Die ganz großen Zeiten von Alfa Romeo, in denen diverse Racer der Marke ein großes Rennen nach dem anderen gewannen und die technischen Highlights der Mailänder die internationale Sportwagen-Konkurrenz locker überflügelten, liegen natürlich weit zurück, aber richtige Alfisti hoffen auch in diesem Jahrhundert mit jedem neuen Modell auf eine Wiederkehr der heroischen Ära. So gesehen bekommt auch dieser halbelektrische Tonale, der sich mit vollem Namen nun Alfa Romeo Tonale Plug-in-Hybrid Q4 nennt, durchaus eine tiefere Bedeutung.

Zuerst die Fakten: Die nun leistungsstärkste Version der Tonale-Baureihe – übrigens ein Schwestermodell des Jeep Compass – kombiniert einen 1,3-Liter großen Turbo-Benziner, der für den Antrieb der Vorderräder zuständig ist, mit einem 90 kW (122 PS) starken Elektromotor, der die Hinterräder antreibt. Letzterer bekommt seinen Strom von einer 15,5-kWh-Batterie (netto 12,2 kW), die tief und gut versteckt im Mitteltunnel und Heck sitzt. Die Power beider Maschinen addiert sich zur hübschen Systemleistung von 206 kW (280 PS), die dem kompakten Hochsitzer gleich was betont Sportliches gibt. Der Stoff für den Stammtisch: Dieser Plug-in-Alfa, jetzt das Topmodell der Baureihe, flitzt in 6,2 Sekunden auf Tempo Hundert – da kommen die anderen Tonale-Modelle (8,8 bis 10,9 s) nicht annähernd mit.

Flotter Italiener 
Der Plug-in Hybrid ist die leistungsstärkste Tonale-Version. Eine Systemleistung von 206 kW lässt ihn in 6,2 Sekunden auf Tempo 100 sprinten.
Flotter Italiener
Der Plug-in Hybrid ist die leistungsstärkste Tonale-Version. Eine Systemleistung von 206 kW lässt ihn in 6,2 Sekunden auf Tempo 100 sprinten.

Rein elektrisch soll der Teilzeitstromer bis zu 68 Kilometer weit kommen, bei ausschließlichem Stadtverkehr (mit der Hilfe stromgewinnender Rekuperation) sogar bis zu 82 Kilometer. Und so viel können wir schon verraten: Das sind halbwegs realistische Werte. Auf unserer 102 Kilometer langen Stadt-Land-Testtour kamen wir per Strom immerhin auf gut 50 Kilometer weit. Schön sichtbar in Zahlen angezeigt im rechten Rundinstrument. Und für die Gesamtreichweite versprechen sie bei Alfa trotz des hier kleineren Benzintanks (42,5 Liter) mehr als 600 Kilometer. Nur mal zum Vergleich: Jeep gibt für die Plug-in Hybrid-Version des Compass bei der elektrischen Reichweite lediglich 47 Kilometer an.

Theoretisch 1,1, praktisch 4,8 Liter Benzinverbrauch

Das der kombinierte Verbrauch dieses Autos laut Alfa nur zwischen 1,1 und 1,4 Litern Benzin liegen soll, ist mehr was für die Theoretiker, denn wenn die Batterie erst einmal leer ist, muss der kleine Turbo mehr verbrennen. Zeigt dann schon der Blick auf die Momentan-Verbrauchsanzeige. Exakt 4,8 Liter Spritverbrauch signalisierte uns der Bordcomputer nach den gut 100 Testkilometern. Genau, davon sind wir die Hälfte elektrisch gefahren, mit jedem weiteren Kilometer wäre der Durchschnittsverbrauch weiter gestiegen. Bei doppelter Streckenlänge wären wir vermutlich bei sechs Litern oder so gelandet.

Von BMW über Mercedes bis Porsche: Deutsche Hersteller - und nicht nur die - bringen jetzt reichlich neue Modelle mit Verbrenner, Elektromotor und Steckdose auf den Markt, um die scharfen CO2-Flottengrenzwerte der EU für 2020 zu erfüllen. Wir zeigen, was jetzt schon geordert werden kann und demnächst in die Verkaufshallen der Händler rollt. E-Mobilität, Elektroauto

Auch klar: Für die tägliche städtische Pendelei in die Firma ginge es jeden Tag komplett und vorbildlich elektrisch. Und dann passt auch der Ausruf von Francesco Calcara, der bei dieser Marke das Marketing leitet: „Das ist der effizienteste Alfa aller Zeiten!“ Ist eben eine Frage des Nutzungsverhaltens. Aber wem erzählen wir das.

