien die Chinesen viel fixer.

Eine erste Produktionsstätte wird deshalb folgerichtig jetzt in China aufgebaut. Nicht nur für Chery, sondern auch mit Blick auf den zum chinesischen Autokonzern SAIC gehörenden Automobilzulieferer Hasco (Huayu Automotive Systems). Eine zweite Fabrik könnte demnächst in Indien entstehen – oder in Vietnam: Die Kanadier haben auch eine Kooperation mit dem indischen Konzern Pinnacle Mobility geschlossen, der unter der Marke EKA Elektrobusse produziert. Und mit dem vietnamesischen Elektroauto-Hersteller Vinfast stehen die Kanadier nach eigenen Angaben in intensiven Gesprächen.

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3 Kommentare

  1. Jörg Schubert

    Neu ist das nicht wirklich. s. https://www.goingelectric.de/wiki/ZOE-Cameleon-Lader/

    Zudem ist die Kombination etwas fragwürdig. Der Motor-Inverter hat mit Leistungen bis 300kW zu tun (typischer Tesla). Das AC-Ladegerät arbeitet mit Maximal 22 kW.

    Eigentlich wäre es besser, die Ladelektronik ganz aus dem Auto zu verbannen. Beim DC-Laden ist das ja schon so.

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  2. Jürgen Baumann

    Was ist hier das Geheimnis: … „am Wechselstrom (AC)-Lader mit 6,6 kW Leistung dreimal schneller lädt“ ? Ich dachte 11 kW (dreiphasig) sei inzwischen eine Art Minimal-Standard beim AC Laden … 🧐

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    • Franz W. Rother

      Aus 6,6 wird 19,8 kW

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