Webasto, bayerischer Autozulieferer und Spezialist für Dachsysteme aus Stockdorf, hat unter dem Namen „EcoPeak“ ein besonders leichtes Solardach für Elektroautos vorgestellt, das bis zu 350 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen kann – abhängig vom Fahrzeug und den örtlichen Klimabedingungen. Ein kompaktes E-Auto mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 14 kWh/100 km könnte mit der Energiemenge bis zu 2500 Kilometer zurücklegen. Nötig wäre dafür lediglich eine Fläche von einem Quadratmeter auf dem Fahrzeug.
Das „EcoPeak“-Konzept besteht aus dreieckigen Silizium-Solarzellen, die in einem wabenförmigen Matrixmuster angeordnet sind und sowohl die Heckscheibe des Fahrzeugs als auch den Dachbereich abdecken. Um den CO2-Fußabdruck möglichst klein zu halten, setzt Webasto bei dem System vor allem auf biobasierte und recycelte Materialien. So ist das Rolle, mit dem das teildurchlässige Solardach verschattet werden kann, aus wiederaufbereiteten Plastikflaschen gefertigt.
„Das Design der Solarzellen und Module wurde von Webasto intern in unserer F&E-Abteilung entwickelt. Wir haben auch mögliche Zulieferer für eine zukünftige Hardware-Ausführung dieses Konzepts untersucht“, erklärt Maximilian Hofbeck, Direktor für Produktmanagement und Nachhaltigkeit.
Solar-Pioniere Sono Motors und Lightyear
Die Idee, bei Elektroautos einen Teil der Antriebsenergie mit integrierten Solarzellen zu generieren, verfolgen Fahrzeughersteller und Zulieferer schon eine ganze Weile. Der aktuelle Toyota Prius etwa ist gegen einen Aufpreis von knapp 3000 Euro verfügbar, das „bei optimalem Einfall von Sonnenlicht“ eine zusätzliche elektrische Reichweite von bis zu 8 Kilometern am Tag sorgen soll – „kostenlos und ganz ohne Stecker“, wie der Hersteller wirbt. Das niederländische Startup Lightyear aus Eindhoven wollte bei seinem 250.000 Euro teuren Solar-Stromer „Lightyear One“ mithilfe von Maxeon-Solarzellen des Zulieferers SunPower auf einer Karosseriefläche von fünf Quadratmetern sogar täglich Strom für 80 Kilometer Reichweite generieren.
Und auch Sono Motors aus München sah bei seinem Solar-Elektroauto „Sion“ ein großflächige Beplankung mit 248 Photovoltaik-Elementen vor. Die zusammen mit dem finnischen PV-Zellen-Spezialisten Valoe entwickelten Elemente hätten theoretisch bis zu 1000 Watt erzeugen können. Bei konstanter Sonneneinstrahlung seien damit bis zu 245 Kilometer zusätzliche Reichweite pro Woche drin gewesen – wenn denn das Fahrzeug in Serie gegangen wäre. Aber wie der Lightyear One scheiterte das Projekt kurz vor der Markteinführung. Inzwischen fokussieren sich beide Unternehmen auf das Geschäftsmodell Sonnenkraft und die Ausrüstung von Bussen, Kühl-Aufliegern und Wohnmobilen mit Solarzellen zur Spritersparnis.
Vorerst nur eine Machbarkeitsstudie
Webasto hingegen zielt darauf ab, mit seinem „EcoPeak“-Dach die bestehende Fahrzeugflotte mit effizienteren und leichteren Dachsystemen zu erweitern. „Das EcoPeak-Konzept bietet Automobilherstellern die Flexibilität, sich auf Nachhaltigkeit oder Ästhetik oder eine Kombination aus beidem zu konzentrieren“, wirbt Jan Henning Mehlfeldt, der bei das Autodachgeschäft verantwortliche Webasto-Vorstand. Je nach Ausrichtung können die Solarzellen auf unterschiedliche Weise angebracht werden – für maximale Effizienz oder mehr Komfort und natürliches Licht im Innenraum.
Ein weiterer innovativer Aspekt des EcoPeak-Systems ist die Verwendung von Polycarbonat aus biomassebilanzierten und recycelten Materialien anstelle von Aluminium, was eine Gewichtsreduktion um 40 Prozent ermöglicht. Diese Methode trägt dazu bei, fossile Ressourcen zu schonen und die Treibhausgasemissionen zu senken, ohne die Produktqualität zu beeinträchtigen.
„Interne Entwicklungen laufen für alle unsere Dachsysteme und wir nutzen die Erkenntnisse aus dem EcoPeak-Konzept, um eine breite Palette an nachhaltigen Lösungen für kundenspezifische Anforderungen anzubieten“, so Mehlfeldt. Wo das System erstmals zum Einsatz kommt, mag er allerdings noch nicht verraten. Kosten soll es soviel wie ein konventionelles Glasdachsystem – „mit einem entsprechenden Aufschlag für Innovationen“. Was immer das heißt.