Im elsässischen Molsheim, wo Ettore Bugatti lebte und seine Sportwagen baute, gab Daimler Truck kürzlich tiefe Einblicke in sein wachsendes Angebot an Lastwagen mit elektrischen Antrieben. Bei der „Mercedes-Benz Trucks Driving Experience 2025“ konnten 30 E-Lkw beinahe aller Gewichtsklassen auf öffentlichen Straßen bewegt werden. Mit von der Partie auch der neue eActros 400: Die zweite Generation des Lkw, erstmals auf Basis des eActros 600, feierte in Molsheim Weltpremiere. Gleich mehr als 40 Konfigurationsmöglichkeiten bietet der Hersteller allein für dieses Modell an – je nach Einsatzzweck und Anforderungen an Reichweite, Nutzlast und Komfort. Bestellt werden können sie ab sofort.

Wahlweise mit zwei oder drei Akku-Paketen
bis zu 620 Kilometer weit kommt der neue eActros 400 in der Konstellation mit zwei Akkupaketen und einer Speicherkapazität von 414 kWh bei voller Beladung. Strom nimmt der E-Laster an einer Schnellladesäule mit maximal 400 kW auf. Fotos: Daimler Truck
Wahlweise mit zwei oder drei Akku-Paketen
bis zu 620 Kilometer weit kommt der neue eActros 400 in der Konstellation mit zwei Akkupaketen und einer Speicherkapazität von 414 kWh bei voller Beladung. Strom nimmt der E-Laster an einer Schnellladesäule mit maximal 400 kW auf. Fotos: Daimler Truck

Der Ort für die Testfahrten war nicht zufällig gewählt: Im Elsass betreibt Mercedes-Benz Nutzfahrzeuge ein 400.000 Quadratmeter großes Werk für den Bau von Spezialfahrzeugen – vom Unimog über den Arocs, Atego, Zetros, Actros 400, Actros 600 bis zum größten und komfortabelsten Actros, dem – allerdings noch nicht als Stromer erhältlichen – Actros L. In 66 Standplatzmontagen, den sogenannten Ateliers, entstehen die Fahrzeuge auf der Basis von Rohlingen aus dem 100 Kilometer entfernten Lkw-Werk Wörth. „Wir konstruieren, testen, entwickeln, sichern ab“, beschreibt Werkleiter Thorsten Schuhmacher die Aufgabe der rund 600 Mitarbeiter ins Molsheim.

Maßgeschneiderte Sonderanfertigungen

Seit 25 Jahren gibt es das CCT, die Mercedes-Benz Custom Tailored Trucks Manufaktur. Hier läuft nichts vom Band. Mehr als 325.000 Fahrzeuge wurden seither nach Kundenorder maßgeschneidert. Alle Sonderanfertigungen sind homologiert, dokumentiert und erhalten Ersatzteile über ihr gesamtes Fahrzeugleben. Unterstützt werden diese Umbauten jenseits des Serienprogramms von Partnerunternehmen wie der S&G Automobil, F&B Nutzfahrzeug-Technik oder TITAN Spezialfahrzeugbau. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Elektrifizierung der Antriebe auch bei Spezialfahrzeugen.

Mercedes Actros L 
Die größte und bis zu 625 PS starke Zugmaschine von Daimler Truck ist noch mit einem konventionellen Dieselmotor unterwegs.
Mercedes Actros L
Die größte und bis zu 625 PS starke Zugmaschine von Daimler Truck ist noch mit einem konventionellen Dieselmotor unterwegs.

Schnell schließen sich die Lücken, um die Transportbedürfnisse sinnvoll elektrisch erledigen zu können. Der neueste im Bunde, der eActros 400, hat wie sein großer Bruder eActros 600, jetzt eine integrierte e-Achse, Lithium-Eisenphosphat Batteriezelltechnologie (LFP), aber auch ein interaktives Multimedia Cockpit der zweiten Generation sowie intelligente Assistenzsysteme für noch mehr Sicherheit.

eActros 400: Mehr Batteriekapazität oder mehr Zuladung

Je nach Fahrprofil, schwerer Verteilerverkehr oder Langstrecke mit hohen Tageslaufleistungen, kann sich der Kunde beim eActros 400 für zwei oder drei Batteriepakete entscheiden. Bei zwei Batteriepaketen mit einer Speicherkapazität von 414 kWh verringert sich das Gesamtgewicht: Ein Batteriepaket wiegt immerhin etwa 1,5 Tonnen. Die Kombination von maximaler Sattellast von jetzt 9,5 Tonnen ergibt zusammen mit einem Standardauflieger eine Nutzlast von insgesamt mehr als 25 Tonnen. Das sind gut drei Tonnen mehr als beim eActros 600. Naturgemäß verringert sich darüber die Reichweite, die im Idealfall (und bei voller Beladung) 620 Kilometer beträgt. Die Ladezeit bei zwei Batteriepaketen von zehn auf 80 Prozent beträgt bei 400 kW Ladeleistung rund 46 Minuten. Sind drei Batteriepakete an Bord, wächst die Ladepause auf rund 70 Minuten.

