14 Kameras waren schon zum Modellstart im vergangenen Jahr an Bord, dazu fünf Radarsensoren sowie 12 Sensoren für Ultraschallmessungen. Damit konnte sich der P7, das neueste Elektroauto des chinesischen Herstellers XPeng, in seinem Heimatland schon einigermaßen sicher im Straßenverkehr bewegen. Auf der Autobahn hielt das Auto konstant einen Sicherheitsabstand zum Vordermann ein und hielt auch in engen Kurven selbständig die Spur. Es las selbst die Verkehrszeichen aus und erkannte Tempolimits – was gängige Fahrerassistenzsysteme auf Level 2 heutzutage so alles können müssen. Zudem bremste der XPeng P7 auch an Ampelanlagen bei Rotlicht automatisch ab. Und wenn gewünscht, parkte das Elektroauto selbständig ein. So weit, so gut, so alltäglich.

Doch was sich mit dem Arsenal an Sensoren noch so alles anstellen lässt, erfahren die Besitzer des XPeng P7 erst heute: „Over the air“, über eine Internetverbindung, wurde jetzt ein „Navigation Guided Pilot“ (NGP) aufgespielt, der dem „XPilot“ genannten Fahrer-Assistenzsystem und damit dem Elektroauto auf einen Schlag über 40 neue Fähigkeiten beschert: Unter anderem das automatische Auffahren auf die Autobahn, der automatische Spurwechsel sowie Überholvorgänge mit Kollisionsvermeidung.

XPilot arbeitet mit Künstlicher Intelligenz

Der XPilot erkennt nunmehr auch Baustellen und Verkehrshindernisse auf der Straße – und reagiert mit Unterstützung Künstlicher Intelligenz darauf. Das vollautomatische Einparken wird ebenso optimiert wie beispielsweise die Geschwindigkeit, mit der das System reagiert. Und das Ganze auch unter schwierigen Wetter- und Witterungsbedingungen, bei Schnee ebenso wie bei starkem Regen, versicherte Entwicklungsleiter Xinzhou Wu bei der Präsentation der neuen Technik am Firmensitz in Guangzhou, zu der EDISON zugeschaltet war.

Das Elektroauto P7 des chinesischen Herstellers XPeng sieht Licht am Ende des Tunnels und kommt dem Tesla Model S antriebs- und leistungstechnisch immer näher.
Licht am Ende des Tunnels
Die Elektro-Limousine P7 des chinesischen Herstellers XPeng eifert dem Tesla Model S nach. Antriebstechnisch, aber auch mit den Leistungsdaten der Assistenzsysteme. Foto: Xpeng

Tesla-Fahrer werden einige der Funktionalitäten bereits kennen. Wie beim Tesla zeigt der P7 nach dem jüngsten Update – dem sechsten großen seit der Modelleinführung im April 2020 – beispielsweise auf dem Zentraldisplay in einer virtuellen Luftperspektive an, was rund um das Auto gerade passiert und wo sich gefährliche Situationen anbahnen könnten. Einen „Autopiloten“ wie bei Tesla mochte Xinzhou Wu seinen „Navigation Pilot“ gleichwohl nicht nennen: So weit sei die Technik noch nicht. Wu: „XPilot ist auch in der Version 3.0 immer noch ein Assistenzsystem“.

XPeng P7 kriegt 2022 auch Lidar-Sensoren

Mit den zusätzlichen Lidar-Sensoren, über die der P7 ab 2022 verfügen soll, (von denen Tesla-Chef Elon Musk aus Kostengründen bekanntlich nichts hält), bewege man sich bestenfalls auf Level 3 plus des autonomen Fahrens. Im Innern des Elektroautos soll es dann aus Sicherheitsgründen auch ein Kamera-System geben, das den Fahrer permanent überwacht – und sofort einen Alarm auslöst, wenn dieser dem Verkehr zu wenig Aufmerksamkeit widmet. Der Hintergrund: In den USA hatte es mit Tesla-Fahrzeugen wiederholt Verkehrsunfälle gegeben, weil Fahrer ihrem „Autopiloten“ zu großes Vertrauen schenkten und während der Fahrt zum Beispiel ein Nickerchen hielten oder auf ihrem Handy Computerspiele spielten. Derartiges soll in den Elektroautos von XPeng nicht passieren.

Autonomes Fahren schreitet langsam voran

Bis zum Robo-Auto sei aber noch ein weiter Weg, dämpfte XPeng-Manager Wu überzogene Erwartungen. Die Technologie entwickele sich rapide und die chinesische Regierung fördere die Entwicklung des Autonomen Fahrens nach Kräften. Aber der Stadtverkehr berge große Herausforderungen. 2024/2025, so seine Prognose werde Level 4 erreicht sein, Level 5 „irgendwann danach“. Denn die Menschen dürften durch die Technik nicht überfordert werden, müssten noch an das autonome Fahren herangeführt werden: Um den XPilot 3.0 im P7 aktivieren und die neuen Funktionalitäten voll und ganz nutzen zu können, müssen die Besitzer in China bei der Verkehrsbehörde eine spezielle Lizenz für das Assistenzsystem erwerben.

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