Darren Palmer ist bei der Ford Motor Company für die Autos mit Elektroantrieben verantwortlich. Zusammen mit seinem Team „Edison“ hat er den Ford Mustang Mach E auf die Straße gebracht und den vollelektrischen F 150 Lightning. „Es ist für mich der beste Truck, der jemals gebaut wurde. Seine Kraft und seine Beschleunigung sind purer Wahnsinn“, erzählte er uns vor bald zwei Jahren in einem Interview in Dearborn voller Begeisterung.
Doch inzwischen hat sich der Wind gedreht im Headquarter der Ford Motor Company. Denn nach anfänglichen Erfolgen ist die Nachfrage nach dem elektrischen F150 in den USA stark eingebrochen. So stark, dass das Unternehmen die Produktion im „Rouge Electric Vehicle Center“ erst drosselte, dann sogar vorübergehend stoppte. Auch Preissenkungen um rund 10.000 Dollar konnten die Nachfrage nicht wiederbeleben.
Nun hat Ford hat einen Strategiewechsel angekündigt. Ursprünglich arbeitete der zweitgrößte US-amerikanische Hersteller von Elektroautos an einer vollelektrischen Version des Explorer – im Unterschied zu dem in Europa angebotenen Elektroauto gleichen Namens handelt es sich bei dem in Nordamerika angebotenen Modell um einen Fullsize-SUV mit bis zu drei Sitzreihen. Doch diese Pläne wurden auf Eis gelegt. Stattdessen setzt Ford nun verstärkt auf Hybridmodelle, die einen elektrischen Antrieb mit einem Benziner kombiniert.
Elektroantrieb rechnet sich nicht
John Lawler, Ford’s Vicechef und Finanzvorstand, erklärte, dass Hybridtechnologien für Kunden, die ein großes Familienauto suchen, aktuell die beste Lösung darstellen. Zudem sei ein vollelektrisches SUV aufgrund der hohen Batterie- und Produktionskosten nur schwer profitabel zu machen. Batterien machten bis zu 45 Prozent der gesamten Fahrzeugkosten aus – insbesondere bei größeren Modellen wie dem geplanten neuen Elektroauto. Das Geschäft des Unternehmens mit Elektroautos, das bei Ford unter dem Namen „Model e“ geführt , hat im vergangenen Jahr einen Verlust von 4,7 Milliarden Dollar eingefahren, davon allein 1,57 Milliarden Dollar im letzten Quartal 2023. Für dieses Jahr wird ein Verlust aus dem Geschäft mit Elektroautos von über fünf Milliarden Dollar erwartet.
Dennoch bleibt Ford dem Elektroauto-Markt treu. Modelle wie der Mustang Mach-E und der F-150 Lightning sollen im Portfolio, ebenso wie elektrische Nutzfahrzeuge wie der Ford E-Transit. Gleichzeitig plant das Unternehmen, seine Batterieproduktion in eigene Werke in Nordamerika zu verlagern, um von dortigen Produktions- und Verbraucheranreizen zu profitieren. Die Zukäufe von externen Lieferanten sollen dafür deutlich reduziert werden.
Plug-in Hybride als Übergangslösung
Branchenexperten werten den Wechsel zu Hybridautos als einen pragmatischen Schritt, der Fords Gewinnmargen verbessern könnte, da die kleineren Batterien in Hybridfahrzeugen weniger kostspielig sind. Plug-in-Hybride bieten den Vorteil, dass sie Neulingen den Einstieg in die Elektromobilität erleichtern – wenn keine Ladesäule in Reichweite ist, kann auf Fernfahrten auf den Verbrenner zurückgegriffen werden.
Dieser Schritt ist jedoch nicht nur eine Reaktion auf die aktuellen Marktbedingungen, sondern auch eine Antwort auf die wachsende Konkurrenz aus China und anderen Ländern. Mit über 140 geplanten neuen Elektrofahrzeugen für Nordamerika – viele davon SUVs – sieht sich Ford einem zunehmend gesättigten Markt gegenüber.
Markt in einer Konsolidierungsphase
Ford steht mit dem Strategiewechsel nicht allein: Auch andere große Hersteller wie GM und Tesla haben ihre Produktionsziele angepasst. Während die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen weiterhin besteht, hat sich das Wachstumstempo verlangsamt – der Markt befindet sich in einer Phase der Konsolidierung. Die kommenden Monate werden allerdings zeigen, ob Fords Wette auf Hybridantriebe aufgeht oder ob das Unternehmen doch wieder auf vollelektrische Fahrzeuge setzen muss, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.