Bald 100 Jahre ist es her, dass Citroën Paris zum Strahlen brachte. Oder zumindest den Eiffelturm, das Wahrzeichen der Stadt. Firmengründer André Citroën, der nicht nur ein ein genialer Erfinder war, sondern auch ein begnadeter Marketingstratege, hatte von Hochseilartisten an der 312 Meter hohen Stahlkonstruktion 250.000 Glühbirnen in sechs verschiedenen Farben und unterschiedlicher Lichtstärke anbringen lassen, um den Markennamen und das Firmenlogo des Doppelwinkels weithin sichtbar werden zu lassen. Als die gigantische Leuchtreklame am Abend des 4. Juli 1925 erstmals eingeschaltet wurde, erstrahlten innerhalb von 40 Sekunden neun Lichtspiele, darunter Arabesken, Sternenregen und Kometen.

Lichtspiele am Eiffelturm gibt es auch heute noch. Aus Anlass etwa der Olympischen Spiele an der Seine und jeden Abend ab Einsetzen der Dämmerung bis ein Uhr morgens immer zur vollen Stunde für jeweils fünf Minuten. Die Bodenscheinwerfer werden dann ausgeschaltet und der Turm glitzert ganz allein. Die Leuchtreklame von Citroën war bereits 1934 abgeschaltet worden. Aber auch die Strahlkraft der Marke hat abgenommen, spätestens seit der Übernahme des Autobauers durch den Konkurrenten Peugeot und die Gründung der Holding PSA Peugeot Citroën im Jahr 1976.

Grün ist die Hoffnung 
Die grellgrüne Lackierung steht dem C5 Aircross gut. Vorbehalten ist sie allerdings nur wenigen Exemplaren zur Modelleinführung.
Grün ist die Hoffnung
Die grellgrüne Lackierung steht dem C5 Aircross gut. Vorbehalten ist sie allerdings nur wenigen Exemplaren zur Modelleinführung.

Seit 2021 ist Citroën ein Teil des Stellantis-Konzerns, zusammen mit der Fiat, Chrysler, Opel und einer Reihe anderer Marken, deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde. Und die 1919 gegründete Traditionsmarke mit dem Doppelwinkel (der an die winkelverzahnten Zahnräder im Getriebe erinnern soll, die in den Fahrzeugen von Andre Citroën für einen ruhigen Lauf sorgten) hatte in dem Sammelsurium lange Zeit Mühe, ihren Platz zu finden. Auch weil 2015 mit DS Automobiles die nach dem DS 19 von 1955 benannte Premium-Linie aus dem Unternehmen herausgelöst worden war. Citroën blieben nur die Modellreihen darunter – mehr oder minder biedere Familienautos, die heute fast ausnahmslos als SUVs daherkommen.

„Wir beschleunigen die Elektrifizierung“

Aber Thierry Koskas, der seit 2023 als CEO die Geschicke von Citroën leitet, ist entschlossen, die Marke wieder zum Leuchten zu bringen. Mit erschwinglichen, komfortablen und „mutigen“ Autos – die in wachsendem Umfang teil- oder vollelektrisch fahren. In der Antriebswende sieht der 61-jährige Franzose, der früher bei Renault die Elektroauto-Sparte verantwortete und die Stromer Zoe und Twizy an den Start schob, eine „enorme“ Chance für Citroën, sowohl an Profil wie an Marktanteilen in Europa zu gewinnen. Derzeit liegt Citroën mit einem Anteil von 3,2 Prozent am europäischen Pkw-Markt zwar klar vor Opel (2,6 Prozent), aber weit hinter der Konzernschwester Peugeot (5,8 Prozent).

Alles gut im Blick
Die Anzeigen auf den Displays im Innenraum des C5 Aircross fallen erfreulich groß aus, auch das Design gefällt. Die harten Oberflächen am Cockpit und in den Türen zeugen von den Anstrengungen des Autobauers, den Verkaufspreis günstig zu halten. Fotos: Citroën

„Wir zaudern deshalb nicht, sondern beschleunigen unsere Elektrifizierung“, erklärte Koskas bei der Präsentation des neuen Citroën C5 Aircross, des nunmehr auch als Vollstromer verfügbaren Flaggschiffs der Marke. Das Vorgängermodell wurde noch mit Dieselmotor angeboten und alternativ nur als Plug-in-Hybrid. Das Einstiegsmodell von Citroën, der C3, werde heute bereits zu 40 Prozent mit einem Batterieantrieb geordert, vom neuen, 4,65 Meter langen Topmodell erwarte er noch einen höheren E-Anteil.

