Die Nachfrage nach Wallboxen ist im vergangenen Jahr aufgrund des Förderprogramms der Bundesregierung massiv gewachsen, jetzt gibt es ein neues Programm für gewerbliche Nutzungen. Ihre Produktion, so vermute ich, ist gerade voll ausgelastet.

Lazzaro: Mehr als das. Den Auftragsbestand aus dem vorigen Jahr haben wir noch nicht komplett abarbeiten können. Denn die tolle Förderung kam genau zu dem Zeitpunkt, als eine Chipkrise ausbrach. Und jede Ladestation hat heute einen kleinen Rechner und damit mindestens einen Chip an Bord. Trotzdem haben wir unseren Absatz hoch zweistellig, vorübergehend sogar dreistellig steigern können. Im letzten Jahr um 85 Prozent. In Summe kamen wir dadurch auf rund 100.000 Ladepunkte im Jahr, die wir gebaut haben – das meiste davon waren Wallboxen.

Was haben Sie sich für dieses Jahr vorgenommen?

Wir hatten uns 160.000 vorgenommen. Mal gucken,wo es hinläuft. Das hängt davon ab, wann in Shanghai der Hafen wieder aufmacht.

Das ist der eine Teil des Geschäfts, das andere sind Ladekabel. Schlägt sich der Mangel an Chips für die Fertigung von Fahrzeugen auch bei Ihnen nieder, etwa in Form zurückgehender Orders?

Natürlich spüren wir, dass viele Elektroautos jetzt nicht gebaut werden können. Einige Autohersteller lassen die Kabel auch auf Vorrat produzieren, andere drosseln. Es gibt beide Entwicklungen. Es ist aber auf jeden Fall sehr volatil geworden.

Mennekes hat trotzdem eine neue, sehr schicke Firmenzentrale hochgezogen, expandiert weiter. Man sieht: Ein neues Kapitel der Firmengeschichte hat begonnen. Ihr Vater spielt keine aktive Rolle mehr?

Mennekes Aus dem operativen Geschäft des Unternehmens hat er sich schon vor einigen Jahren zurückgezogen. Er verfolgt die Entwicklung natürlich intensiv und wir stehen darüber im regelmäßigen Austausch. Er freut sich über die positive Entwicklung – wir sind jetzt bei 1500 Mitarbeitern angekommen. Und dieses Jahr sollen noch einmal 200 dazukommen. Es geht wirklich vorwärts im Sauerland. Das freut ihn sehr.

Sie sind schon ein anderer Typus Mensch als Ihr Vater?

Ich bin sicher keine Kopie meines Vaters, bin beispielsweise nicht so fußballverrückt wie er.

Kein Fan des FC Bayern?

Nein. Aber was uns eint, ist das Wertefundament eines klassischen mittelständischen Unternehmers, der verantwortlich handeln möchte. Das prägt die Kultur in diesem Unternehmen, für die mein Vater die Grundlagen gelegt hat. 

Arbeiten im Grünen 
In Welchen-Ennest hat Mennekes einen neuen, hochmodernen Verwaltungssitz samt Kundenzentrum hochgezogen. Kälte- und Wärmespeicher sorgen dafür, dass die Abwärme von Maschinen und Anlagen aus den benachbarten Produktionsstätten eingefangen und zum Heizen oder Kühlen verwendet werden. Und jede Menge Ladeplätze für Elektroautos gibt es natürlich auch.
Arbeiten im Grünen
In Welchen-Ennest hat Mennekes einen neuen, hochmodernen Verwaltungssitz samt Kundenzentrum hochgezogen. Kälte- und Wärmespeicher sorgen dafür, dass die Abwärme von Maschinen und Anlagen aus den benachbarten Produktionsstätten eingefangen und zum Heizen oder Kühlen verwendet werden. Und jede Menge Ladeplätze für Elektroautos gibt es natürlich auch.

Ist der Standort mitten im Sauerland eigentlich eher ein Vorteil oder ein Nachteil – zum Beispiel bei der Personalgewinnung. 

Lazzaro: Es gibt schon eine Menge schlauer Sauerländer. Und natürlich auch viele schlaue Siegerländer. Wir haben unser Einzugsgebiet vergrößert – auch durch Home Office. Für Mitarbeiter aus Köln, Dortmund und Iserlohn ist die lange Wegstrecke dann nicht mehr so schlimm, weil sie nur zweimal die Woche nach Kirchhundem kommen.

Mennekes: Die Region ist auch weit besser als ihr Ruf. Wir leben hier wirklich im Grünen. Wir haben hier wunderbare Arbeitsplätze und sind auch gar nicht so weit weg vom Schuss: In einer dreiviertel Stunde ist man in Köln auf der Domplatte, in einer dreiviertel Stunde in Dortmund. Wir haben hier das Beste aus beiden Welten – Stadt und Land. Im Südsauerland, Kreis Olpe,  ist alles möglich: Wir machen die Arme weit auf.

Ein neues Hauptquartier in der Großstadt war nie eine Option?

Wir können nicht alles hier am Standort machen. Deshalb haben wir in Rumänien eine neue Fertigung für Ladekabel, auch einige Tochtergesellschaften im Ausland. Aber grundsätzlich stand nie zur Debatte, dass wir unseren Hauptstandort hier aufgeben, weil tatsächlich auch ein Großteil der Mannschaft aus der Region kommt.

Sie haben das Geschäft das Unternehmens ausgebaut, mit Automotive Components und Chargecloud neue Aktivitäten gestartet. Wohin führt die Strategie?

