2023 könnte als Wendepunkt in die Geschichte des Automobils eingehen. Denn im abgelaufenen Jahr nahm die sogenannte Antriebswende, der Wechsel von der Verbrennungskraftmaschine zum Elektromotor im Auto, deutlich an Fahrt auf. Die Einführung zahlreicher neuer Elektroautos und eine deutlich erhöhte Nachfrage in Europa, Nordamerika und China unterstrichen die wachsende Bedeutung des Elektroautos auf den Weltmarkt – sowohl in der Produktion wie auf der Nachfrageseite. Dennoch wurde die Wende, die vom Kampf gegen den Klimawandel und die Verpflichtung der wichtigsten Märkte zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs getrieben ist, von einigen Rückschlägen überschattet. Dazu zählt vor allem das plötzlichen Aus des Umweltbonus in Deutschland kurz vor Jahresende, das die Autokäufer verunsicherte und die Nachfrage nach Stromern auf dem wichtigsten europäischen Markt nach ersten Expertenschätzungen zumindest in 2024 einbrechen lassen könnte. Aber der Reihe nach.

Rückblick auf 2023

1. Europa: Rekordabsätze und regulatorische Herausforderungen

Europa erlebte einen beeindruckenden Anstieg der Elektroautoverkäufe. Laut Daten des European Alternative Fuels Observatory (EAFO) der EU-Kommission stieg der Absatz von Elektrofahrzeugen 2023 um 120 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Norwegen macht der Anteil der Batterieautos an der gesamten Pkw-Flotte bereits fast 18 Prozent aus, in Island über fünf und in Schweden vier Prozent. Deutschland kommt inzwischen auf fast zwei Prozent und liegt damit noch hinter den Niederlanden (3,44 Prozent), Dänemark (3,21 Prozent) und sogar Österreich (2,08 Prozent).

Norwegische Pioniere
Eis und Schnee haben in Norwegen dem Elektroauto-Boom nichts anhaben können. Acht von zehn Autos, die dort neu zugelassen werden, sind mittlerweile elektrisch angetrieben. Foto: Jamieson Pothecary/elbil.no
Norwegische Pioniere
Eis und Schnee haben in Norwegen dem Elektroauto-Boom nichts anhaben können. Acht von zehn Autos, die dort neu zugelassen werden, sind mittlerweile elektrisch angetrieben. Foto: Jamieson Pothecary/elbil.no

Getrieben wurde die Entwicklung einerseits durch staatliche Förderungen und regulatorische Maßnahmen wie Fahrverbote für Verbrenner oder CO2-basierte Kauf- oder Zulassungssteuern.

Für Kaufimpulse sorgte aber auch das wachsende Angebot an attraktiven Elektroautos. Die meistverkauften Modelle waren die Tesla-Modelle Y und 3, der Skoda Enyay und der VW ID.4 sowie der kleine Dacia Spring, der MG4 aus China sowie der elektrische Fiat 500. Allerdings sieht sich die Branche zum Jahresende auch mit regulatorischen Unsicherheiten konfrontiert, insbesondere nach dem abrupten Ende des Umweltbonus in Deutschland, aber auch durch Änderungen bei der Förderung von Elektroautos in Frankreich: Käufer von Importfahrzeugen aus China (wie der Dacia Spring oder die Modelle von Polestar) gehen dort künftig leer aus. Einige Autohersteller haben deshalb bereits angekündigt, die Produktion von Elektroautos zu drosseln bzw. die Absatzplanung zu revidieren.

2. Nordamerika: Tesla dominiert weiterhin, aber die Konkurrenz wächst

In Nordamerika behauptete Tesla seine Marktführerschaft im Elektroauto-Segment. Laut Angaben des Electric Drive Transportation Association (EDTA) verkaufte Tesla im Jahr 2023 über 500.000 Fahrzeuge in Nordamerika. Auch hier waren Modelle wie das Tesla Model Y und 3 besonders gefragt. Gleichzeitig traten jedoch neue Wettbewerber in den Markt ein. Unternehmen wie General Motors mit dem Chevrolet Silverado EV, Rivian mit dem Pickup R1T, Ford mit dem F-150 Lightning oder auch Lucid Air und Fisker Ocean trugen zur wachsenden Konkurrenz bei. Die steigende Konkurrenz verspricht eine zunehmende Diversifizierung des Marktes – und erhöht den Preisdruck.

