Hinterradmotor: Kräftiger Schub von hinten

Die Fahrer von Hinterradnabenmotoren schätzen das direkte Ansprechverhalten der Aggregate, ihre Laufruhe und die Fahrdynamik des wie gewohnt vom Hinterrad kommenden Schubs. Ein weiterer Vorteil des Hinterradmotors: Man kann zumindest theoretisch das Hinterrad austauschen und hat dann ein normales, allein mit Muskelkraft betriebenes „Bio“-Fahrrad. Da die Motorwelle gleichzeitig als Hinterradnabe dient, kommen manche Motoren ohne interne Übersetzung aus. Sie gelten als äußerst robust und resistent gegen mechanische Ausfälle.

Hoher Wirkungsgrad, geringer Verschleiß
Weil Kette und Ritzel vom Motorantrieb entkoppelt arbeiten, gilt der Komponentenverschleiß beim Hinterrad-Nabenmotor als wesentlich geringer im Vergleich zum Mittelmotor. Auch ist der mechanische Wirkungsgrad sehr hoch. Foto: Mivic
Hoher Wirkungsgrad, geringer Verschleiß
Weil Kette und Ritzel vom Motorantrieb entkoppelt arbeiten, gilt der Komponentenverschleiß beim Hinterrad-Nabenmotor als wesentlich geringer im Vergleich zum Mittelmotor. Auch ist der mechanische Wirkungsgrad sehr hoch. Foto: Mivic

„Weder Getriebe noch Antriebsstrang erzeugen einen Widerstand, weshalb der mechanische Wirkungsgrad sehr hoch ist“, erklärt Steffen Krill von Mivice. Und weil Kette und Ritzel vom Motorantrieb entkoppelt arbeiten, gilt der Komponentenverschleiß als wesentlich geringer im Vergleich zum Mittelmotor.

„Neben der sportlichen Fahrweise ist mit dem Hinterradnabenmotor auch ein klassischerer Designansatz beim Rahmen umsetzbar. So lässt er sich sehr schön in das Gesamtkonzept des Rades integrieren“, so Krill weiter. Und der Hinterradnabenmotor hat noch einen weiteren Vorteil: Hier gibt es zumindest theoretisch die Möglichkeit zur Rekuperation. Der Motor wandelt dann die beim Bremsvorgang freigewordene Energie wieder in Strom um und speist damit den Akku. Allerdings gewinnen Heckmotor-E-Bikes wegen ihrer geringen Masse deutlich weniger Energie zurück als etwa Elektroautos. So kann in der Regel nicht der komplette Akku geladen werden, sondern eher nur eine geringe Mengen bei längeren Abfahrten.

Renaissance des Heckantriebs

Trotz dieser positiven Attribute spielten Hinterradnabenmotoren bei Alltagsrädern lange nur eine Nebenrolle. Doch nun zeichnet sich eine Renaissance ab: Gerade bei leichten E-Bikes für den urbanen Einsatz sind immer mehr kleine Nabenmotoren zu finden.

Biketour Mit einem E-Bike oder Pedelec lassen sich ganz bequem große Strecken zurücklegen, in der Stadt wie im Gelände. Wie der Akku lange durchhält. E-Bikes

Ein Nachteil von Hinterradnabenmotoren ist allerdings, dass sie nicht mit Nabenschaltungen kombinierbar sind. Für Freunde von gekapselten und wartungsarmen Antrieben bietet sich als Lösung aber die Zentralgetriebeschaltung von Pinion an. „Beide Komponenten, also das Getriebe und der Heckmotor, sind extrem wartungsarm und damit eine gute Wahl für Vielfahrer, die ein zuverlässiges und leistungsstarkes Pedelec suchen“, erklärt Dirk Menze von Pinion. Durch das breite Übersetzungsspektrum der Schaltung und die große Spreizung der Gänge kann die Drehzahl des Hinterradnabenmotors motorschonend hoch gehalten und Überhitzung verhindert werden. Diese Kombination ist beispielsweise bei den versicherungspflichtigen S-Pedelecs bis 45 km/h immer mehr zu finden.

Was spricht beim E-Bike für einen Frontantrieb? Das erfahren Sie im dritten Teil.