Flüsterleise zur Baustelle 
Der mit einer 414 kWh großen Lithium-Eisenphosphat-Batterie ausgestattete und 13,2 Tonnen schwere eArocs400 kommt in der Ausführung als Betonmischer mit einer Akkuladung rund 200 Kilometer weit. 2026 kommt der Stromer auf den Markt.
Flüsterleise zur Baustelle
Der mit einer 414 kWh großen Lithium-Eisenphosphat-Batterie ausgestattete und 13,2 Tonnen schwere eArocs400 kommt in der Ausführung als Betonmischer mit einer Akkuladung rund 200 Kilometer weit. 2026 kommt der Stromer auf den Markt.

„Alles, was im eActros 600 funktioniert – E-Achse, LFP-Batterie, Truck Charge und die neuen Assistenzsysteme“, sagt Stina  Fagerman, Leiterin Marketing, Vertrieb und Services Mercedes-Benz Truck, sei auch im neuen eActros 400 verbaut. Insgesamt sieht man sich bei Mercedes-Benz Trucks sehr flexibel aufgestellt. Das gilt insbesondere für die vollelektrischen Brummis. „Wir erweitern unser E-Portfolio konsequent weiter“, sagt Achim Puchert, CEO Mercedes-Benz Trucks. Für die Bauindustrie etwa gibt es inzwischen drei vollelektrische Modelle – den eArocs 400, den eEconic und den eActros. 

Höchstmögliche Flexibilität, Sicherheit und Effifzienz für die Kunden

Neben dem eActros 400 und dessen „konsequent modularer Entwicklung“, die Kombiniermöglichkeiten bei Batteriekapazität, Fahrerhaus und Fahrgestell bietet, zeigt das Werk Molsheim mit CCT, was jenseits der Serienproduktion alles möglich ist. Das Werk ist eine zentrale Säule im Daimler Truck Konzern. Das Mantra in Molsheim lautet: höchstmögliche Flexibilität bei den Umbauten bei gleichbleibender Mercedes-Benz Qualität. Das erfordert, wie eine Werksführung zeigt, hohe Ingenieurskompetenz.

Vom Rohling zum Sonderaufbau 
In der Mercedes-Benz Custom Tailored Trucks Manufaktur seit 25 Jahren Nutzfahrzeuge ziviler und auch militärischer Art  nach den Wünschen der Kunden aufgebaut und ausgerüstet. Die Elektrifizierung des Antriebs ist aktuell ein großes Thema.
Vom Rohling zum Sonderaufbau
In der Mercedes-Benz Custom Tailored Trucks Manufaktur seit 25 Jahren Nutzfahrzeuge ziviler und auch militärischer Art nach den Wünschen der Kunden aufgebaut und ausgerüstet. Die Elektrifizierung des Antriebs ist aktuell ein großes Thema.

Gegründet wurde das Werk 1967, um Pkw der Marke Mercedes-Benz für den französischen Markt zu spezifizieren – etwa durch den Einbau von gelben Scheinwerfern. Später wurde der Standort für die Montage von Transportern genutzt – um sich dann 1991 auf Lkw-Umbauten zu Spezialisieren. Vor 25 Jahren erfolgte dann die Gründung der Geschäftseinheit CTT. Seither werden in Molsheim Radstände verkürzt oder verlängert, zusätzliche Achsen eingebaut, Rahmenverstärkungen und Änderungen am Fahrerhaus vorgenommen – und die Transformation hin zu batterieelektrischen Antrieben durch individuelle Umbauten von Elektro-Lkw vorangetrieben.

Forderung nach schnellerem Ausbau der Ladeinfrastruktur  

Die größte Herausforderung bei der Transformation, hieß es in Molsheim, sei nicht mehr die Fahrzeugtechnik, sondern der Aufbau der Ladeinfrastruktur für elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge. Milence, das Joint Venture von Daimler Truck, der Traton Group,, von Volvo Group und TruckCharge, soll der Entwicklung auf die Sprünge helfen. Mit Milence, so Mercedes-Benz Truck-CEOI Puchert, habe man binnen drei Jahren bislang 26 Ladeparks in Europa eröffnet. Truck Charge berät und beliefert Kunden mit Ladestationen mit 50kW, 200 kW oder 400 kW Ladeleistung – je nach Bedarf.

Flaschenhals Ladeinfrastruktur
Der Aufbau einer Ladeinfrastruktur für elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge ist nicht nur in Deutschland eine Herausforderung. Truck Charge berät und beliefert Speditionen mit Ladestationen mit 50kW, 200 kW oder 400 kW Ladeleistung - je nach Bedarf.
Flaschenhals Ladeinfrastruktur
Der Aufbau einer Ladeinfrastruktur für elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge ist nicht nur in Deutschland eine Herausforderung. Truck Charge berät und beliefert Speditionen mit Ladestationen mit 50kW, 200 kW oder 400 kW Ladeleistung – je nach Bedarf.

Puchert wünscht sich von der Politik aber mehr Unterstützung bei dem Projekt. Übrigens nicht nur beim Ausbau des Ladenetzes, sondern auch beim Ausbau des Angebots an Wasserstoff-Tankstellen. Klar: Den Mercedes eActros gäbe es auch mit Brennstoffzellenantrieb, der mit einer Füllung seines Wasserstoff-Tanks bis zu 1000 Kilometer zurücklegen kann. Die Serienfertigung des GenH2 Truck hat der Konzern kürzlich allerdings „auf die frühen 2030er Jahre“ verschoben – in der Hoffnung, dass bis dahin ausreichend Wasserstoff-Tankstellen in Europa zur Verfügung stehen.

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