Wirbelt mächtig Staub auf 
Mit über zweijähriger Verspätung sind kürzlich die ersten Exemplare des Tesla Cybertruck ausgeliefert worden. Der elektrische Panzerwagen mit Edelstahl-Karosse soll dankenswerterweise dem US-Markt vorbehalten bleiben. Foto: Tesla
Wirbelt mächtig Staub auf
Mit über zweijähriger Verspätung sind kürzlich die ersten Exemplare des Tesla Cybertruck ausgeliefert worden. Der elektrische Panzerwagen mit Edelstahl-Karosse soll dankenswerterweise dem US-Markt vorbehalten bleiben. Foto: Tesla

In den USA wurden schon im November 2023 erstmals mehr als eine Million Elektroautos verkauft, wie die National Automobile Dealer Association (NADA) kurz vor Jahresschluss berichtete. Der Anteil der Elektroautos an den Neuzulassungen stieg darüber auf 7,2 Prozent. Doch ob die Rekordfahrt weitergeht, ist noch längst nicht ausgemacht. GM, Ford und auch Toyota haben ihre Pläne für den Ausbau der Elektromobilität zum Jahresende revidiert – weil die Preise für BEVs stark unter Druck stehen und auch weil das Ladenetz für E-Autos in den USA nicht so schnell wächst wie nötig.

3. China: Elektromobilität als nationale Priorität

China festigte 2023 seine Position als weltweit größter Markt für „New Energy Vehicles“ – Fahrzeuge mit alternativen Antrieben. Laut China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) stieg der Absatz von Elektrofahrzeugen im Reich der Mitte 2023 um 150 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, der Anteil der Batterieautos an den Neuzulassungen beträgt mittlerweile über 25 Prozent. Hersteller wie BYD, Geely, NIO und XPeng verzeichneten auf dem Heimatmarkt beeindruckende Verkaufszahlen. BYD kommt in China inzwischen auf einen Marktanteil von über 25 Prozent und steht kurz davor, Tesla als weltgrößten Hersteller von E-Autos abzulösen. Die chinesische Regierung setzte weiterhin auf umfassende Fördermaßnahmen, um die Elektromobilität im Land zu unterstützen. Die rasante Entwicklung der chinesischen Elektroautoindustrie beeinflusste auch globale Lieferketten und zwang andere Länder, ihre eigene Elektromobilitätsstrategie zu überdenken.

Sechs Millionen und noch viel mehr 
Chinesische Autohersteller sind - dank staatlicher Förderung - derzeit die größten Treiber der Elektromobilität weltweit. BYD hat im abgelaufenen Jahr Tesla als größten E-Auto-Hersteller der Welt vom Thron gestoßen. Tesla-Gründer Elon Musk bezeichnete die Fahrzeuge des Konkurrenten Wang Chuanfu voller Respekt als "sehr wettbewerbsfähig". Foto: BYD
Sechs Millionen und noch viel mehr
Chinesische Autohersteller sind – dank staatlicher Förderung – derzeit die größten Treiber der Elektromobilität weltweit. BYD hat im abgelaufenen Jahr Tesla als größten E-Auto-Hersteller der Welt vom Thron gestoßen. Tesla-Gründer Elon Musk bezeichnete die Fahrzeuge des Konkurrenten Wang Chuanfu voller Respekt als „sehr wettbewerbsfähig“. Foto: BYD

4. Rückschlag in Deutschland: Das Ende des Umweltbonus

Eine der größten Überraschungen des Jahres war zweifelsohne das Aus für den Umweltbonus in Deutschland. Diese Förderung, die den Kauf von Elektrofahrzeugen einst mit bis zu knapp 10.000 Euro unterstützte, wurde 2023 zunächst reduziert, dann im September auf Privatkäufer beschränkt und dann am 18. Dezember in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) beendet. Seitdem ist die Nachfrage nach Batterieautos nach Informationen aus dem Autohandel praktisch eingebrochen – auch weil unklar ist, welche Fördermaßnahmen 2024 noch geplant sind – und wie sich die Ladestrompreise im kommenden Jahr entwickeln. Bei Durchschnittspreisen von 65 Cent pro Kilowattstunde an öffentlichen Ladestationen ist der Vorteil der Stromer bei den Betriebskosten gegenüber den Verbrennern nur noch marginal.

Wohl auch deshalb sind bis Ende November die Neuzulassungen von Elektroautos nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes gegenüber dem Vorjahr um rund fünf Prozent zurückgegangen. Die meisten Neuzulassungen von Batterieautos verbuchte dabei Volkswagen (64.445 Fahrzeuge bis Ende November) vor Tesla (59.684) und Mercedes (34.015 BEVs).