Neues C3-Basismodell für unter 20.000 Euro

„Es wäre ein verhängnisvoller Fehler, weiterhin auf Verbrenner zu setzen und die Elektrifizierung der Antriebe zu verlangsamen“, führte Koskas im Gespräch mit EDISON aus. Zum einen müsse man „natürlich“ die von der EU gesetzten Flottenziele respektieren. „Aber noch wichtiger ist, dass wir fest daran glauben, dass Elektroautos gut für die Menschen sind.“ Der große Erfolg des in Serbien gefertigten C3 zeige, dass das Antriebskonzept Anklang finde, wenn das Fahrzeug gut gemacht und attraktiv eingepreist sei. „Das Fahrzeug ist leicht zu bedienen und hat eine ausreichend große Reichweite. Dazu kommt ein sehr, sehr attraktiver Preis“ – von derzeit 23.300 Euro.

Demnächst noch günstiger 
Der vollelektrische C3 ist ein Erfolgsmodell. Über 75.000 Exemplare wurden bereits verkauft, 40 Prozent davon als Vollstromer. Und demnächst kommt noch ein Einstiegsmodell hinzu mit einem Basispreis von 19.990 Euro und einer Reichweite von 200 Kilometer.
Demnächst noch günstiger
Der vollelektrische C3 ist ein Erfolgsmodell. Über 75.000 Exemplare wurden bereits verkauft, 40 Prozent davon als Vollstromer. Und demnächst kommt noch ein Einstiegsmodell hinzu mit einem Basispreis von 19.990 Euro und einer Reichweite von 200 Kilometer.

In Kürze werde Citroën mit einem neuen, nur 19.990 Euro teuren Basismodell mit 200 statt 320 Kilometer Reichweite sowie einer 20.300 Euro teuren „Van“-Version für Gewerbetreibende die Preisschwelle nochmals senken. Koskas: „Damit wird das Modell super, super attraktiv.“ Ohne dass es Citroën mit Marketinggeldern stütze. Im Gegenteil: „Wir verdienen auch damit Geld.“

Elektrischer C5 Aircross für um die 45.000 Euro

Das soll im besonderen Maße auch für das neue Flaggschiff C5 Aircross gelten – trotz einer Produktion des Mittelklasse-SUV in Frankreich. Mit einem 107 kW oder 145 PS starken Hybridantrieb wird das Modell in der zweiten Jahreshälfte 2025 schon für rund 35.000 Euro zu haben sein, als 143 kW oder 195 PS starker Plug-in Hybrid für unter 40.000 Euro und als Vollstromer für knapp 45.000 Euro – die exakten Preise für den deutschen Markt sind noch nicht definiert. Fest steht nur: „Wir werden unter den Preisen von Opel bleiben“, so Deutschland-Geschäftsführer Thomas Goldboom. Der Opel Grandland Electric, der die gleiche Plattform wie der C5 ë-Aircross nutzt, kostet hierzulande wenigstens 46.750 Euro.

Länge läuft 
Mit einem Radstand von 2,78 Metern bietet der Citroën C5 Aircross bis zu fünf Passagieren im Fahrgastraum üppig Platz. Eine siebensitzige Version des Familienautos plant der französische Autohersteller nicht - ein großer Kofferraum ist ihm wichtiger.
Länge läuft
Mit einem Radstand von 2,78 Metern bietet der Citroën C5 Aircross bis zu fünf Passagieren im Fahrgastraum üppig Platz. Eine siebensitzige Version des Familienautos plant der französische Autohersteller nicht – ein großer Kofferraum ist ihm wichtiger.

Um den günstigen Preis darstellen zu können und trotzdem einen Gewinn beim Verkauf zu realisieren, hat Citroën sein Stammwerk in Rennes – in dem in den 1960 er Jahren schon der Ami 6 gefertigt wurde – mit hohem finanziellen Aufwand modernisiert. Auch zeugen viele Details und die großzügige Verwendung von Hartpastik im Innenraum von den Sparanstrengungen der Designer und Ingenieure.

Bis zu 680 Kilometer mit einer Akkuladung

An der Technik hingegen wurde nicht gespart. Angeboten wird der Vollstromer in der Standard-Range-Version mit einem mit 73 kWh-Akku für bis zu 520 Kilometer Reichweite sowie in einer „Long Range“-Version mit 97 kWh großen Stromspeicher für Fahrten bis zu 680 Kilometer ohne Ladepause. Die eine Version verfügt über eine Antriebsleistung von 157 kW oder 210 PS, der Langstreckler ist wegen des etwas höheren Gewichts mit einem 170 kW oder 230 PS starken Elektromotor ausgestattet. Geladen wird der Akku daheim mit maximal 11 kW, am Schnelllader beträgt die maximale Ladeleistung 160 kW. Trotzdem soll der 97 kWh-Akku spätestens nach 28 Minuten zu 80 Prozent wieder befüllt sein – bei einem Ladestand von 20 Prozent zum Start. Erfreulich auch: Eine Wärmepumpe ist serienmäßig ebenso an Bord wie eine Horde von Assistenzsystemen und das „Advance Comfort“-Fahrwerk, das den Aircross in so etwas wie einen fliegenden Teppich knapp über der Asphaltdecke verwandeln soll. Letzteres werden wir hoffentlich demnächst bei einer Ausfahrt mit dem neuen Modell prüfen können.

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