Eigentlich dürften wir diesen Fahrbericht gar nicht schreiben. Weil wir, mal juristisch gesehen, nämlich befangen sind und den vollelektrischen Enyaq schon in der normalen SUV-Version viel ansehnlicher finden als sein VW-Pendant, das Elektroauto ID.4, der ja die gleiche MEB-Plattform und quasi identische Technik nutzt. Weil speziell diese zackige Front des Tschechen viel mehr Stimmung macht als die (sorry, sorry) etwas quallige Rundnase des Volkswagen. Passt exakt in die Skoda-Familie und sieht mehr nach Energiebündel aus. Finden wir.
- Weltpremiere ist am 7. Dezember
- Besserer CW-Wert bringt 14 Kilometer mehr Reichweite
- Ausreichend Kopffreiheit trotz Coupé-Dach
- „Suite“ als Einstiegsversion
- „Sportline“-Version mit 20-Zoll-Rädern und Sportfahrwerk
- Bei 160 km/h endet der Vortrieb
- Allradversion Enyaq 80x mit 195 kW Leistung
- RS-Version bis zu 180 km/h schnell
- Durchschnittsverbrauch von 15,3 kWh auf der Testfahrt
- Die Ladeleistung steigt auf 170 kW
- „Crystal Face“ gegen Aufpreis
- Etwa 2000 Euro Coupé-Aufschlag
Thomas Schäfer ist auch begeistert. „Das Fahrzeug kommt bei unseren Kunden hervorragend an, schon jetzt liegen uns europaweit rund 70.000 Bestellungen vor“, freut sich der Skoda-Chef. Und deshalb, so Schäfer, übersteige die Nachfrage bereits die derzeitigen Produktionskapazitäten im Skoda-Stammwerk Mlada Boleslav, wo der Vollstromer Enyaq als einziges MEB-Modell des Konzerns außerhalb Deutschlands vom Band rollt. Allein in Deutschland stünden 15.000 Kunden auf der Warteliste, erfahren wir.
Weltpremiere ist am 7. Dezember
Und jetzt rücken die tschechischen Nachbarn auch die viertürige Coupe-Version des Enyaq raus, die mit ihrem ziemlich schneidigen Heck noch einen drauf setzt. Schnell den dazugehörigen Zeitplan: Offizielle Enthüllung zur Weltpremiere ist am 7. Dezember, die Produktion fährt im Januar hoch, und Verkaufsbeginn in Deutschland ist dann Anfang April. Und weil wir mit unseren ersten Fahreindrücken ganz schön früh dran sind, sind die Testwagen mit dieser quirligen Buchstaben-Augenpulver-Folie noch ziemlich krass getarnt.
Trotzdem ist gut zu erkennen, dass das hier serienmäßige riesige Panoramaglasdach bereits ab der B-Säule sanft abfällt. Und dass dieses designmäßige Finale da hinten so tricky geformt ist, dass es ohne einen peinlichen Heckspoiler funktioniert. „Wir haben es da während der Entwicklung mal mit einer Spoilerlippe probiert, aber das sah ein bisschen halbstark aus“, feixt Jens Kosyna, der zuständige Modellreihenleiter.
Besserer CW-Wert bringt 14 Kilometer mehr Reichweite
Dafür überall klare Flächen, supergerade Linien und scharfe Kanten. Passt. Gut gemacht. Beste Grüße an Skodas Chefdesigner Oliver Stefani, der hier garantiert das letzte Wort hatte. Bei jedem Detail dieser ausgeklügelten Aerodynamik. Und weil der Luftwiderstandsbeiwert durch diese Feinarbeit nun bei 0,247 liegt, holt das Coupé laut Werksangabe mit der größeren der beiden Batterien (dazu kommen wir gleich) sogar noch 14 zusätzliche Kilometer Reichweite raus. Mit Heckantrieb soll es nach der labormäßigen WLTP-Norm demnach locker 535 Kilometer weit gehen. Und das ist laut Kosyna nur ein vorläufiger Wert, „bei dem wir auf der sehr sicheren Seite sind.“ Sprich, da ginge mit veränderter Software auch problemlos noch etwas mehr.
Jetzt aber zurück zur Hardware. Mit einer Länge von 4653 Millimetern ist das 1617 Millimeter hohe SUV-Coupe nur vier Millimeter länger als der normale Enyaq. Breite und Radstand sind identisch, und dem immerhin 570 Liter großen Kofferraum fehlen hier im Vergleich nur läppische 15 Liter. Der kurze Blick hinter die große Heckklappe (Fotos sind noch nicht erlaubt) offenbart gleich noch was Erfreuliches: Die Ladekante des Coupes liegt bequemerweise um acht Zentimeter höher als im normalen SUV-Modell.
