Der Dacia Spring ist derzeit das preisgünstigste Elektroauto auf dem deutschen Markt. Schon für 16.900 Euro ist der City-SUV in der Version „Essential Electric 45“ derzeit zu haben – mit 33 kW (45 PS) starkem Frontantrieb und einer (brutto) 26,8 kWh großen Batterie für eine Reichweite von bis zu 225 Kilometer im Stadtverkehr. Das Topmodell „Extreme Electric 65“ ist mit einer Antriebsleistung von 48 kW oder 65 PS einen Tick stärker (ohne dass die Reichweite nennenswert wächst), liegt mit einem Preis von 19.900 Euro aber immer noch unter allem, was der Wettbewerb bietet. Die Billigversion „You“ des neuen Citroën ë-C3 für unter 20.000 Euro kommt erst im Frühjahr kommenden Jahres in den Handel, die Alternative von Volkswagen nicht vor 2027.

Und Dacia-Vertriebschef Xavier Martinet ist entschlossen, die Position des Preisbrechers zu halten – solange es die politischen Rahmenbedingungen zulassen. Denn der günstige Verkaufspreis des Dacia Spring in Europa steht derzeit mächtig im Feuer. Grund: Die EU-Kommission hat ein Anti-Dumpingverfahren gegen Elektroautos aus China eröffnet. Betroffen davon ist auch der kleine Stromer von Dacia, da er seit 2021 kostengünstig bei Dongfeng im chinesischen Hubei produziert wird.

EU-Strafzoll von 20,8 Prozent droht

Mit dem Handicap, dass ein Strafzoll in Höhe von 20,8 Prozent droht, wenn Ende September/Anfang Oktober die zweite Modellgeneration in den europäischen Handel kommt. „Frühestens im November“, so Martinet, werde man wissen, wie hoch genau der Zoll ausfällt – die Verhandlungen der EU mit China sind gerade erst angelaufen. Eine komplette Umlage des Strafzolls auf den Kaufpreis werde es aber sicher nicht geben – der Spring würde dann schon in der Basisversion die 20.000 Euro-Marke überspringen.

Frühlings-Erwachen
Von dem City-SUV hat die Renault-Tochter seit 2021 europaweit über 150.000 Exemplare verkauft. Von der zweiten Generation erhoffte sich Dacia eine nochmalige Steigerung - auch weil das Modell nun auch in Großbritannien startet.
Frühlings-Erwachen
Von dem City-SUV hat die Renault-Tochter seit 2021 europaweit über 150.000 Exemplare verkauft. Von der zweiten Generation erhoffte sich Dacia eine nochmalige Steigerung – auch weil das Modell nun auch in Großbritannien startet.

Das würde laut Martinet den Erfolg des kleinen Stromers ernsthaft gefährden: „Das wäre dann kein Dacia mehr“. Betroffen wäre nicht nur der Absatz in Frankreich, wo Elektroautos aus China wegen angeblich einer zu hohen Belastung von Umwelt und Klima durch die Fahrzeugproduktion seit diesem Jahr ohnehin keine Förderung mehr zuteil wird. Auch für den geplanten Marktstart in Großbritannien wäre eine deutliche Preiserhöhung eine schwere Bürde. Der Dacia-Importeur dort hatte sich gegen den Spring der ersten Generation noch gewehrt, weil es dem Elektroauto „ein wenig an Modernität“ fehle.

Reichweite für die ganze Woche

Das zumindest hat sich mit der kürzlich vorgestellten zweiten Generation geändert: Optisch hat der kleine Stromer durch die Anlehnung an das Design des (ebenfalls neuen) Dacia Duster deutlich gewonnen. Und das sowohl innen wie außen. Technisch allerdings hat sich wenig geändert: Ein paar Assistenzsysteme etwa zum Halten der Fahrspur oder der Erkennung von Verkehrszeichen und Fußgängern sind hinzugekommen, es gibt eine Einparkhilfe und ein Notruf-Knopf. Alles, was der Gesetzgeber fordert und dazu dient, das Leben der Insassen zu schützen. Fünf Sterne aber im Euro-NCAP-Test wird es damit auch diesmal nicht geben, bestenfalls zwei. Die erste Generation des Spring erhielt beim Test 2021 lediglich einen.

Wie Martinet in einem Pressegespräch anlässlich der Vorstellung der Halbjahreszahlen erklärte, sei das für die Kunden der Marke kein Problem: Denen sei ein günstiger Preis wichtiger als eine Armada an Assistenzsystemen. Auch die relativ geringe Reichweite des Spring störe die Käufer nicht: „Die meisten fahren damit 37 Kilometer am Tag mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 37 km/h. Eine Akkuladung reicht da für die ganze Woche.“ Und einen Schnellladeanschluss kann sich die Renault-Tochter da auch sparen.

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