(Aktualisierung: 1. August) Wer einen Blick in die Berichte des europäischen Herstellerverbandes ACE wirft, kann in Europa einen klaren Trend zum Elektroauto zu erkennen: Ende Juni kletterte der Anteil der Stromer an den Neuzulassungen in der EU auf 15,6 Prozent. Im Jahr davor dümpelte er noch bei 12,4 Prozent. Vor allem in Deutschland (plus 35,1 Prozent) legten die rein batterieelektrisch angetriebenen Neuwagen-Zulassungen kräftig zu.
Mit zahlreichen neuen Modellen haben der Volkswagen- und Stellantis-Konzern, aber auch Hyundai/Kia die Nachfrage beflügelt. Vom Kleinwagen bis zum Mittelklasse-SUV gibt es mittlerweile Elektroautos in allen Größen und für alle Einsatzzwecke, mit großen Reichweiten und inzwischen auch zu erschwinglichen Preisen. So weit, so gut. Dass einige Ladestromanbieter gerade mal wieder die Preise für den Ladestrom anheben und gleichzeitig die Tarifstrukturen noch undurchsichtiger machen, ist da allerdings kontraproduktiv: Denn bei den Betriebskosten nähern sich Verbrenner und Stromer immer mehr an.

Wie viel der Strom am Ladepunkt kostet, hängt vom Betreiber und seinen Roaming-Partnern. Einen Überblick über die Preise geben Spezial-Apps wie die von Moovility. An den Ladesäulen selbst ist der Preis in der Regel nicht angezeigt.
So sorgen die Preisanhebungen einiger Ladenetzbetreiber in diesen Tagen ebenso für Irritationen wie die komplizierten Abrechnungsmodelle, die kaum mehr ein Nutzer versteht. Dabei sind die Kosten für eine Kilowattstunde Ladeenergie gerade im öffentlichen Bereich schon teuer genug. EnBW, einer der großen Ladenetzbetreiber, bietet die Kilowattstunde Energie in seinem Ladetarif S aktuell ohne Grundgebühr für 59 Cent an. Aktiviert die EnBW-Ladesäule ein E-Autofahrer ad hoc und ohne EnBW-Ladekarten, erhöhen sich die Strompreise auf bis zu 89 Cent/kWh. Selbst im Ladetarif M mit einer monatlichen Basisgebühr von 9,90 Euro reduziert sich der Preis für EnBW-Kunden auf gerade einmal 49 Cent.
„Die großen Ladeanbieter mauern sich ein, das Roaming kommt an seine Grenzen“, kommentiert Ludwig Hohenlohe, der CEO des Datenspezialisten Charging Radar die Preisentwicklung. Das von dem ehemaligen BMW-Manager geleitete Münchner IT-Unternehmen analysiert seit Jahren die Entwicklung der öffentlichen Ladeinfrastruktur und hat genaue Daten nicht nur über die Zahl der Ladesäulen und deren Auslastung, sondern auch über die Preise, die dort erhoben werden. Einige davon seien inzwischen geradezu „prohibitiv“ – abschreckend hoch.
Bis zu 88 Cent pro Kilowattstunde
Auch die in seiner Heimatstadt. Der lokale Anbieter SWM will dort für eine Kilowattstunden Wechselstrom am „Schnarchlader“ inzwischen 49 Cent und für die DC-Schnellladung 69 Cent haben. Noch teurer werden kann es in manchen anderen Städten: Bis zu 84 Cent/kWh werden etwa an öffentlichen Ladesäulen aufgerufen, die im Kölner Umland von Vaylens, einer Software-Tochter des Autozulieferers Kostal, betreut werden. Wohlgemerkt für Wechselstrom, an einem AC-Lader, der maximal 22 kW abgibt. Da hilft nur, vor der Aktivierung des Ladeplatzes zunächst in der Smartphone-App etwa von Moovility, über welchen Ladedienst der Strom an der Säule am günstigsten bezogen werden kann – für 49 Cent oder im schlechtesten Fall für 88 Cent/kWh.

Früher konnten Kunden des Discounters ihr Elektroauto kostenlos laden. Inzwischen werden auch hier für den Strom Preise zwischen 29 und 79 Cent pro Kilowattstunde aufgerufen – je nachdem, mit welcher Ladekarte oder -App die Säule aktiviert wird.
Nicht viel besser sieht es bei dem Schnelllade-Anbieter Ionity aus, hinter dem ein Konsortium aus der Volkswagen-Gruppe, BMW, Mercedes-Benz, Ford und Hyundai/Kia steht. Gerade die sollten eigentlich ein gestiegenes Interesse daran haben, dass der Umstieg auf die Elektromobilität reizvoll erscheint und so schnell als möglich gelingt. Ohne eine monatliche Grundgebühr liegt der Mindestpreis für eine Kilowattstunde an den Ionity-Säulen aber bei stattlichen 70 Cent. Nur mit einem entsprechen Laufzeitvertrag nebst Mindestgebühr reduziert sich der Preis auf 39 oder 49 Cent. Wer vor Ort einfach an die Ladesäule fährt und per Kreditkarte bezahlt, zahlt sogar 75 Cent pro Kilowattstunde.
