Die Elektroautos in den USA werben selten mit ihrem besonders günstigen Preis. Anders ist es beim Chevrolet Bolt EUV – die drei Buchstaben stehen für „Electric Utility Vehicle“. Den kompakten Crossover mit 4,31 Metern und einem guten Platzangebot innen gibt es in der Basisversion LT im Modelljahr 2023 nun schon für 28.195 Dollar – stattliche 6.300 US-Dollar weniger als zuvor. Von der ungewöhnlichen Preisreduktion profitieren auch die Käufer des Chevy Bolt Premier, der mit Komplettausstattung nun für 31.300 Euro angeboten wird.

Die Preisredaktion ist weniger Kostensenkungen in der Produktion geschuldet als vielmehr eine vertrauensbildende Maßnahme: In den vergangenen zwei Jahren musste General Motors in zwei Wellen insgesamt knapp 200.000 Exemplare der Modelljahre 2017 bis 2022 wegen Brandgefahr und zum Akkutausch in die Werkstatt rufen. Betroffen von dem Rückruf war auch das baugleiche Schwestermodell Opel Ampera-e. In den USA war zudem die Produktion des Chevrolet Bolt vorübergehend gestoppt worden.

Doch nun läuft die Produktion wieder – und General Motors versucht mit dem Stromer zum Schnäppchenpreis wieder Boden gut zu machen. Technisch hat sich allerdings wenig geändert – für die letzten Produktionsjahre macht das auch wenig Sinn. Die neue Ultium-Plattform steht bereits für ein komplett neues Fahrzeug bereit. Angetrieben wird der Bolt EUV weiterhin von einem 150 kW (204 PS) starken Elektromotor an der Vorderachse und einem Akkupaket mit einer Kapazität von 65 kWh, das für Reichweiten von rund 400 Kilometer gut sein soll.

Laden mit maximal 50 kW

An einer 240-Volt-Haushaltssteckdose – eine probate Lademöglichkeit in den USA – erstarkt der Bolt mit leerem Akku in sieben Stunden wieder zu voller Leistungsfähigkeit. Wer den SUV einer DC-Schnellladesäule anschließt, pumpt in einer halben Stunde 160 Kilometer Strecke in das zwischen den Achsen liegende Akkupaket. Das entspricht einer maximalen Ladeleistung von etwa 50 kW. Aus dem Stand beschleunigt der elektrische Fronttriebler in knapp neun Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h.

Der Innenraum des Bolt EUV bietet ordentliche Platzverhältnisse, jedoch weiterhin eine nur mäßige Materialqualität. Hier sieht man dem Crossover sein günstiges Prizing sowie das Alter an. Das Zentralinstrument ist nur 10,2 Zoll groß, die Verkleidungen und Schalter sind bestenfalls robust. Auch die Sitze könnten sich wertiger präsentieren und mehr Komfort bieten. Immerhin lassen sie sich elektrisch verstellen. Das Platzangebot ist in der Langversion des Bolt hingegen gut. Nicht nur auf den beiden Sitzreihen, sondern auch dahinter. Der Kofferraum bietet ein Ladevolumen von 462 Litern, das sich durch Umlegen der Rücksitze auf bis zu 1.611 Liter erweitern lässt. Eine elektrische Heckklappe gibt es aber selbst in der Topversion nicht.

Teilautonom fahren mit „Super Cruise“

Neu im Chevrolet Bolt EUV ist das Fahrerassistenzsystem „Super Cruise“, mit dem bisher nur die höherwertigen Modelle aus dem Hause General Motors unterwegs waren. Super Cruise ist kein teilautonomes Level-3-System, ist auf den amerikanischen Highways jedoch gut unterwegs, wenn der Fahrer seine Augen auf der Straße lässt. Aktuell deckt das speziell kartographierte Kartenmaterial in Nordamerika rund 200.000 Meilen ab. Einmal eingeschaltet, zieht der Bolt Dank Super Cruiser recht stabil seine Bahnen, bremst nur bisweilen etwas zu ambitioniert, wie wir bei unserem Test feststellen mussten.

Opel Ampera-e
Opel brachte 2017 mit dem Ampera-e ein Schwestermodell des Chevrolet Bolt zum Preis von 42.900 Euro auf den Markt. Kurz darauf verkaufte General Motors Opel an die PSA-Gruppe. Trotzdem © Copyright Opel

Das Fahrwerk des knapp 1,7 Tonnen schweren Chevrolet Bolt EUV ist sehr komfortabel abgestimmt und die Lenkung präsentiert sich zwar leichtgängig, aber immerhin recht direkt. Auf welligem Fahrbahnbelag oder in schnellen Kurven kommt der Bolt bei flotter Gangart jedoch schnell an seine Grenzen. Er ist eben etwas für die City und überschaubare Geschwindigkeiten; nichts für einen spaßigen Ritt auf der Landstraße obwohl das große Akkupaket im Unterboden den Schwerpunkt angenehm herunterzieht. Am besten ist man ohnehin im One-Pedal-Modus unterwegs, der sich am Mitteltunnel zuschalten lässt. Damit wird das Bremspedal abgesehen von einer Vollbremsung angenehm arbeitslos – bei einem Citycruiser wie dem Chevrolet Bolt eine überaus angenehme Sache.

Günstig in die City und dann auch noch elektrisch – Chevrolet hofft mit dem Bolt bei all den Amerikanern zu punkten, die bei Spritpreisen von inzwischen fast fünf Dollar pro Gallone (3,8 Liter) ein wenig ins Grübeln kommen.

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