Elektrisch mit maximal 135 km/h

Wen es interessiert: Die Höchstgeschwindigkeit dieses 4,52 Meter langen Tonale, die im Hybridmodus bei elektronisch eingebremsten 206 km/h liegt, kann sich auch bei verwöhnten Alfisti sehen lassen. Das liegt auf dem Level der Verbrenner-Tonale, die maximal bis 194, 200 und 212 km/h düsen. Ach ja, rein elektrisch ist der Plug-in-Kollege jedoch höchstens 135 km/h schnell. Das Timing beim Aufladen? Akzeptabel. Mit dem bordeigenen Ladegerät, das 7,4 Kilowatt zulässt, dauert es knapp zweieinhalb Stunden. An der gängigen Haushaltssteckdose (3 kW) werden es 5,5 Stunden.

Eile mit Weile
Wie die meisten anderen PHEVs verträgt auch der Tonale nur Wechselstrom - mit der maximalen Ladeleistung von 7,2 kW.
Eile mit Weile
Wie die meisten anderen PHEVs verträgt auch der Tonale nur Wechselstrom – mit der maximalen Ladeleistung von 7,2 kW.

So, das wäre schon mal gesagt. Und weil dieser Tonale unbedingt ein flotter Italiener sein will, reden wir auch zuerst übers Fahrgefühl. Keine Angst, alles wie erwartet. Sein Fahrwerk kann sich in jeder Gangart auszeichnen, es weckt niemals Erinnerungen an den braven US-Bruder. Der Tonale bleibt exakt auf der gewählten Ideallinie, mit sehr wenig Seitenneigung auch in engen Ecken sportlich und magenschonend. Dabei macht sich auch seine Achslastverteilung in der Relation von 53 und 47 Prozent positiv bemerkbar. Ebenso der tiefe Schwerpunkt durch die immerhin 125 Kilogramm schwere Lithium-Ionen-Batterie, deren Zellen der chinesische Gigant CATL zuliefert.

Etwas gefühlskalte Lenkung

Weiter geht’s. Die Federung nebst Dämpfung können wir als elastisch bezeichnen, und mit seinem forschen Antritt bei addierter Systemleistung, überlässt dieses Modell den anderen Tonale-Modellen tatsächlich keinen Stich. Umgekehrt lassen sich seine Bremsen sensibel und effizient dosieren. Viel mehr müssen wir dazu nicht sagen, wobei uns an dieser Stelle ein Spaß aus früheren Tagen einfällt. Wir erinnern uns nämlich daran, dass ein uns namentlich bekannter Manager der Marke vor Jahren, als mehrere Journalisten vorsichtig ein fehlendes ESP-System (genau, dieses gängige Antischleuderdings) beklagten, uns mit der Bemerkung abfertigte: „Alfa-Fahrer sterben wie Männer“.

Okay, ist lange her. Logisch, das aktuelle Auto hat alle angesagten Fahrerassistenz-Systeme, und wie es sich für einen Alfa gehört, flitzt dieser Plug-in Hybrid trotz seines Batterie-Mehrgewichts erfreulich zackig durch die Kurven. Klar, dabei hilft ihm natürlich seine elektrische Allrad-Technik, auf die das Kürzel Q4 hinweist und die in diesem Fall vollelektrisch, automatisch und radselektiv agiert. Und schon fühlen wir uns ein klitzeklein wenig wie seinerzeit Guiseppe Farina, der 1950 in einer dieser wilden Rennzigarren für Alfa die erste Formel 1-Weltmeisterschaft holte. Wer heute den Kitzel braucht, der kann im Tonale das Antischleudersystem, das bei Alfa das Kürzel ESC trägt, sogar komplett ausschalten und dann fröhlich driftend um die Spitzkehren jagen.

Hier drehen wir gerne am Rad  
Die Abstufung der Fahrmodi über den auffällig in Szene gesetzten schicken Drehschalter gefällt. Im vollelektrischen Modus "Advanced Efficiency" wird der Antrieb komplett abgekoppelt. Talwärts kann die Bergabfahrhilfe aktiviert werden.
Hier drehen wir gerne am Rad
Die Abstufung der Fahrmodi über den auffällig in Szene gesetzten schicken Drehschalter gefällt. Im vollelektrischen Modus „Advanced Efficiency“ wird der Antrieb komplett abgekoppelt. Talwärts kann die Bergabfahrhilfe aktiviert werden.

Gut, die Lenkung (kleines Lob für die Griffmulden hinter den Speichen), und da sind wir vielleicht altmodisch, müßte definitiv straffer reagieren. Viel zu leichtgängig. Exakt, aber gefühlskalt. Das werden die Mamas und Papas, die ihre Kids mit so einem Feger jeden Morgen zur Schule kutschieren, womöglich anders sehen. Von den amerikanischen und chinesischen Kunden der Marke, die alles gern mit dem kleinen Finger erledigen, ganz zu schweigen. Darauf angesprochen, reagiert Alfa-Chef Jean-Philippe Imperato gegenüber EDISON ganz relaxt. „Tja, das ist immer ein Kompromiss bei so vielen unterschiedlichen Märkten, aber das könnten wir ganz einfach über die Software korrigieren.“ Ließe sich in fünf Minuten ändern.

Sparsam fahren mit „Advanced Efficiency“

Uneingeschränktes Lob jedoch für die herrlich massiven Schaltwippen aus Aluminium hinter der Lenksäule, mit denen wir immer wieder gern ein bisschen herumspielen, obwohl dafür eigentlich keine dringende Notwendigkeit besteht. Logisch, bringt schnellere Gangwechsel. Serienmäßig wirkt hier eine Sechsstufen-Automatik, die unauffällig, aber für Alfa-Verhältnisse etwas zu gemütlich arbeitet. Die Abstufung der Fahrmodi über den auffällig in Szene gesetzten schicken Drehschalter gefällt, zumal sich die zweistufige Alfa Active Suspension (in der von uns gefahrenen Veloce-Ausstattung inklusive) in Millisekunden an Rumpelpisten und unser Fahrverhalten anpasst. Im vollelektrischen Modus „Advanced Efficiency“ wird der Antrieb übrigens komplett abgekoppelt, damit die Fuhre segelnd mit dem geringsten Widerstand rollt. Geht’s mal zu schnell bergabwärts, kann die elektronische Bergabfahr-Hilfe aktiviert werden – das Auto hält dann konstant eine Geschwindigkeit von 50 km/h.

Es lebe der Sport
Gefahren sind wir die Veloce-Version, die uns serienmäßig unter anderem 19 Zoll große Leichtmetallräder,  Schaltwippen, Active Suspension, Alcantara-Sitzbezüge und eine Brembo-Sportbremsanlage mit rot lackierten Festsätteln offeriert.
Es lebe der Sport
Gefahren sind wir die Veloce-Version, die uns serienmäßig unter anderem 19 Zoll große Leichtmetallräder, Schaltwippen, Active Suspension, Alcantara-Sitzbezüge und eine Brembo-Sportbremsanlage mit rot lackierten Festsätteln offeriert.

Und sonst so? Der, typisch Alfa, mit dem Scudetto-Grill und ziemlich grimmigen Gesichtszügen schneidig gestylte Italiener, dessen Name sich übrigens auf einen 1882 Meter hohen Alpenpass in Italien bezieht, ist rundum auf der Höhe der Zeit. Drinnen ist beispielsweise alles kompromisslos auf den Fahrer (m/w/d) zugeschnitten. Exakt in Blickrichtung das 12,3 Zoll große volldigitale „Cannocchiale“, die Kommandozentrale, die uns passenderweise zwei klassische Rundinstrumente digital simuliert. Auch gut: Für einige wichtige Befehle an den Bordcomputer und für die Klimatisierung gibt es analoge Tasten. Und die kleine gerippte Walze des Lautstärkereglers ist wirklich ein filigranes Schmuckstück.

Mehr mittig dann der 10,25 Zoll große Touchscreen, vor dem, kleine Nettigkeit, sich für bessere Treffgenauigkeit bequem die Hand aufstützen lässt. Um die Bedienlogik zu verstehen, haben wir allerdings ein paar Minuten gebraucht, aber das ist vermutlich eine Gewohnheitsfrage. Klar, die straffen Sitze des Italieners, anschmiegsames synthetisches Alcantara oder Leder, bieten den erwarteten sportlichen Seitenhalt, sogar belüften lassen sie sich. Nur die Schenkelauflage lässt sich hier nicht verlängern. Vorn also fast alles bestens, hinten wird es für unsereins (1,94 Meter Körpergröße) bei ordentlichem Knieraum allerdings mit der Kopffreiheit ein bisschen knapp. Passt geradeso. Einverstanden, alles gleichzeitig geht nicht, dieser Italiener ist eben kein klassisch gerader SUV-Kasten.

Sogar ein digitales Scheckheft

Dafür offeriert er aber das volle aktuelle Programm, was den ganzen angesagten Multimedia-Kram betrifft. Da reden wir über diese neuen Connect Services von Alfa. Zum Beispiel haben wir das Auto mit der mobilen App »My Alfa Connect« quasi immer direkt in der Hand. Über »My Assistant« könnten wir per einfachen Tastendruck jederzeit Hilfe herbeirufen. Auf Wunsch auch einen monatlichen Fahrzeugzustandsbericht per E-Mail erhalten oder jederzeit den Batteriestand oder den Kilometerstand abfragen. Per »My Remote« per Fernbedienung aus dem Urlaubsort noch nachträglich die Türen verriegeln. Oder später das Licht einschalten, um den Italiener im Parkhaus noch schneller wiederzufinden, nachdem wir seine Position in Echtzeit bekommen haben.

Exakt in Blickrichtung das 12,3 Zoll große volldigitale "Cannocchiale", die Kommandozentrale, die uns passenderweise zwei klassische Rundinstrumente digital simuliert.
Auf den Fahrer zugeschnitten
Exakt in Blickrichtung das 12,3 Zoll große volldigitale „Cannocchiale“, die Kommandozentrale, die uns passenderweise zwei klassische Rundinstrumente digital simuliert.

Klar, hier gibt es auch eine Echtzeit-Navigation, inklusive Ladestations-Anzeige. Und dieses Dynamic Range Mapping, also die permanente Rundum-Reichweitenanzeige. Gut auch, dass sämtliche Navi-Karten automatisch „over the air“ aktualisiert werden. Selbst eine Alexa-Sprachsteuerung ist an Bord. Zum Schreiben der langen Einkaufsliste oder der prophylaktischen Steuerung unserer Smart-Home-Geräte. Außerdem harmoniert Alexa sehr fix und perfekt mit der TomTom-Navigation. Und eine induktive Ladeschale vor dem Schaltknauf ermöglicht das Aufladen unseres Smartphones.

Und Achtung, dieser Alfa ist das erste Serienfahrzeug, das einen digitales NFT-Zertifikat (Non-Fungible-Token) besitzt. Basiert auf Blockchain-Technologie und bastelt unentwegt einen nicht fälschbaren, also glaubwürdigen Datensatz zum Auto, der zum Beispiel sämtliche Wartungen enthält. Gewissermaßen das digitale Scheckheft. Gut für den Restwert beim Wiederverkauf. Und wenn das gute Stück geklaut wird? Nach der Anzeige bei der Polizei lässt es sich digital exakt orten.

Head-up-Display kommt eventuell später

Noch was? Ja mit »Eco Score« könnten wir auf Wunsch unseren Fahrstil verbessern. Häh? Garantiert peinlich für einen Alfisti.

Was wir hier vermissen? Wenig, vielleicht ein Head-up-Display. Aber nur, weil es andere auch anbieten. Doch das könnte Alfa (vielleicht beim ersten Facelift?) noch nachreichen, deutet Imperato lächelnd an: „Damit können Sie rechnen“. Gibt es noch ernsthaft was zu kritisieren? Ja, an einem Punkt. Denn weil sich die Batterie hier doch etwas breit machen muss, reduziert sie (wie bei den Plug-ins der Konkurrenz) heftig den Kofferraum, der sich so bequem per Fußbewegung öffnen lässt. Konkret: Normalerweise hat der Tonale fernreisetaugliche 500 Liter Ladevolumen, bei umgeklappten Rücksitzlehnen sind es bis zu 1550 Liter. Die Plug-in-Version bietet uns dagegen nur schmale 385 bis 1430 Liter. Beinahe VW Golf-Niveau. Da muss dann dummerweise ein Koffer der Familie daheim bleiben.