Zum Vergleich: In Skandinavien oder den USA wird für den Strom am HighPower-Charger umgerechnet weniger als 40 Cent aufgerufen. Und wie unser Korrespondent in China berichtet, betragen im Reich der Mitte die Strompreise an öffentlichen Ladestationen umgerechnet zwischen 10 und 15 Cent, beim teuersten Anbieter aktuell 31 Cent/kWh. Wer sein Elektroauto daheim an der Wallbox lädt, muss für die Kilowattstunde lediglich sechs Cent berappen – kein Wunder, dass auf Batterieautos dort inzwischen 36 Prozent aller Neuzulassungen entfallen.
Tesla und Shell zeigen sich flexibel
Der ADAC hatte jüngst erst beklagt, dass sich die Ladetarife zwischen einem Nachtanken mit oder ohne Vertragsbindung allzu groß unterschieden. Nach den Erhebungen des Automobilclubs beträgt bei EnBW oder EWE Go der Abstand zwischen den Ladetarifen mit oder ohne Vertragsbindung zwischen 52 und 85 beziehungsweise zwischen 59 und 87 Cent/kWh. Die Absicht dahinter sei klar: Die Betreiber der Ladeinfrastruktur möchten Fahrer von Elektroautos dazu bringen, in einen Laufzeitvertrag einzusteigen, um so die Einnahmen besser kalkulieren zu können – und an die Daten der Elektromobilisten zu kommen.
Für die eigenen (zahlenden) Mitglieder hat der Automobilclub jetzt immerhin eine Sonderregelung mit dem Partner Aral getroffen: Ab 1. August können diese an den Schnellladesäulen des Tankstellenbetreibers den Strom günstiger laden. Statt 57 Cent kostet die Kilowattstunde dort exklusiv nur noch 55 Cent. Alle weiteren Tarife bleiben allerdings unverändert, schnelles Laden im Roaming-Netz von ADAC e-Charge gibt es weiterhin für 75 Cent/kWh.
Maingau dreht an der Preissschraube
Maingau, lange Zeit mehr als ein Geheimtipp unter Fahrern eines Elektroautos, hebt seine Preise Mitte August ebenfalls an. Die Kilowattstunde kostet an einem Schnellader, der oftmals noch nicht einmal Ladeleistungen von 300 kW oder mehr bietet, dann 0,62 Euro. An bestimmten Ladepunkten, unter anderem bei den beliebten Hyperchargern von Aral, Eon, EnBW oder EWE Go, sind es sogar bis zu 0,82 Euro. Nur an den müden AC-Ladern wird es für Maingau-Kunden 0,10 Euro pro kWh günstiger.

Shell Recharge hat im Juni an 1600 Ladepunkten im Land dynamische Ladetarife probeweise eingeführt. Je nach Verfügbarkeit von Strom und den Preisen an der Strombörse wird die Kilowattstunde für 44 oder 59 Cent an die Kunden abgegeben. Foto: Rother
Dankenswerterweise sind nicht alle Ladenetzbetreiber auf das schnelle Geld aus. Tesla hat seine Ladepreise gerade gegen den Trend gesenkt, zumindest außerhalb der Stoßzeiten. Denn anders als andere Anbieter variieren die Preise an den Tesla Superchargern. Zwischen Mitternacht und 8 Uhr morgens kostet hier der Gleichstrom zwischen 32 und 56 Cent pro Kilowattstunde, zwischen 8 und 22 Uhr zehn Cent mehr. Wer als Fahrer eines Elektroautos einer Fremdmarke günstiger laden will, muss mit Tesla einen Vertrag abschließen. Gegen Zahlung einer Monatsgebühr von 11,99 Euro sinkt der Kilowattstundenpreis dann auf 40 Cent.
Shell senkt übers Wochenende die Strompreise
Und auch Shell Recharge hat seine Preise gesenkt – leider nur kurzfristig. „Von Freitag, 1. August, 10:00 Uhr bis Sonntag, 3. August, 23:59 Uhr senkt das Energieunternehmen die Preise an allen Recharge Ultraschnellladesäulen in Deutschland auf 0,39 €/kWh – rund 20 Cent unter dem aktuellen Durchschnittspreis“, teilte Shell diese Woche mit. Die Ladevorgänge müssen dazu mit der Ladekarte oder Smartphone-App von Shell Recharge gestartet werden. Auch gilt der Sonderpreis nur für die Shell-eigenen Schnellladepunkte an den Tankstellen.

