Bei Mercedes („Das Beste oder nichts“) sind die Vollelektrischen derzeit leider noch etwas rar. Erst im ersten Quartal nächsten Jahres wird der schon gut bekannte EQC deutlich verspätet bei den Händlern sein, heißt es in den feinen Niederlassungen der Stern-Marke. Richtig, dieser mindestens 71.281 Euro teure, heftige 2,5 Tonnen schwere und bis zu 180 km/h flitzende 4,83-Meter-SUV mit der noch nicht so überzeugenden Reichweite von 374 bis 417 Kilometer. Allradantrieb, 300 kW (408 PS). Leasing? Holla, satte 700 Euro im Monat.
Das erschwinglichere, etwas flachere Kompaktmodell EQA (4,35 m), ein schicker SUV-Crossover, der im französischen Smart-Werk Hambach gebaut werden soll, kommt im Herbst nächsten Jahres zu den Händlern: über 200 kW (272 PS), bis zu 500 km Reichweite, preislich wohl unter 40.000 Euro. Und schon im ersten Halbjahr 2021 folgt der größere und höhere EQB, ein geräumiges SUV mit bis zu sieben Sitzen. Noch eine gute Nachricht: Im Sommer nächsten Jahres startet mit dem EQV die Elektro-Version der V-Klasse. Also dieser bis zu 160 km/h schnelle Kleinbus mit drei Sitzreihen, dessen 100-kW-Akku für knapp 400 km taugen soll. Anfang 2022 folgt die elektrische S-Klasse, für deren Reichweite standesgemäße 600 Kilometer prognostiziert sind.
Sie hätten da lieber was viel Günstigeres? Schon sind wir beim EQ fortwo von der Mercedes-Tochter Smart. Sein Facelift bringt ein schickeres Design, eine super Smartphone-Anbindung und mehr, aber nicht (wie mal geplant) einen einzigen Kilometer mehr Reichweite. Die 159 km, die in der Realität schnell auf rund 100 km schrumpfen, sind enttäuschend mager. Der neue Einstiegspreis wird im nächsten Monat bekannt gegeben, die ersten Exemplare sollen dann im April ausgeliefert werden. Kurzer Blick voraus: Die E-Technik der nächsten Generation (ab 2022) übernehmen die Chinesen vom Daimler-Großaktionär Geely. Dann, so wetten wir, geht es sofort über die 200 km bei der Reichweite. Na toll. Oder peinlich.
Pionier BMW droht den Anschluss zu verlieren
Ab nach München zu den Weiß-Blauen, aber bei BMW gibt es gerade gar keinen Grund zu aufgeregter Euphorie. Der knubblige i3, einst der E-Pionier, bekommt keinen Nachfolger, die rasante i8-Baureihe mit Hybridantrieb wird schon im Frühling eingestellt. Und noch immer starten neue Verbrenner-Dickschiffe wie der neue X6 mit der Monsterniere, ein schönes Feindbild für alle Öko-Aktivisten. Erst im Herbst nächsten Jahres erscheint die vollelektrische Version des Mittelklasse-SUV X3 (200 Kilowatt Leistung, gut 400 Kilometer Reichweite), die als Studie schon im Frühling 2018 auf der Pekinger Automesse gezeigt wurde und nun auch in China gebaut wird. Im ersten Halbjahr 2021 kommt dieses sehr bullig geratene, voll digitalisierte SUV-Coupé iNext (BMW: „Commanding Aura“), das dann wohl i5 heißen und in der Topversion mit bis zu 600 Kilometer elektrischer Reichweite aufwarten wird. Rund fünf Meter lang und 1,69 Meter hoch. Diesen Stromer, der drinnen die Aura eines hippen Boutique-Hotels verströmen soll, haben wir Ihnen schon im vergangenen Jahr vorgestellt. Über den Preis des Autos, das in Dingolfing gebaut wird, schweigt sich BMW noch aus, er wird kaum unter 70.000 Euro liegen.
Spannender für unsereins ist der im Herbst 2021 startende BMW i4, eine normalgewachsene, rund 250 kW starke, 200 km/h schnelle, optisch sehr coupéhafte Elektrolimousine auf Basis des neuen Vierer-BMW, die in vier Sekunden auf Tempo Hundert sprinten und ebenfalls bis zu 600 Kilometer Reichweite bieten soll. Klar, der i4 wird direkt gegen Teslas Model 3 positioniert, sein Preis könnte unter 45.000 Euro liegen. Andererseits: Bis 2021 dürften die Amis (und die Chinesen) längst mit neuer Konkurrenz kommen. BMW, früher ein Trendsetter, läuft da in Gefahr beim aktuellen Speed der Elektromobilität den Anschluss zu verlieren.
Auch die BMW-Tochter Mini kommt nicht so richtig aus den Puschen. Der elektrische Mini Cooper S E ist zwar schon bestellbar, aber erst im Frühjahr nächsten Jahres rollen nach Auskünften der Händler die ersten Autos aus dem englischen Oxford an. Wenn der Brexit nicht dazwischen funkt. Der Dreitürer nutzt den Lithium-Ionen-Akku (32,6 kWh) und den Antrieb des BMW i3. Seine Reichweite dürfte ergo höchstens 270 km betragen, dafür ist sein Kaufpreis von 32.500 Euro ganz schön happig.
Opel legt richtig los
Und weil wir gerade über die Briten reden, muss schnell eingeschoben werden, dass es bei Jaguar, abgesehen von sehr attraktiven, aber auch verdammt teuren SUV-Stromer I-Pace (79.450 Euro, 400 PS, bis zu 470 km Reichweite) erst mal kein weiteres vollelektrisches Auto gibt, wie wir aus dem Lande des Brexit gerade hören.
Zurück nach Deutschland, hier legt Opel jetzt richtig los. „Wir werden elektrisch“, hat der Chef Michael Lohscheller auf der IAA bekräftigt. Bis 2024 will er alle Modelle auch elektrifiziert anbieten. Den Anfang macht der Corsa-e, ab März für 29.900 Euro zu haben. Adrett, mit 4,06 Meter Länge schön handlich und mit 100 kW (136 PS) völlig ausreichend motorisiert. Bis zu 150 km/h Spitze, moderne Multimedia-Ausstattung. Tempo 100 geht in 8,1 Sekunden, und mit 330 km Reichweite hält der Rüsselsheimer länger durch als der E-Mini von BMW. Opel profitiert da von seiner Zugehörigkeit zum PSA-Konzern (Peugeot/Citroën), der Corsa nutzt nämlich die aktuelle E-Architektur der Franzosen. In der zweiten Jahreshälfte soll dann auch das kleine Opel-SUV Mokka X mit der gleichen Technik vollelektrisch fahren. Gute Aussichten.
Zum Schluss werfen wir in Teil 3 unserer Miniserie einen Blick auf die Modellplanung der Importeure und Newcomer. Den ersten Teil zu den Plänen im Volkswagen-Reich finden Sie hier.