Da scheppert nix

Zurück zu den Lobeshymnen: Unterwegs im Elektromodus ist uns nämlich gleich aufgefallen, dass hier nichts knistert, knarzt oder gar wackelt. Alles Passungen passen perfekt und fast sämtliche Oberflächen fassen sich sehr angenehm an. Penible Verarbeitung, darauf sind sie bei Alfa auch ganz schön stolz. „Dahinter stehe ich persönlich, wir verkaufen heute nur Top-Fahrzeuge“, schwört Alfa-Chef Jean-Philippe Imperato. Und damit hier wirklich niemand über Qualität diskutieren muss, haut Alfa für dieses Auto sogar eine fünfjährige Garantie raus. Und dann erzählt Imperato voller Stolz, dass Alfa in den USA im Luxus-Segment des prestigeträchtigsten Kundenzufriedenheits-Ranking von J.D. Power gerade den ersten Platz erobert hat.

1430 Liter müssen genügen 
Wegen der Batterie im Fahrzeugheck fällt der Kofferraum des Alfa Tonale kleiner aus. Gegenüber den benzingetriebenen Versionen um etwa 120 Liter. Ein großer Koffer der Familie muss da zuhause bleiben.
1430 Liter müssen genügen
Wegen der Batterie im Fahrzeugheck fällt der Kofferraum des Alfa Tonale kleiner aus. Gegenüber den benzingetriebenen Versionen um etwa 120 Liter. Ein großer Koffer der Familie muss da zuhause bleiben.

Der Aufpreis gegenüber den Verbrenner-Modellen der Baureihe, die zwischen 36.300 und 45.300 Euro kosten, hat auch eine sportliche Note. Das Basismodell TI, das erst im zweiten Quartal nächsten Jahres startet, kostet mindestens 52.000 Euro, für den besser ausgestatteten Veloce wird der Händler 54.500 Euro verlangen. Mit allen feinen Extras (die denen der Verbrenner-Tonale entsprechen) marschiert der Kunde schnell in Richtung 60.000 Euro.

Verkaufsstart war am 17. November, die ersten Auslieferungen beginnen im Januar. Und immerhin gibt zur Einführung der neuen Baureihe eine etwas günstigere »Edition Speziale« für 51.000 Euro. Ein Lockstoff, der sich zum Beispiel durch Karosserie-Einsätze in Titan-Optik, sportliche Metall-Pedale und 20 Zoll große Leichtmetallräder auszeichnet. Gefahren sind wir die sportliche Veloce-Version, die uns serienmäßig unter anderem 19 Zoll große Leichtmetallräder, die Schaltwippen, Active Suspension, Alcantara-Sitzbezüge und eine Brembo-Sportbremsanlage mit knallrot lackierten Festsätteln offeriert.

Spannende Neuheiten in Sicht

Bliebe noch zu sagen, dass dieser Tonale, der uns optisch an einen dieser schmeichelnden Mailänder Maßanzüge erinnert, nur der zarte Anfang der Elektrifizierung von Alfa Romeo ist. Im Stellantis-Konzern wollen die sportiven Italiener da in Kürze eine Hauptrolle spielen. „Bis 2027 werden die neuen Modelle unserer Marke nur noch komplett elektrisch fahren“, verspricht Imperato. Und ist völlig optimistisch, dass selbst hartgesottene Alfisti auf die künftigen Stromer abfahren werden. „Wir müssen die Leute nur erst einmal zur Probefahrt in die Autos bekommen, dann werden sie über diese Power of Silence begeistert sein.“

Jedenfalls hat er dafür schon eine ganze Riege von Stromern in petto. „Meine feste Planung reicht bis 2028, und für die folgende Zeit bis 2030 gibt es auch schon Ideen.“ Voraussichtlich, so deutet er uns an, erscheint 2024 bei Alfa unterhalb des Tonale noch ein kleinerer SUV, der bisherige Käufer von Alfa Romeo MiTo und Giulietta interessieren könnte. Und dann garantiert auch elektrisch fährt. Dafür gäbe es im Stellantis-Konzern ja beispielsweise die Plattform eines Jeep Renegade, fällt uns ein.