Holländer im Deutschlandnetz 
Die niederländische Fastned ist längst auch im Nachbarland aktiv und hat als erster Betreiber kürzlich nahe Aachen die erste neue Station des von der Bundesregierung initiierten Deutschlandnetzes in Betrieb genommen. Foto: Fastned
Holländer im Deutschlandnetz
Die niederländische Fastned ist längst auch im Nachbarland aktiv und hat als erster Betreiber kürzlich nahe Aachen die erste neue Station des von der Bundesregierung initiierten Deutschlandnetzes in Betrieb genommen. Foto: Fastned

Was 2024 zu erwarten ist

1. Fortschritte in der Batterietechnologie

Der Fokus wird verstärkt auf technologischen Fortschritten liegen, insbesondere in Bezug auf die Batterietechnologie. Unternehmen wie Tesla, Panasonic und CATL investieren Milliarden in die Forschung und Entwicklung neuer Batteriesysteme. Erwartet werden Fortschritte in der Energiedichte, was zu längeren Reichweiten führen wird. Hochpreisige Elektroautos wie der Tesla Model S Plaid und der Lucid Air werden wohl die ersten sein, die von der neuen Technologien profitieren.

2. Infrastruktur-Ausbau: Ladeinfrastruktur als Schlüssel

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur wird weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Unternehmen wie ChargePoint und EVgo haben ehrgeizige Pläne angekündigt, Tausende neuer Ladestationen zu errichten. Länder wie Norwegen und die Niederlande setzen auf den Ausbau von Schnellladesäulen an Autobahnen, um Elektroautos auch auf Langstrecken attraktiv zu machen. Und hierzulande nimmt das staatlich geförderte Deutschlandnetz nach langjähriger Planung und Ausschreibung Konturen an: Kurz vor in Deutschland nahm der niederländische Schnelllade-Spezialist Fastned an der A4 zwischen Köln und Aachen den ersten Ladepark des neuen Typs in Betrieb.

3. Fokus auf Umweltverträglichkeit

Die Nachhaltigkeit von Elektrofahrzeugen wird eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Unternehmen wie BMW und Audi setzen verstärkt auf nachhaltige Materialien in der Fahrzeugproduktion. Zudem wird erwartet, dass vermehrt Recyclinglösungen für Batterien entwickelt werden, um die Umweltauswirkungen weiter zu minimieren.

BYD-Offensive in Brasilien
Der chinesische Autobauer verkaufte 2023 in Brasilien bereits mehr Elektroautos als alle Wettbewerber zusammen und begann im Oktober im Bundessaat Bahia auf einem ehemaligen Ford-Gelände mit dem Bau von drei Produktionsstätten. Dort sollen ab Ende 2024 Elektroautos, aber auch elektrische Busse und Lastwagen produziert werden. Foto: BYD 
BYD-Offensive in Brasilien
Der chinesische Autobauer verkaufte 2023 in Brasilien bereits mehr Elektroautos als alle Wettbewerber zusammen und begann im Oktober im Bundessaat Bahia auf einem ehemaligen Ford-Gelände mit dem Bau von drei Produktionsstätten. Dort sollen ab Ende 2024 Elektroautos, aber auch elektrische Busse und Lastwagen produziert werden. Foto: BYD 

4. Globaler Markt: Wachstum in Schwellenländern

Schwellenländer werden eine immer wichtigere Rolle im globalen Elektromobilitätsmarkt spielen. Laut Prognosen der Marktforscher von BloombergNEF wird der Absatz von Elektrofahrzeugen in Indien und Brasilien um mehr als 100 Prozent steigen. Lokale Hersteller wie Tata Motors in Indien oder die neue E-Auto-Fabrik von BYD in Brasilien werden voraussichtlich einen bedeutenden Beitrag zu diesem Wachstum leisten.

Insgesamt wird 2024 ein entscheidendes Jahr für die Elektromobilität sein, geprägt von technologischen Durchbrüchen, Infrastrukturausbau und einer verstärkten globalen Akzeptanz. Die Automobilindustrie steht vor der Herausforderung, diese Dynamik zu nutzen, um eine nachhaltige und zukunftsweisende Mobilität zu gestalten.

(Der Beitrag entstand mit Unterstützung von ChatGPT)

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert