Ein großes Problem des Klimawandels ist, dass er überwältigt. Unsere Alltagsprobleme erscheinen ja schon groß – wie soll man alleine das Weltklima retten? Klar ist: Es geht nicht allein. Selbst wer heute in den Wald zieht und als verschrobener Einsiedler lebt, ist machtlos. Stark sind wir Menschen nur, wenn wir zusammenarbeiten.
Aber: Wer aufopferungsvoll den eigenen CO2-Abdruck niederringt und 40 Kilometer zur Arbeit radelt, ist irgendwann frustriert, wenn er vom fünften SUV überholt wird. Schmeißt hustend die Brocken hin. Und kauft sich selbst einen 12-Liter-Land-Rover zum fröhlichen Mitdieseln.
Damit das nicht passiert, haben wir sechs Tipps gesammelt, wie Sie den CO2-Abdruck zumindest um ein Drittel reduzieren – ohne auch nur eine halbe Stunde Freizeit opfern zu müssen. Unsere CO2-Spartipps für ganz Faule:
Trinken Sie Leitungswasser – 30 Kilo CO2/Jahr
Ein Tipp vom Umweltministerium, denn Leitungswasser braucht keine Verpackung und ist schon deswegen umweltfreundlich. Schöner Nebeneffekt: Würde beispielsweise jeder Berliner auf Leitungswasser umsteigen, könnte die Stadt so 100.000 Tonnen CO2 im Jahr sparen. Das sind fast 30 Kilo pro Nase. Und es spart auch noch Zeit. Nachteil: Der schöne Trainingseffekt, den das Hochtragen von zwei Kästen in die vierte Etage hatte, fällt weg.
Wechseln Sie den Stromanbieter – 3570 Kilo CO2/Jahr
Es ist ein wahnsinnig alter Hut, deshalb in aller Kürze: Fast alle Öko-Strom-Tarife bringen nichts. Die Firmen dahinter labeln ihren Kohlestrom einfach um und kleben norwegische Wasser-Zertifikate drauf. Es gibt nur wenige Anbieter, die wirklich in Erneuerbare investieren. Seiten wie oekostrom-anbieter.info erklären das ausführlich. Ja, es ist etwas teurer. Das liegt aber teils auch an den transparenten Preisen, ohne Start-Boni oder Ähnliches.
Wichtig für uns: Der Wechsel dauert 20 Minuten. Aber die machen den Unterschied: Pro Kopf verbraucht der Deutsche rund 7300 Kilowattstunden im Jahr. Im Jahr 2017 lag der CO2-Emissionsfaktor für den Strommix in Deutschland nach ersten Schätzungen bei 489 Gramm pro Kilowattstunde. Macht 3570 Kilo CO2. Die sparen Sie im Schnitt. Das ist ein Drittel Ihrer kompletten Jahresemissionen. Wahnsinn. Und so einfach.
Kleiner Bonus: Nutzen Sie Ökostrom zur richtigen Zeit
Nicht nur ein Anbieterwechsel hat einen Effekt, sondern auch die Nutzungszeit – es gibt Momente, da ist es sonnig und windig und wir könnten alle fossilen Kraftwerke abschalten. Es wäre gut für das Klima, in diesem Moment nochmal das E-Auto zu laden oder die Wäsche zu waschen. Leider gibt es noch keine App, die anzeigt, wie hoch der aktuelle Ökostromanteil an Ihrer Steckdose ist. EnBW hat immerhin das E-Cockpit herausgebracht, dass die unternehmenseigenen Erneuerbaren-Anlagen in Echtzeit abbildet. Die Stromwetter-App von Vattenfall gibt es leider nicht mehr. Dass Menschen solche Apps gerne nutzen würden, haben zwei Forscherinnen der Washington State University im vergangenen Jahr herausgefunden. Wir vermuten: Solche Apps werden spätestens mit der Verbreitung von Smart Metern wieder kommen.
Nutzen Sie beim Carsharing ein E-Auto – 120 Kilo CO2/Jahr
Carsharing ist eine feine Sache für Wenig-Fahrer, denn man braucht kein eigenes Auto, keine Werkstattbesuche, keine Garage. Wer also nur 100 Kilometer im Monat fährt, ist mit Carsharing gut bedient. Die Durchschnittsemissionen auf 100 Kilometer liegen da bei einem Benziner bei rund 17 Kilo CO2, bei einem Stromer ohne Öko-Strom bei zehn Kilo weniger. (Eine genaue Rechnung finden Sie hier.) Wer jetzt beim Carsharing konsequent auf Elektromodelle umsteigt (und auf neun Verbrenner kommt beim Carsharing schon ein E-Auto), der spart 120 Kilo CO2 im Jahr. Egal ob stationär oder im unabhängigen „Free Floating“.
Ersetzen Sie Halogen-Leuchten durch LED – 80 Kilo CO2/Jahr
Halogenleuchten gibt’s ohnehin nicht mehr lange, Zeit für den Umstieg. Eine einfache E27 Birne kostet zwar fünf statt zwei Euro, spart das über die Stromkosten aber schon im ersten Jahr wieder ein und lebt laut Hersteller etwa fünfmal länger. In puncto CO2 sind wir bei 85 Prozent Einsparung, das sind über das Jahr bei einer Birne 7 statt 46 kWh, also 3,5 statt 23 Kilo CO2. Wer vier Lampen austauscht, spart im Jahr fast 80 Kilo CO2 ein.
Wer spitzfindig ist, kann natürlich einwenden, dass er ohnehin Ökostrom nutzt, aber selbst dann gäbe es einen CO2-Spareffekt von zwischen fünf und acht Kilogramm, je nach Strommix. Denn auch der Bau von Windrädern oder das Recycling von Solaranlagen geht nicht ganz ohne Energieeinsatz.
Essen Sie Speck statt Schnitzel – 220 Kilo Co2/Jahr
Der tatsächliche Einfluss von Tieren auf das Klima ist hochumstritten. Bis zu 60 Kilo CO2 pro Kilo Fleisch könnte er bei Rindern betragen – oder auch nur ein Sechstel. Wer nach Quellen sucht, stößt unweigerlich auf hochideologische Debatten – und auch sehr umstrittene Studien. Bleiben wir deshalb beim weniger umkämpften Schwein mit drei bis fünf Kilo CO2.
Ein kleines Rechenbeispiel zeigt, dass wir auch hier sparen können: Wer statt täglich Schnitzel (200 Gramm) mit Pommes auf Spaghetti Carbonara (50 Gramm Speck) umsteigt, spart im Jahr schon rund 55 Kilo Fleisch. Und entsprechend etwa 220 Kilo CO2. Was wir sagen wollen: Wer seinen Konsum leicht reduziert, kann sehr bequem den CO2-Fußabdruck verkleinern.
Jetzt können Vegetarier natürlich einwenden, dass sie noch mehr Emissionen vermeiden. Und Veganer können korrekterweise noch einen draufsetzen, denn Eier, Milch und vor allem Butter haben einen riesigen CO2-Abdruck. Aber wir haben ja bequeme Schritte versprochen, also bleiben Butter und Schinken erlaubt. Glück gehabt.
Kaufen Sie Second-Hand-Kleidung – 3,5 Kilo CO2 /Jahr
Second Hand: Ja, über Gebrauchtklamotten hängt eine schlammgrüne Öko-Aura, die manche Menschen abschreckt. Aber Sie sollen ja nicht gerade gebrauchte Unterhemden kaufen. Ein Kilo Kleidung aus zweiter Hand spart Ihnen 3,5 Kilo CO2 im Jahr. Das könnte eine Jacke sein, ein Schal oder ein T-Shirt mit zweifelhaftem Motiv, das der ursprüngliche Besitzer witzig fand, aber sich dann doch nicht zu tragen traute. Schlagen Sie zu!
Fazit: Fünf Maßnahmen für fünf Prozent Einsparung
Wasser, Licht, Auto, Kleidung, Fleisch: Schon fünf kleine Änderungen drücken den CO2-Abdruck mit wenig Aufwand um fast eine halbe Tonne CO2 im Jahr. Wenn Sie ein Durchschnittsdeutscher wären, hieße das: 8,6 statt 9,1 Tonnen im Jahr, rund fünf Prozent weniger. Die Top-Emissionsquellen sind aber weiterhin: Heizung, Verkehr und Strom – zumindest so lange Kohle, Öl und Gas involviert sind. Wer auf Ökostrom umsteigt, auf das Elektroauto oder – das ist vielleicht am schwierigsten – auf eine klimafreundliche Heizung, der zieht an den größten Hebeln. Es muss ja kein eigenes Blockheizkraftwerk werden, Biogas ist ja schon mal ein erster Schritt. Und dann drücken wir auch beim Wasser aus der Flasche ein Auge zu – versprochen.