Sind Elektroautos umweltfreundlicher als klassische Verbrenner und können sie sogar Teil einer Kreislaufwirtschaft werden? Diesen Fragen geht ein Report der Europäischen Umweltagentur (EEA) namens „Electric Vehicles from life cycle and circular economy perspectives“ nach. Die EEA ist eine EU-Agentur, die Umweltinformationen für Bürger und Politiker aufbereitet.

Das Elektroauto haben die Autoren dabei als „Schlüsselkomponente“ der künftigen Mobilität ausgemacht. Und, das können wir vorwegnehmen, Elektroautos sind schon heute deutlich klimafreundlicher als Verbrenner. Das ergibt die Lebenszyklen-Analyse, die die Autoren vornehmen. (Den Report können Sie hier herunterladen.)

Plug-in-Hybride deutlich sauberer als Verbrenner

Die meisten Emissionen des klassischen Autos entstehen bei seiner Nutzung. Ein Elektroauto mit Strom aus Windkraft wäre fast 90 Prozent sauberer – allein die ressourcenintensive Herstellung vor allem des Akkus bleibt. Aber: „Mit einer verstärkten Nutzung von Strom mit niedrigen Emissionen […] wird die CO2-Einsparung von BEVs relativ zu ICEVs steigen“, schreiben die Autoren. (BEV steht dabei für „Battery Electric Vehicle“, ICEV für „Internal Combustion Engine Vehicle“.)

Was die tatsächlichen Emissionen angeht, bezieht sich der Report auf die Studien, die wir auch für unsere CO2-Rechnung genutzt haben. (Und nach denen Elektroautos in Deutschland heute ab dem dritten Jahr sauberer sind als Verbrenner.) Schon Elektroautos mit Reichweitenverlängerer würden laut Studie 48 Prozent weniger CO2-Emissionen verursachen, Plug-in-Hybride 36 Prozent.

Saubere Energie macht das Auto auf allen Wertschöpfungsstufen sauberer: Das reicht vom Bergbau bis zum Recycling. Apropos: Die Wiederverwertung wird in Emissionsbetrachtungen oft ausgeklammert, weil die Daten fehlen. Die Autoren der EEA-Studie geben nun an, dass Recycling „den kleinsten Einfluss [auf die CO2-Emissionen] von allen Abschnitten des Lebenszyklus“ habe. Dennoch bemängeln sie die geringe Datenlage schon bei Zweitnutzungsszenarien wie dem Einsatz als lokaler Stromspeicher.

Elektroauto nicht automatisch umweltfreundlicher

Die lokalen Umweltfolgen hingegen lassen sich nicht so einfach zusammenfassen. Grundsätzlich besteht ein E-Auto aus weniger Teilen als ein Verbrenner – es hat aber einen höheren Bedarf an beispielsweise Kupfer für die Elektronik, Lithium für den Akku und Carbon für die leichte Hülle.

Einfach zusammenfassen lassen sich diese Faktoren nicht, weil jeder Hersteller anders baut. So gibt es Akkus, die viel Kobalt brauchen, andere können darauf verzichten.

Immerhin: Selbst wenn der Strom wahnsinnig dreckig sei, also komplett aus Braunkohlekraft stamme, hätten Elektroautos positive Gesundheitseffekte. Zwar stiegen die CO2-Emissionen, aber die lokalen Abgase würden sinken. Und Stickoxide und Feinstäube beim Kraftwerk kommen nicht in die Stadt, wo die meisten Menschen leben. Gleiches gilt für den Lärm. Für die Wasserqualität sei das Elektroauto hingegen schlechter, denn Kohlegewinnung und Verbrennung schaden den Gewässern mehr als Autoabgase.

Kreislaufwirtschaft im Blick

Der Bericht empfiehlt den Autobauern beziehungsweise der Politik, die Kreislaufwirtschaft im Blick zu behalten. „Zweitnutzung und Recycling müssen von Anfang an Teil des Fahrzeugdesigns sein“, schreiben die Autoren. Etwa durch eine Standardisierung der Akkus. Das könnte die Wiederverwertung der Zellen deutlich vereinfachen.

Aus Umweltgründen empfiehlt der Bericht einen Ausbau der Lade-Infrastruktur – denn E-Autos mit kleinem Akku sind ökologischer. Für jede Fahrt sollte das kleinstmögliche Auto (mit dem kleinstmöglichen Akku) genutzt werden – ein mit zunehmendem Carsharing gar nicht so abseitiges Ziel.

Viele Punkte, die aber auch zeigen: Das ökologische Verbesserungspotenzial von Elektroautos ist sehr groß. Die Sparmöglichkeiten von Verbrennern hingegen nicht. Mit der Elektromobilität, wenn sie an wichtigen Stellen organisiert und möglichst klimaneutral wird, lassen sich die weltweiten Emissionen langfristig merklich senken. Ohne dass Menschen auf Autos und Mobilität verzichten müssen.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert