Elon Musk kann seine „Gigafactory“ im brandenburgischen Grünheide erweitern. Zwar nicht wie ursprünglich geplant um 118, sondern nur um 50 Hektar – was unter anderem den Bau eines Werkskindergartens verhindert. Aber dem Bau eines Güterbahnhof und einer Vergrößerung der Tesla-eigenen Wasseraufbereitungsanlage steht nun prinzipiell nichts mehr entgegen.
Die Gemeindevertretung jedenfalls stimmte am Donnerstagabend mehrheitlich einer entsprechenden Änderung des Bebauungsplans „Service- und Logistikzentrum Freienbrink-Nord“ zu. Elf Vertreter stimmten für den Bebauungsplan, sechs Gemeindevertreter dagegen. Zwei weitere enthielten sich der Stimme. Auf Antrag eines Bürgerbündnisses wurde allerdings kurzfristig noch im Plan verankert, dass Restflächen des Kiefernwäldchens am künftigen Güterbahnhof – der in einem Landschaftsschutzgebiet liegt – erhalten und im Besitz der Forstbehörde bleiben muss.
Die Entscheidung war mit Spannung erwartet worden, nachdem sogenannte Umweltaktivisten aus ganz Deutschland wochenlang massiv Sturm gegen die Werkserweiterung gelaufen waren. Um diese zu verhindern, hatten Mitglieder einer linksextremen Gruppe im März sogar einen Brandanschlag auf einen Strommast nahe dem Werksgelände verübt. Die Autoproduktion musste daraufhin tagelang gestoppt werden. Zudem hatten Protestler aus der Republik in dem nun zur Abholzung freigegebenen Wäldchen ein Protestcamp mit Baumhäusern eingerichtet und sich mit der Polizei gewaltsame Auseinandersetzungen geliefert.
Güterbahnhof soll Lkw-Transporte überflüssig machen
Tesla begrüßte deshalb erwartungsgemäß den Beschluss des Gemeinderats. „Er schafft die planerischen Voraussetzungen für eine stärkere Nutzung der Schiene“, hieß es in einem Statement des Autobauers. „Damit kann der Lkw-Verkehr in der Region reduziert werden.“ Bislang konnten die Neuwagen aus dem Werk allein mit Lastzügen zu den Tesla-Centern und Tesla-Stores transportiert werden. Die rund 3000 Lkw-Transporte täglich hatten zeitweise zu erheblichen Verkehrsbehinderungen in der Region geführt.
Inzwischen sind die Verkehrsprobleme rund um das Werk allerdings merklich kleiner geworden: Aufgrund der aktuellen Nachfrageschwäche auf dem deutschen Markt für Elektroautos warten nach Recherchen der Wirtschaftswoche auf einem ehemaligen Militärflughafen nahe Grünheide derzeit etwa 4000 Exemplare des Tesla Model Y auf ihre Besitzer. Der Bau des Güterbahnhofs könnte sich auch deshalb noch verzögern: Einen Termin für den Beginn der Rodungsarbeiten hat Tesla noch nicht genannt.