Kleiner Schwerz am Rande 
Statt von einem menschenfressenden Drachen wird der Tonale wird der Tonale elektrisch "befeuert". Das Markenlogo haben die Alfa-Designer entsprechend angepasst. Bilder: Alfa Romeo
Kleiner Schwerz am Rande
Aus der menschenfressenden Schlange im Stadtwappen von Mailand und im Alfa-Logo haben die Designer beim teilelektrischen Tonale ein geringeltes Stromkabel gemacht. So viel Spaß muss sein. Bilder: Alfa Romeo

Imperato denkt auch an ein vollelektrisches Nachfolgemodell für die Giulia. „Nach den SUV-Modellen haben wir da alle Möglichkeiten, und das ist ziemlich aufregend.“ Da klingt bei ihm sofort viel Begeisterung durch. Vermutlich wird das ein heißer Viertürer mit extremen Beschleunigungswerten und viel italienischem Flair. Stramme elektrische Leistungen zwischen 150 und 330 kW. Die neue STLA-Architektur des Mutterkonzerns würde bis zu 800 Kilometer Reichweite erlauben. Dank starker Lithium-Ionen-Batterien mit Kapazitäten von bis zu 118 kWh.

Wie es denn mit einer Kombiversion der Julia wäre, vielleicht in Form eines Shooting Brake, also einem langgezogenen Coupé mit Steilheck? „Oh, das ist eine interessante Frage“, grinst der Chef. Eine, über die man bei Alfa durchaus nachdenke. Mehr will er dazu jetzt auf keinen Fall sagen, gern aber im nächsten Jahr. Uns würden natürlich noch mehr Fragen einfallen. Hinter den Kulissen wird ja offenbar auch an einer elektrischen Wiedergeburt des MiTo gearbeitet, jetzt aber in einer lukrativeren fünftürigen Version, Dreitürer sind ja zunehmend out. Imperato: „Kein Kommentar“.

Fünf neue Stromer bis 2026

Und für 2027, das war vor kurzem im Buschfunk zu hören, plant er offenbar einen elektrischen Luxus-Crossover, der nach den Vorstellungen des Chefs etwa das BMW-Trio von X5, X6 und Siebener mit einem Schlag vernaschen soll. Zu diesem Überflieger, der speziell für den US-Markt und China ein schönes Highlight wäre, will Imperato heute auch noch nichts sagen. Wird garantiert kein übertrieben eckiger Hochsitzer, sondern ein flacherer, ziemlich eleganter Italiener. Wir werden sehen. Dazu gibt es von Alfa’s CEO eben kein Kommentar. Dann aber noch eine kernige Offenbarung: „Aktuell arbeiten unsere Designer an fünf zukünftigen Elektroautos gleichzeitig.“ Und das Designfreeze, sprich das grundsätzliche Okay, sei für die bis 2026 erscheinenden neuen Modelle bereits abgeschlossen.

Dazu gehört auch der Einsatz der brandneuen Super-Elektronik des Konzerns, die Alfa für seine Modelle ab 2025 zuerst bekommen soll. Nennt sich STLA-Brain und bringt laut Imperato „ein ganzes Universum neuer Möglichkeiten“. Mit völlig neuer Software, Künstlicher Intelligenz und super Connectivity. Damit sollen die sportlichen Alfas aber laut Imperato nicht zu iPads auf Rädern werden, sondern ihren Fahrern viele neue Möglichkeiten und Daten geben, „um ihre Fahrfähigkeiten und ihre Effizienz maximal auszureizen.“

Mit den neuen vollektrischen Modellen soll die Marke, so Imperato ziemlich selbstbewusst, „die Sportlichkeit für das 21. Jahrhundert neu erfinden.“ Darunter macht es der leidenschaftliche Manager nicht, der seit dem Januar letzten Jahres Alfa Romeo ziemlich energisch führen soll. Ein 56jähriger Franzose übrigens, der im Stellantis-Konzern zuletzt die Marke Peugeot auf Vordermann brachte. Sieht jedenfalls ganz so aus, als ob Alfa Romeo ausgerechnet mit der Strom-Strategie bald wieder in Schwung kommen könnte.

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