Lazzaro: Das Geschäftsfeld Elektromobilität hat das viel größere Potenzial als das Feld der Industrie-Steckvorrichtungen. Hier sind viele neue Kompetenzen erforderlich. Elektromechanik können wir seit über 80 Jahren, aber es gehört auch Elektronik und Software dazu. Das konnten wir damals nicht. Aber es ist nicht schwierig, neues Wissen an Bord zu holen, wenn man nicht alles selbst macht, sondern Kooperationen eingeht. Darüber ist Chargecloud entstanden. Hier geht es um die digitale Bewirtschaftung von Ladeinfrastruktur. Wir haben die RheinEnergie als Energieversorger und die PowerCloud als Software-Anbieter für die Energieversorger-Welt als Partner. Davon lernen wir. Und ich glaube, dass da noch einige Dinge vor uns liegen in der Zukunft, wo solche Kooperationen sinnvoll sind, weil das Feld so riesig ist.

„Wir denken in Lösungen.“

Christopher Mennekes

Was ist denn noch alles auf dem Feld?

Das Wichtigste ist, dass wir nicht nur ein Produkt, sondern eine Lösung anbieten. Um eine Wallbox zu installieren, um den Strom abzurechnen, die Anlage zu warten und ins Smart Home oder das Energiemanagement eines Unternehmens zu integrieren. Wir bieten unsere Wallboxen heute schon im Paket mit der Montage an.

Das ist aber noch sehr praktisch und im Digitalbereich. Man könnte natürlich da auch Dienstleistungen rund um Lademöglichkeiten kreieren.

Mennekes:  Das tun wir auch. Mennekes ist längst nicht mehr nur ein Hersteller von Hardware, sondern ein Dienstleistungsunternehmen: Wir denken in Lösungen. 

Lazzaro: Ich habe da ein schönes Beispiel. Wenn ein großes Unternehmen den Fuhrpark auf Elektroautos umstellt, werden die Autos nicht nur am Firmenparkplatz geladen, sondern an mehreren Standorten. Und vor allem zuhause. Dafür haben wir ein Lösungspaket entwickelt, mit Wallbox und allem Drum und Dran. Und wir bieten eine Website, über die das Unternehmen alles organisieren kann. Die Wallboxen werden immer intelligenter. Sie müssen vernetzt sein, weil sie am Ende des Tages Teil des Smart Homes oder sogar der Smart Grids sein werden.

Mennekes: So können wir zukünftig Millionen von Fahrzeugbatterien nutzen, um erneuerbare Energien zu speichern, wenn wir die Autos gerade nicht nutzen.

Mehr als nur Hardware 
"Das Wichtigste ist, dass wir nicht nur ein Produkt, sondern eine Lösung anbieten. Um eine Wallbox zu installieren, um den Strom abzurechnen, die Anlage zu warten und ins Smart Home oder das Energiemanagement eines Unternehmens zu integrieren."
Mehr als nur Hardware
„Das Wichtigste ist, dass wir nicht nur ein Produkt, sondern eine Lösung anbieten. Um eine Wallbox zu installieren, um den Strom abzurechnen, die Anlage zu warten und ins Smart Home oder das Energiemanagement eines Unternehmens zu integrieren.“

Das setzt voraus, dass dieWallbox den Strom in beide Richtungen leiten können: Ins Auto, aber auch aus dem Auto ins Haus oder zurück ins Netz.

Lazzaro: Das werden sie auf jeden Fall können. Ich glaube, dass das Zurückgeben der Energie ins Haus schneller kommt, als dass wir es ins Netz geben können. Denn  zu Hause ist alles meins – ich kann selber entscheiden, was ich tun möchte. Dafür brauche ich auch keine separaten Tarife. Wenn ich es ins Netz geben muss, ist die Technologie die gleiche. Aber es hängen komplizierte Geschäftsmodelle dahinter. Das wird deshalb wohl ein bisschen länger dauern.

Sie arbeiten also schon dran, Wallbox bidirektional ladefähig zu machen?

Wir arbeiten im Moment im Rahmen der Standardisierung daran, weil das Ganze überall gleich sein muss. Wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht, funktioniert das nicht.

Das läuft dann auf eine Gleichstrom-Wallbox hinaus?

Das bidirektionale Laden funktioniert mit Gleichstrom wie mit Wechselstom. Es ist beides möglich. Aber das DC-Laden ist nach wie vor deutlich teurer als das AC-Laden.

Braucht es aus Ihrer Sicht eine Fortsetzung des Förderprogramms für Wallboxen?

Mennekes: Wir brauchen es auf jeden Fall. Aber es wäre ganz gut, wenn man dann ein bisschen länger streckt und nicht alles in einem Jahr abwickelt. Das letzte Programm für Privatpersonen hätte man auf drei Jahre auslegen sollen – das hätte den gleichen Schub gebracht, wäre aber leichter abzuarbeiten gewesen.

Mennekes ist bis heute ein Familienunternehmen. Ich könnte mir vorstellen, dass andere Unternehmen sie gerne in ihr Portfolio aufnehmen würden.

Ja, solche Anrufe gibt es, denn wir werden als innovatives Unternehmen wahrgenommen. Aber kaufen kann man uns nur Stecker für Stecker.

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2 Kommentare

  1. J. Dreker

    Vielen Dank für die Übersendung des Newsletters . Ich bin immerwieder begeistert von der Aktualität und ausführlichen Information .

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    • Franz W. Rother

      Gerne doch. Für Mitglieder gibt es sogar noch einen zweiten – und viel mehr.

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