Schnelllader von Shell Recharge an einer Shell-Tankstelle in Hamburg mit Shell-Firmenwagen. Foto: Jewgeni Roppel für EDISON
„Wir wollen, dass E-Autofahrer von flexiblem Ladeverhalten profitieren und sie motivieren, Shell Recharge Ultraschnellladepunkte zu nutzen und die Vorteile unserer Recharge App und des e-Deals kennenzulernen“, begründete Tankstellenchef Florian Glattes die Aktion.
Shell Recharge hatte zu dem gleichen Zweck kürzlich unter dem Stichwort „e-Deal“ auch einen Versuch mit dynamischen Ladetarifen gestartet. An bundesweit 1600 Schnell-Ladepunkten wird der Strom je nach Angebot und Nachfrage schon für 44 Cent angeboten – statt für 59 Cent im Normaltarif mit der Shell Recharge-App. Ohne die kostet die Kilowattstunde bei Shell 79 Cent. Und eine „Transaktionsgebühr“ von 0,35 Euro pro Ladevorgang kommt noch obendrauf. „Solche Preise sind einfach nur gaga“, findet Hohenlohe.
Ärgernis Blockiergebühren
Ein stetes Ärgernis bleiben auch die Blockiergebühren, die viele Netzbetreiber oder städtischen Betreiber aufrufen, um zu verhindern, dass Elektroautos die ganze Nacht über an der Ladesäule stehen, ohne Strom zu laden. EnBW oder EWE Go verlangen diese – ebenso wie viele Ladesäulen von Stadtwerken – bereits ab vier Stunden Ladezeit. In der Regel beträgt die Strafe für zu langes Parken zwischen 2 und 10 Cent – pro Minute. Das kann ordentlich ins Geld geben. Bei einigen Ladestromanbietern ist die Blockiergebühr deshalb auf 12, 20 oder 24 Euro gedeckelt. Und in Berlin seit Anfang Juli zumindest in der Zeit zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens aufgehoben. Allerdings nur für die Kunden der Stadtwerke. Wer blickt da noch durch?
(Mit zahlreichen Ergänzungen von Franz Rother)
Zu den sieben Plagen der Endzeit aus der Bibel kommt eine achte dazu: Die Preise, die für eine Kilowattstunde von modernen Wegelagerern an Ladestationen in Europa verlangt werden.
In Kroatien wurden mir zuletzt 89 Cent pro kWh verrechnet. Für langsames Laden mit 11 kWh. Für meinen ins Netz gelieferten Sonnenstrom bekam ich in der Heimat zuletzt 5,8 Cent.
In Österreich ist das Laden möglichst unübersichtlich und damit schwierig zu vergleichen. Bei der EVN-Lade-App zahle ich bis zur 50. kWh 65 Cent fürs Schnellladen und danach 50 Cent. Toll: Ohne Roamingaufschlag, wenn ich in ganz Österreich bei Partnerstationen lade.
Die KELAG nimmt von Standard-Kunden 10,80 Euro pro Monat Fixgebühr und dann 63,6 Cent bei KELAG-Ladepunkten und 66 Cent bei den Partnern.
Die Wien-Energie verrechnet 0,38 Cent an ihren Ladepunkten. Völlig ohne Monatsgebühr und bei Ladevorgängen bei Partnerstationen 55 Cent.
Bei der EVN würden 100 kWh also mit 57,5 Euro verrechnet und damit sollte ich mit 15 kWh Verbrauch auf 100 Kilometer etwa 660 Kilometer weit kommen.
Im Wiener Netz käme ich auf 38 Euro und bei der KELAG fielen 74,40 Euro an. Oh: Fast das Doppelte!
Attraktiv ist da die Lösung, die Ionity beim Schnellladen anbietet: Bei einer Monatsgebühr von 11,99 Euro kostet die geladene kWh in Österreich, Deutschland und anderen Ländern 39 Cent.
Um 39 Cent kann man auch bei LIDL Strom schnellladen. Sogar im Ausland, aber dort meist mit Bedienungsschwierigkeiten wegen der Sprachen.
Wie sieht es in China aus, das längst weltgrößter E-Autoerzeuger ist? Zu Hause kann man für 6,5 Cent, unterwegs – gestaffelt nach Zeiten – um im Schnitt 11 bis 13 Cent laden. Wobei zur allerteuersten Zeit ohne Mitgliedschaft 33 Cent verrechnet werden.
Was unsere Wettbewerbshüter dazu wohl sagen?
Wenn man in der MOOVILITY App den Filter benutzt , können mit Kreditkartenzahlung auch nur 0,39€ für DC pro kWh an Kosten entstehen. Einfach mal ein wenig mit der App spielen
Danke für den Hinweis
Ich lade immer nur bei Tesla, die anderen lasse ich bislang alle immer links liegen.
