Elektroautos hat der ADAC schon seit längerem im Angebot. Stromer von Renault und Polestar, von Kia, Nissan Fiat und anderen Herstellern. Mitglieder des Verkehrsclubs können die Fahrzeuge im so genannten „Brandspace“ der ADAC-Fahrzeugwelt zu Sonderkonditionen leasen oder finanzieren. Zu Kundenvorteilen von mehreren hundert Euro etwa beim nagelneuen Nissan Ariya.

Auch Wallboxen zum Laden der Stromer können dank einer Kooperation der ADAC-Wirtschaftssparte mit dem Energieversorger E.On zu einem „Vorteilspreis“ bezogen werden. Ebenso wie eine Ladekarte. Wer mit der ADAC e-Charge-Karte (oder App) den Strom bezieht, zahlt an den öffentlichen Ladestation der EnBW nur 51 Cent pro Kilowattstunde – 10 Cent weniger als mit einer Ladekarte der EnBW ohne Vertragsbindung. An Stationen anderer Betreiber beträgt die Ersparnis bei 60 Cent/kWh immerhin noch fünf Cent.

Gelbes Ökosystem
Rund um die Elektromobilität hat der Verkehrsclub ADAC eine Vielzahl von Dienstleistungen und Sonderangeboten für seine Mitglieder aufgebaut. Elektroautos, Wallboxen, Ladekarten. Nun gibt es Photovoltaik-Anlagen obendrauf. Grafik: ADAC

Und mit ADAC Solar kommt zu diesem grünen (oder gelben?) Ökosystem nun ein weiterer Baustein hinzu. Nämlich die Möglichkeit, das Elektroauto über die Wallbox mit selbst erzeugtem Solarstrom zu „füttern“. Für seine neue „Antriebsoffensive“ ist ADAC SE eine Kooperation mit dem Start-up Zolar eingegangen. Das Unternehmen aus Berlin hat seit der Gründung in 2016 bundesweit mithilfe von rund 400 Installationsfirmen bereits über 10.000 Photovoltaik(PV)-Anlagen auf Eigenheimen montiert. Nach eingehender Beratung und Planung, unter Verwendung von Solarmodulen aus dem eigenen Einkauf, zum Kauf oder im Mietmodell.

50-prozentiger Energie-Zuschlag durchs E-Auto

Die Idee zu der Kooperation hatte Sascha Coccorullo, der als Strategiechef beim ADAC für die Entwicklung neuer Geschäftsfelder zuständig ist. „Für den Hochlauf der Elektromobilität“, hat er erkannt, „brauchen wir dringend mehr Tempo beim Ausbau der nachhaltigen Stromerzeugungs- und Ladeinfrastruktur“. Als eine Art „Brandbeschleuniger“ für seine Pläne hätte dann im vergangenen Jahr die rasante Verteuerung der Strompreise in Deutschland gesorgt. Wie Zolar-Gründer Alex Melzer bestätigte, sei darüber das Interesse vieler Privathaushalte an einer eigenen Stromerzeugung stark gestiegen: Über Auftragsmangel könne sich sein Unternehmen derzeit wirklich nicht beklagen. Wobei der Umstieg vieler Menschen auf ein Elektroauto nur ein Treiber sei.

Sektorenkopplung daheim
Die Solaranlage auf dem Dach ist die perfekte Ergänzung zum Elektroauto samt Ladestation. Nicht nur unter Öko-, sondern langfristig auch unter Kostenaspekten.  Foto: ADAC/Martin Hangen
Sektorenkopplung daheim
Die Solaranlage auf dem Dach ist die perfekte Ergänzung zum Elektroauto samt Ladestation. Nicht nur unter Öko-, sondern langfristig auch unter Kostenaspekten. Foto: ADAC/Martin Hangen

