Im Stadtverkehr sind batterieelektrische Lieferwagen wie der Ford E-Transit oder der E-Crafter von VW ja eine ganz gute Möglichkeit, um Handwerker ohne Lärm und Emissionen zum Einsatz oder Pakete an den Bestimmungsort zu bringen: Bei Tempo 50 und im Stop-and-Go-Verkehr reicht der Energiegehalt des Akkus meist locker, um den ganzen Tag lang zu stromern. Und über Nacht ist jede Menge Zeit, um die Batterie mit einer Speicherkapazität von 68 oder 55 kWh wieder aufzuladen.

Aber wenn der Elektro-Transporter in der Expresslogistik eingesetzt werden und auch auf langen Strecken von 300 Kilometern und mehr eingesetzt werden soll, kommt ein rein batterieelektrischer Antrieb schnell an seine Grenzen: Mehr als 150 Kilometer Reichweite sind meist nicht drin. Und die Ladeleistungen sind so niedrig, dass die Fahrer Zwischenstopps von einer Stunde an einer Ladestation einkalkulieren müssen.

Platz für bis zu sieben Wasserstoff-Tanks
Deutliche Gewichtsvorteile verspricht der Brennstoffzellenantrieb, an dem Abt zusammen mit Partnern arbeitet. Lange Ladepausen entfallen hier. Angepeilt wird eine Reichweite von rund 500 Kilometern.

Renault koppelt deshalb im Kastenwagen Master Z.E. Hydrogen einen 33 kWh großen Akku mit einer Brennstoffzelle, die gewissermaßen als Reichweitenverlängerer fungiert. Das macht die Technik allerdings komplex und aufwändig: Renault hat sich deshalb mit dem Wasserstoff-Spezialisten Hyvia zusammengetan, um das Fahrzeug Hyvia Master H2 Tech im kommenden Jahr auf den Markt zu bringen. Preise für den emissionsfreien Schnelltransporter hat das Unternehmen wohlweislich noch nicht genannt.

Batterie und/oder Brennstoffzelle?

Andere Hersteller setzen wohl auch deshalb auf einen reinen Brennstoffzellenantrieb. Die Stellantis-Tochter Opel beispielsweise beim Vivaro-e Hydrogen: Eine 45 kW-Brennstoffzelle und ein Wasserstoff-Tank mit einem Volumen von 4,4 Kilogramm sorgen hier für eine Reichweite von 400 Kilometern. Der Kaufpreis? Steht noch nicht fest. Das Fahrzeug gibt es derzeit nur im Leasing, für 700 Euro im Monat.

Einen ähnlichen Weg beschreitet nun die Abt e-Line GmbH, eine Tochterfirma des Audi- und Cupra-Tuners aus Kempten. Die Allgäuer haben vor wenigen Wochen auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover zusammen mit Bosch einen elektrischen VW Crafter mit Brennstoffzellenantrieb präsentiert. Die Resonanz darauf, teilte das Unternehmen jetzt mit, sei so positiv gewesen, dass man sich entschlossen habe, zusammen mit Partnern eine Serienfertigung anzugehen. Wann die ersten Fahrzeuge verfügbar sein werden, steht allerdings noch nicht fest. Ebenso wenig wie der Verkaufspreis.

475 Kilometer ohne Ladepause
Bei einer Testfahrt im Alltagsverkehr von Stuttgart nach München und zurück glänzte der neue, rein batterieelektrische eSprinter von Mercedes mit enormer Reichweite – dank eines 107 kWh großen Akkus im Fahrzeugboden. Foto: Mercedes-Benz

Fest steht bislang nur: Die Fahrzeuge sollen bis zu sieben Tanks an Bord haben, in die Wasserstoff mit einem Druck von 700 bar gepresst werden kann. Damit sollen Reichweiten erzielt werden, die sogar größer seien als die von dieselbetriebenen Transportern gleicher Größe, also etwa 500 Kilometer.

„Enormes Potenzial für Nischenanwendungen“

„Auch wenn die Zukunft der Mobilität aus Effizienzgründen überwiegend batterieelektrisch sein wird, bietet die Brennstoffzelle gerade im Transporterbereich ein enormes Potenzial für Nischenanwendungen“, wirbt Abt e-Line für das Konzept. Die wasserstoffspezifische Energiedichte sei ein „echter USP“ (Unique Selling Point oder Alleinstellungsmerkmal), der mit der aktuellen Batterietechnik „bei weitem nicht“ zu realisieren sei.

Mal schauen: Der neue, rein batterieelektrische E-Sprinter von Mercedes legte kürzlich auf einer Testfahrt von Stuttgart nach München (im Alltagsverkehr und auch über die Autobahn) 475 Kilometer ohne Ladestopp zurück. Allerdings ohne Ladung und auch nur bei einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h – mit dem großen Akku aus dem Mercedes EQS 580+, der knapp 110 kWh Strom speichern kann.

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