Ich habe auch alle Lade Karten in den Müll geworfen und die Apps gelöscht. Mir ist völlig unklar, warum ich so ein „System“ unterstützen soll.
Man stelle sich nur mal vor, das wäre an den Benzin Tankstellen auch so gewesen, dass man jedes Mal eine seiner 8 Tank-Karten zeigen muss und jede hat andere Preise zu bestimmten Uhrzeiten. Mir ist völlig unklar, warum sowas bei Elektro erlaubt ist.
Etwas tendenziös formuliert.
Unter dem Bild der Aldi Ladesäule ist die Rede von „Inzwischen werden auch hier für den Strom saftige Preise von bis zu 79 Cent pro Kilowattstunde aufgerufen – auch dann, wenn nur Wechselstrom mit bis zu 22 kW fließt.“
Laut Aldi Homepage:
Eine Kilowattstunde Strom kostet bei den ALDI SÜD Normalladestationen nur 29 Cent. Bei den Schnellladestation mit einer Nennleistung bis 50 kW kostet eine Kilowattstunde 44 Cent. Bei den Ultraschnellladestationen mit einer Nennleistung ab 150 kW beträgt der Preis für eine Kilowattstunde 47 Cent. Nutzt du Ladekarten von Drittanbietern, gelten deren Preise und Konditionen.
Das geht schon in Richtung Hetzerei und ist dem sonstigen journalistischen Niveau von Edison unwürdig.
Das hängt wohl vom Standort ab. In der geschilderten Szenerie – Standort Hennef an der Sieg – wird an der Ladesäule ja nach eingesetzter Lade-App oder -Karte ein Preis von 79 Cent aufgerufen. Aber ich habe den Text überarbeitet. Hetzen liegt uns fern.
Das mag in diesem Einzelfall stimmen, die Tendenz des Artikels ist jedoch korrekt.
Es gibt keinen echten Wettbewerb und der Bund fördert diesen auch nicht. Er hat lediglich mit Subventionen aus dem Steuertopf die Infrastruktur für diese Unternehmen gefordert und erlaubt ihnen nun sich mit dieser fremdfinanzierten Infrastruktur unreglementiert die Taschen voll zu machen.
Es ist der Klassiker wie schon bei der Atomkraft. Kosten spezialisieren Gewinne privatisieren. Das ist es wofür eine Merz Regierung eigentlich seit Jahrzehnten steht.
Schau mal in der App Ladefuchs , da kann mit der entsprechenden Karte die kWh 0,90€ kosten. Am besten nur mit Kreditkarte bezahlen , dann kostet es auch nur wie oben angegeben.
Deshalb immer mit der App Ladefuchs arbeiten, wenn man irgendwo unterwegs ist und keine Preise angegeben sind
Es wollen einfach zu viele sich die Taschen voll machen. Ich frage mich wie Tesla das geschafft hat ohne Förderung ein ansich tolles Ladenetz aufzubauen und die Kosten für den Strom auch bezahlbar macht. Ganz verraten müssen ja Kunden sein, die mit der Chargemap Ladekarte laden. Warum kassieren die an der Aral Säule 1,05€ pro KWh ab ? Aus meiner Sicht Ist das Nepp hoch 3. Vor allem haben die keine eigenen Ladesäulen, die vermitteln nur. Für mich ein Nogo
Mehr als alle Förderungen würde es helfen, wenn die Politik eine einzige Maßnahmen durchsetzt:
Roaming des persönlichen Haustromtarifs an alle Ladepunktes in Deutschland.
Wieso soll, was bei Hausstrom funktioniert nicht auch auf die Ladesäulen ausgedehnt werden?
Mit dieser einen Maßnahme erschlägt man quasi alle aktuellen Probleme für Verbraucher.
– Kein Tarifdschungel. Man lädt überall zum vereinbarten Preis seines Haustromtarifs.
– Komplizierte Bezahlarten und zahlreiche Bezahlkarten an den Säulen entfallen. Eine für alle.
– Abrechnung erfolgt übersichtlich über persönlichen Stromanbieter.
-Preissicherheit für die gesamte Vertragsdauer.
Einzig der politische Wille fehlt. Vorher schon schwer und mit der Industrielobbypartei CDU an der Regierung wird dieser Verbraucherorientierte und praktische Ansatz wohl ein Traum bleiben.
Schau mal in der App Ladefuchs , da kann mit der entsprechenden Karte die kWh 0,90€ kosten. Am besten nur mit Kreditkarte bezahlen , dann kostet es auch nur wie oben angegeben.
Deshalb immer mit der App Ladefuchs arbeiten, wenn man irgendwo unterwegs ist und keine Preise angegeben sind
chargeprice.app 🙂