Der koreanische Autokonzern Hyundai Motor will zusammen mit dem kalifornischen Auto-Startup Canoo eine neue Antriebsplattform für preiswerte Elektroautos der nächsten Generation entwickeln. Ausgangspunkt dafür ist das so genannte Skateboard-Konzept von Canoo: ein Skateboard-ähnliches Fahrgestell, in das Batterie, Elektromotor und Steuerungselektronik, aber auch Lenkung und Federung sowie die für das autonome Fahren erforderliche Sensorik und Aktuatorik ebenso platzsparend wie kostengünstig integriert sind. Auf diese leicht skalierbare Basis können dann leicht Karosserien der unterschiedlichsten Art und Größe montiert werden. Ein ähnliches Konzept verfolgt unter anderem der Volkswagen-Konzern mit seinem modular aufgebauten E-Antriebs-Baukasten (MEB).
Genutzt werden soll die Canoo-Architektur sowohl für Fahrzeuge der Marke Hyundai wie auch der Schwestermarke Kia. Details sollen Anfang März auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt werden. Dort wird Hyundai auch seine mittelfristige Elektrifizierungs-Strategie „Real Progress in the Air“ vorstellen sowie sein elektrisch angetriebenes Konzeptfahrzeug „Prophecy EV“, das am Beispiel einer fünf Meter langen Sportlimousine die neue Designsprache der Marke für das kommende Jahrzehnt repräsentiert.
Entwickelt wurde die innovative Fahrzeug-Architektur für Elektroautos in nur 19 Monaten von Canoo in Los Angeles. Gegründet wurde das Startup von dem ehemaligen BMW-Finanzvorstand (und Deutsche-Bank-Vorstand) Harald Krüger sowie dem früheren BMW-Manager Ulrich Kranz: Der Ingenieur gilt als Vater des BMW i3 und i8. 2016 hatte er den bayerischen Motorenbauer verlassen, als dieser die Investitionen in die Elektromobilität aufgrund ausbleibenden Markterfolgs wieder zurückfuhr. Wie Krüger heuerte er zunächst bei dem amerikanisch-chinesischen Elektroauto-Hersteller Faraday Future im kalifornischen Gardena an. Dort blieben die beiden BMW-Manager allerdings nur wenige Monate. Im Dezember 2017 gründeten sie in Los Angeles zusammen mit dem ehemaligen Opel-Chef und VW-Manager Karl-Thomas Neumann Evelozcity. Das Start-up wurde im März vergangenen Jahres in Canoo umbenannt und zählt mittlerweile über 300 Mitarbeiter.
Neumann hat sich aus dem Unternehmen zurückgezogen, Krause den Posten des CEO an Kranz übergeben, um künftig nur noch als Aufsichtsrat für Canoo tätig zu sein. Die ehrgeizigen Ziele sind jedoch geblieben. Canoo will Ende kommenden Jahres sein erstes eigenes Fahrzeug auf den Markt bringen: Einen elektrischen Kleinbus, der zumindest teilautonom fährt und inklusive Versicherung und Service gegen einen monatlichen Betrag abonniert werden kann.
Produzieren will Canoo sein „Multi-Purpose-Vehicle“ allerdings nicht selbst – der Aufbau einer eigenen Fertigung wäre viel zu teuer. Aber möglicherweise kann hier Hyundai helfen: In Montgomery, Alabama, betreiben die Koreaner eine hochmoderne Autofabrik, in der heute noch konventionell angetriebene Pkw montiert werden. Und in Ann Arbor nahe Detroit sitzt das Engineering-Center von Hyundai Motor – unweit davon lässt Canoo seine Prototypen bauen. Die künftige Zusammenarbeit zwischen Hyundai und Canoo könnte hier begründet worden sein. Aber auch persönliche Beziehungen dürften eine Rolle gespielt haben: Die Forschung und Entwicklung bei Hyundai leitet seit Dezember 2018 der ehemalige Leiter der BMW M GmbH, Albert Biermann. Und der Designchef des Hyundai-Konzerns hat ebenfalls bayerischen Wurzeln: Peter Schreyer war früher für die Formgebung bei Audi verantwortlich.
Manchmal ist die Auto-Welt ganz klein.