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7 Kommentare

  1. Frank Windels

    Es gibt auch noch Frontmotoren bei höher Preisigen Rädern z.B. Van Rahm und Utopia-Velo.
    Mittelmotoren haben den schlechtesten Wirkungsgrad der drei möglichen Positionen und denn höchsten verschleiß. Der Mittelmotor ist nur so verbreitet weil sich die großen Motorenhersteller darauf festgelegt haben da bei den anderen die Haltbarkeit besser ist und man weniger vollgegeschäfte hat.

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    • Mick

      Ich fahre seit etwa 6 Jahren ein Rad mit Hinterrad Motor, Riemen Antrieb und Pinion Getriebe.

      Letztes Jahr hatte ich dann Motor und Steuerungs Probleme und stand vor der Entscheidung ein neues Rad zu kaufen oder für viel Geld einen passenden Ersatz Antrieb zu finden und einzubauen.

      Nach diversen Probefahrten mit neuen Rädern habe ich mich dann doch für den Umbau entschieden.

      Die Kombination von Pinion Getriebe, Riemen und Heck Motor ist für mich einfach am stimmigsten. Und eben so gut wie wartungsfrei.

      Bei Neu Rädern aber halt auch nur im obersten Preis Segment zu finden.

      Bis 6% Steigung ist auch alles ok. Darüber hinaus ziehen dann die Mittelmotorler locker an mir vorbei.

      Der Umbau hat sich m. E. auch gelohnt da der neue Naben Motor wesentlich kleiner, leichter und mit weniger Widerstand bei leerem Akku zu fahren ist.

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  2. V.Kohnen

    Das Argument beim Heckmotor könnte man eine Schaltung schlecht umsetzen stimmt ja gar nicht. Mein erstes E-Bike mit Mittelmotor (von Bosch) hatte nur 9 Gänge.Man konnte immer spüren, der erste Gang war lang übersetzt, für starke Steigerung, der letzte endete bei den angeordneten 25kmh. Bei meinem jetzigen e bike mit Heckmotor hab ich die normale Schaltung mit 8X3 Gängen und das passt immer.

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  3. Martin

    Sorry, als langjähriger E-Motorenentwickler kann ich mir da einen Kommentar nicht verkneifen.
    „ Für die Umwandlung von elektrischer Energie in mechanische werden beim Elektrofahrrad fast ausnahmslos Gleichstrommotoren verwendet.“
    Das ist totaler Quatsch. Tatsächlich werden in e-bikes heute ausnahmslos Pm-Synchronmaschinen eingebaut, so wie auch in die meisten Elektroautos. Gleichstrommaschinen kommen in e-bikes überhaupt nicht mehr zum Einsatz, schon seiten Jahrzehnten nicht mehr.
    Lasst euch nicht vom amerikanischen Marketingbegriff BLDC (brushless DC) verwirren: an diesen Maschinen ist nichts DC und das sind auch keine Gleichstrommaschinen. Es handelt sich um reine Drehstromantriebe und die technisch korrekte Bezeichnung ist EC-Motoren (electronically commutated).

    „Die Leistung des Motors berechnet sich durch die Multiplikation aus Drehmoment und Drehzahl mit der Kreiszahl Pi.“
    Nope, stimmt auch nicht. Die Leistung ist zwei mal Pi mal Drehzahl mal Drehmoment.

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    • Franz W. Rother

      Danke für die Hinweise. Wird sofort korrigiert.

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    • Ybbor Nhurg

      Moin Moin,wir 65 und 70 Jahre alt möchten auf E-Bike umsteigen. Keine Vielfahrer und viel flaches Land in Schleswig Holstein. Favorit sind bis jetzt die Gazelle Bikes. Es gibt sogar eine Teststation in der Nähe.
      Wie ist die geschätzte Meinung der Fachleute hier dazu?
      Dankeschön und freundliche Grüße
      Ybbor

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      • Franz W. Rother

        Sehr gute Idee, auch eine sehr gute Fahrradmarke. Nix wie hin zur Teststation und einfach mal ausprobieren, was passt. Mit Bosch-Antrieb und Riemenantrieb kriegen Sie eine ebenso zuverlässige wie komfortable Lösung. Aber das ist auch eine Frage des Budgets.

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