Ausreichend Kopffreiheit trotz Coupé-Dach
Noch wichtiger: die Sitzprobe in der zweiten Reihe. Große Überraschung, weil es hier tatsächlich nicht dieses typische Coupé-Gequetsche gibt. Passt sogar für unsereins mit 1,94 Meter Körpergröße. Immer noch Luft über dem Scheitel, was wir leider nicht zeigen dürfen (Skodas Fotoverbot Nummer zwei). Aber schnell erklären, mit welchen schlauen Tricks die ungewöhnliche Kopffreiheit hier funktioniert. Also, das riesige schwarze Panoramadach, das sich (perfekt passende Design-Idee) mit der Glasfläche der ebenso dunklen Heckscheibe optisch bis nach ganz unten zieht, braucht dank einer neuartigen Beschichtung kein zusätzliches Wärmeschutzrollo. Spart exakt die entscheidenden Zentimeter da oben. Seitlich hilft dann noch die geschickt abgeschrägte Dachverkleidung.
Und die Kniefreiheit? Ist, typisch MEB-Architektur, zum Lümmeln üppig. Das einzige Raumhandicap kennen wir schon vom normalen Enyaq: Unter der Fronthaube ist kein Platz für einen »Frunk«, also für diesen zweiten Laderaum, den ziemlich viele Stromer offerieren. Deshalb müssen unsere Ladekabel hier im Unterboden des großen Kofferraums mitfahren. Da ist nun aber wirklich genügend Platz zum Einsortieren, und wer mit dem Stromer mal auf eine größere Reise geht, nutzt unterwegs garantiert die Kabel der Schnellladesäulen.
„Suite“ als Einstiegsversion
Grundsätzlich liegt der Enyaq-Wiedererkennungseffekt bei fast hundert Prozent, denn die Inneneinrichtung des Coupes bringt keine übertriebenen Spezialitäten. Auch hier gibt es Skodas hippe „Design Selections“, die uns mit unterschiedlichen Elementen und Stimmungen an unser eigenes Wohnzimmer erinnern sollen.
Allerdings überspringt das Coupé die einfache Basis-Selection Studio und steigt eine Stufe höher ein. Die vier Selections namens Suite (nebst eco-Suite), Lounge, Lodge und Loft, die hier im Angebot sind, pendeln irgendwie zwischen hipp, luxuriös und naturhaft. Sie sind wirklich fein durchkomponiert, ohne gleich überkandidelt zu wirken. Auf Wunsch auch gern mit dem angesagten ökologischen Touch. So bestehen zum Beispiel die Sitzbezüge der Lodge-Ausstattung laut Skoda zu 40 Prozent aus natürlicher Schurwolle und zu 60 Prozent aus Polyester, das aus jeweils 318 recycelten PET-Flaschen gewonnen wird. Und das anheimelnde cognacfarbene Leder für die Sitze der ecoSuite wird ganz ohne Chemiekalien mit Extrakten aus den Blättern des Olivenbaums gegerbt.
„Sportline“-Version mit 20-Zoll-Rädern und Sportfahrwerk
Wir selbst sind hier mit der Ausstattung Suite unterwegs. Also weiche, schwarze Ledersitze mit der Deko von Nähten und Kedern in Skodas »Cognacbraun«, kombiniert mit Kunstledereinsätzen in »Soul Black«.
Alles, wie immer neuerdings bei den Tschechen, verdammt akkurat verarbeitet. Die großen, bequemen Sitze sind vermutlich orthopädisch wertvoll, und überhaupt würde unser eigenes Wohnzimmer, den Umstand hatten wir schon erwähnt, nun stylisch ein wenig abfallen.
Skodas PR-Manager rücken auch raus, dass das Coupé pünktlich zum Verkaufsstart zusätzlich in einer coolen Sportline-Version anrollt. Mit der bei den Tschechen üblichen Aufrüstung. Also mit speziellen Stoßfängern und Seitenschwellern, 20 Zoll großen Rädern, zupackenden Sportsitzen, mit einerm tiefergelegten Sportfahrwerk und diversem Karosserieschmuck im schwarzen Hochglanzdesign, drinnen im kühlen Carbon-Stil. Was der heimliche Sportpilot eben so braucht, selbst wenn er klimaneutral elektrisch unterwegs ist.
Im zweiten Teil lesen Sie, wie sich das vollelektrische Coupé fährt – und wie Skoda die Betriebssoftware nutzt, um die Leistungsdaten zu verbessern.