Aber er ist kein geringer. „Wenn ich die Möglichkeit habe, mein Elektroauto daheim zu laden, dann stellt sich meist auch die Frage: Wo kommt der Strom her?“ Durch den Stromer in der Garage, rechnete Coccorullo im Gespräch mit EDISON vor, steige der Energiebedarf eines Vier-Personen-Haushalts von im Schnitt 4500 Kilowattstunden (kWh) im Jahr mindestens auf 7000 oder gar 8000 kWh. „Das ist ein 50-prozentiger Energiezuschlag quasi über Nacht.“ Um die Mitglieder mit Eigenheim und E-Auto auch an der Stelle mit einer PV-Anlage zu entlasten, sei er schon vor einem Jahr auf dem Solarmarkt auf Suche gegangen – und habe mit Zolar nun einen kongenialen Kooperationspartner gefunden.

Ökosystem aus der „gelben Hand“

Trotz eines gemeinsam entwickelten Solar-Rechners (der ermittelt, wie viel Kilometer das Elektroauto mit dem selbst produzierten Solarstrom rollen kann) ist Zolar der Haupt-Ansprechpartner für die ADAC-Mitglieder – inklusive der Organisation der Montage sowie der Rechnungstellung. Aber natürlich gibt es für die Mitglieder des Club wieder handfeste Vorteile: Wer über die eigens eingerichtete Website Kontakt mit Zolar aufnimmt und eine PV-Anlage ordert, bekommt nicht nur eine kostenlose Beratung, sondern darüber hinaus ein Solarmodul im Wert von rund 350 Euro geschenkt. Zolar hat das Ziel, allein 2023 zehntausend PV-Systeme auf deutschen Eigenheimen zu montieren. Wie viele davon durch die Kooperation mit dem ADAC zustande kommt, mag derzeit aber noch keiner der beiden Partner beziffern. Das Potenzial sei riesig, da sind sich die beiden Strategen einig: Von den 16 Millionen Eigenheimen in Deutschland hätten erst zwei Millionen eine Solaranlage auf dem Dach. Und der Zolar-Chef versprach Interessenten rasche Hilfe: Wer jetzt bestellt, soll noch in diesem Jahr Sonnenstrom selbst generieren können.

Montage von Solarmodulen auf einem Hausdach Über die Plattform Selfmade Energy können Hausbesitzer ermitteln, wie viel Sonnenstrom sie mit PV-Modulen gewinnen können - und was die Anlage kostet. Solarenergie

Coccolullo ist in Gedanken sogar schon einen Schritt weiter: Er möchte bald das Elektroauto samt Wallbox und PV-Anlage gebündelt in einem Paket anbieten. „Alles aus der gelben Hand – das bietet sich doch an.“ Zolar bietet auch Heimspeicher an, mit denen der Sonnenstrom für die Nacht oder Tage mit dichter Wolkendecke einlagern kann. 90 Prozent der Zolar-Kunden ordern laut Melzer derzeit einen derartigen Speicher, um sich vom öffentlichen Stromnetz unabhängiger zu machen.

ADAC: Heimspeicher keine Ladestation

Coccorullo räumte im Gespräch mit EDISON allerdings mit dem Mythos auf, wonach ein Heimspeicher die perfekte Ergänzung zum Elektroauto sei. „Man kann zur Not sicher mal den Akku über den Heimspeicher laden. Aber das ist unter Effizienzgesichtspunkten nicht der beste Weg: Im Heimspeicher wird der Solarstrom als Gleichstrom gespeichert, kommt dann über den Wechselrichter als Wechselstrom ins Haus und wird dann über die Wallbox ins Auto gebracht, wo der Onboard-Lader ihn wieder in Gleichstrom umwandelt. Das bedeutet hohe Energie-Effizienzverluste.“ Außerdem habe der Akku eines Elektroautos heute im Schnitt zwischen 60 und 80 kWh Speicherkapazität, ein Heimspeicher durchschnittlich 10 – „der Stromspeicher fürs Hausnetz ist dann ratzfatz leergesaugt.“ Von dem Anwendungsfall rate der ADAC deshalb klar ab.

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