Mit Automobil-Start-Ups aus China ist es manchmal ganz ähnlich wie mit Eintagsfliegen: Sie brummen kurzzeitig durch die Szenerie – und dann wird es schlagartig still.
Aiways ist mit weit weniger Tamtam als so mancher Wettbewerber angetreten und liefert jetzt mit dem U6ion Concept den Beweis, dass man alles andere als eine Eintagsfliege ist. Die Studie selbst kündigt sich als SUV-Coupé an. „Freuen Sie sich auf das Serienmodell, dessen Exterieur fast dem der Studie entspricht“, sagt Alexander Klose, Vice President Overseas Operations und ergänzt: „Mit dem Aiways U6, der Ende des Jahres auf den Markt kommt, zeigen wir, dass die Marke lebendig ist und wir unser Versprechen halten, dass wir jedes Jahr ein neues Modell herausbringen.“
Auch das zweite Aiways-Modell steht auf der MAS-Plattform des Aiways U5, hat somit einen Vorderradantrieb und ist etwa 4,70 Meter lang. Der Antriebsstrang wird ebenfalls übernommen und so sollte der Aiways U6 mindestens 150 kW (204 PS), ein Drehmoment von 315 Newtonmetern und eine Batterie mit einer Kapazität von 63 Kilowattstunden an Bord haben. Allerdings ist es gut möglich, dass die Techniker mehr aus dem Elektroantrieb herausholen und das Batteriemanagement verbessert haben. Somit könnten mehr als die 410 Kilometer Reichweite des aktuellen U5 möglich sein.
Geformt im Windkanal
Das Exterieur ist eine konsequente Weiterführung der Formsprache des Aiways U5: Das Coupé steht mit den ausgestellten hinteren Radläufen und dem coupéartig abfallenden Glasdach schnittig-kantig da. Der markante Eindruck ist kein effektheischender Selbstzweck. Die Designer legen bei der SUV-Coupé-Studie einen gesteigerten Wert auf die Aerodynamik. Denn die Windschlüpfrigkeit ist ein entscheidender Hebel, um die Reichweite eines Elektromobils zu erhöhen.
Deswegen wird mithilfe der Lufteinlässe vorne, dem Unterboden und den Finnen auf dem Dach der Luftstrom so geleitet, dass der Motor des Aiways-Coupé weniger gegen den Luftwiderstand ankämpfen muss. Allerdings bleibt im Sinne der Ästhetik zu hoffen, dass die Designer auf den oberen Heckspoiler verzichten.
Beim lichtdurchfluteten Interieur mit der Glaskuppel dürfte nicht jedes Detail den Weg in die Serie schaffen. Das gilt etwa für den großen Schaltknüppel, der an den Schubhebel einer Motorjacht oder eines Düsenjets erinnert. Auch das nach oben hin offene Lenkrad, das mehr an ein Formel-1-Volant erinnert, dürfte bis zum Serienstart von dem bekannten Rechteck-Steuer des Aiways U5 ersetzt werden.
Anleihen bei Tesla und Nio
Ähnliches gilt für die netzartigen Lichtadern in den Türen. Sie machen bei einer Studie viel her, kosten im Serienmodell aber zu viel Geld. Schließlich will das chinesische Start-Up in Zukunft weiter mit einem besonders guten Preis-Leistung-Verhältnis überzeugen. Die Vordersitze sind futuristisch-chic, aber kaum langstreckentauglich. Im Fond ist genug Beinfreiheit vorhanden, allerdings wird es jenseits einer Körpergröße von 1,85 um den Kopf herum deutlich enger als beim Aiways U5.
Aiways hat genau die Modelle des chinesischen Konkurrenten Nio offenbar genau unter die Lupe genommen und platziert auf dem Armaturenbrett eine Nomi-ähnliche Emoji-Kugel als Spracheingaben-Assistentin. Kommt in China sicher gut an, aber eine solche Bedienung des Infotainments zu installieren, ist nicht ganz billig. Es wird spannend zu sehen sein, ob der freundliche Begleiter am Ende des Jahres im Serienmodell auftaucht.
Ganz anders schaut es mit dem großen 14,6 Zoll Infotainment-Monitor aus, den wir im Serienmodell erwarten. Die Animationen lassen darauf schließen, dass es eine Navigationslösung geben dürfte. Ob der elektronische Lotse fest integriert wird oder per App seinen Dienst verrichtet, ist dagegen noch nicht klar. Gut möglich, dass Aiways auch weiterhin auf eine Handynavigation setzt. Der Basispreis des kommenden Modells dürfte rund 39.000 Euro betragen.