Der Energiekonzern Eon und der Fahrzeug hersteller MAN Truck & Bus bauen in den kommenden Jahren gemeinsam eine Ladeinfrastruktur für elektrische Nutzfahrzeuge in Deutschland und Europa auf. Das Ladenetzwerk soll rund 400 Ladepunkte an circa 170 Standorten umfassen. Darunter sind Standorte in Deutschland, Österreich, Großbritannien, Dänemark, Italien, Polen, Tschechien und Ungarn geplant. Das gaben die beiden Unternehmen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im „Eon Testing Lab“ in Essen bekannt. Die Pläne sind allerdings nicht Teil der kürzlich gestarteten Initiative der Bundesregierung „Power to the Road“, in Deutschland ab Spätsommer rund 350 Ladestationen für Elektro-Laster mit zusammen 4200 Ladepunkten zu errichten. Überschneidungen zwischen beiden Netzen könne es aber in manchen Regionen geben, hieß es in Essen.

In Deutschland entsteht das öffentliche Ladenetz an rund 125 Standorten. Der erste deutsche Standort soll noch 2024 eröffnet werden, erklärte Alexander Vlaskamp, CEO von MAN Truck & Bus. Wo genau, wurde noch nicht verraten. Weitere 80 Stationen sollen bis Ende 2025 in Betrieb gehen. Zu den Kosten des Ladenetzes machten die Unternehmen auch auf Nachfrage keine Angaben. Es handle sich aber um eine „nicht unerhebliche“ Summe.

Teamleistung
Eon-Chef Leonhard Birnbaum (l.) und Alexander Vlaskamp, der CEO von MAN Truck & Bus, wollen in den kommenden Jahren gemeinsam ein Schnellladenetz für Elektro-Laster in Deutschland und Europa aufbauen. Foto: Eon
Teamleistung
Eon-Chef Leonhard Birnbaum (l.) und Alexander Vlaskamp, der CEO von MAN Truck & Bus, wollen in den kommenden Jahren gemeinsam ein Schnellladenetz für Elektro-Laster in Deutschland und Europa aufbauen. Foto: Eon

Der Strom für die Ladepunkte sei dabei „überwiegend“ grün, da auch der deutsche Strommix zu 58 Prozent aus Erneuerbaren bestehe, folgerte Vlaskamp. Die Umstellung auf E-Trucks sei immer ein Schritt hin zur Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs.

Öffentliche Ladesäulen an MAN-Stützpunkten

Die Ladepunkte sind alle entlang des bestehenden MAN-Servicenetzes geplant, da sie in der Nähe von Autobahnen und in Industriegebieten liegen und den notwendigen Platz für den Schwerlastverkehr bieten. Die Standorte verfügen zudem über Rangierflächen und Durchfahrtmöglichkeiten durch die Ladebuchten. Außerdem sei auch für Aufenthaltsräume für die Fahrer gesorgt, versicherte Vlaskamp. Das Laden soll dort Marken unabhängig möglich sein, damit viele E-Trucks die Ladeinfrastruktur nutzen können, so der MAN-CEO. Daher werden die öffentlich zugänglichen Ladesäulen an abgetrennten Bereichen der Servicebetriebe errichtet.

Megawatt Charging
 im Entwicklungszentrum von MAN in München ist kürzlich eine der ersten Megawatt-Ladesäulen in Deutschland von ABB E-mobility installiert worden. Der neue MAN eTGX für die Langstrecke kann dort seine 450 kWh fassende Batterie mit mehr als 700 kW Leistung und 1.000 Ampere Stärke befüllen. Nur 45 Minuten soll der Ladevorgang dauern. Foto: MAN
Megawatt Charging
 im Entwicklungszentrum von MAN in München ist kürzlich eine der ersten Megawatt-Ladesäulen in Deutschland von ABB E-mobility installiert worden. Der neue MAN eTGX für die Langstrecke kann dort seine 450 kWh fassende Batterie mit mehr als 700 kW Leistung und 1.000 Ampere Stärke befüllen. Nur 45 Minuten soll der Ladevorgang dauern. Foto: MAN

„Pro Betrieb sind es mindestens zwei Ladesäulen“, erklärte Alexander Vlaskamp. Diese haben eine Ladeleistung von je 400 kW und sind mit dem Combined Charging System (CCS) ausgestattet. Aktuell ist mit dem bestehenden CCS innerhalb von 30 Minuten ein Ladestand von 80 Prozent möglich. Langfristig sei bei einem Teil der Anlagen eine Umrüstung auf das Mega Charging System (MCS) angedacht.

Bei der Entwicklung der Ladeinfrastruktur arbeite man zudem noch weiter an der Software. Die Priorität liege hier ganz klar auf der Sicherheit der Infrastruktur und der Kundendaten.

Europaweit mehr Ladepunkte nötig, Bürokratie im Weg

In Deutschland sollen bis 2030 die Emissionen des Schwerlastverkehrs um 55 Prozent gesenkt werden, in Europa bis 2040 sogar um 90 Prozent. „Die Elektromobilität ist dafür ein zentraler Schlüssel“, so Leonhard Birnbaum, Vorstandsvorsitzender und CEO der Eon SE. Doch damit Transportunternehmen von einem Diesel- auf einen Elektroantrieb umsteigen, brauche es die passende Ladeinfrastruktur. „Damit die Mobilitätswende gelingt, benötigen wir bis 2030 rund 50.000 Ladepunkte für schwere Nutzfahrzeuge in Europa“, sagte Vlaskamp. Ohne ein europäisches Ladenetz sei das aber nicht möglich.

In Kooperation mit dem Branchendienst energate.

Der Weg dahin ist vor allem durch die Bürokratie blockiert, betonten die beiden CEOs. Ein entscheidender Punkt sei der Netzanschluss. Denn die Ladeleistung von einem E-LKW werde bei bis zu 1 MW liegen. „Um das bewerkstelligen zu können, brauchen wir mehr Leistung“, so Birnbaum. Auch der Anschluss an Hochspannungsnetze, Genehmigungen von Bau- und Straßenverkehrsämtern oder die Flächenverfügbarkeit sind Nadelöhre, an denen viel Zeit verloren wird.

MAN bringt ersten E-LKW auf die Straßen

Die Unternehmen betonen zudem die Höhe der notwendigen Investitionen, da sie derzeit in Vorleistung treten. „Bei öffentlicher Ladeinfrastruktur braucht es Förderungen“, sagte Birnbaum.

Noch vor Ende September beginnt bei MAN zudem die Auslieferung der im vergangenen Jahr angekündigten E-Trucks. Die erste Linie der elektrischen LKW soll noch vor der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA Mobility) bei den Kunden sein, bestätigte Vlaskamp.

Typische Ladeszenarien 
Raststätten und Autohöfe entlang der Fernstraßen sind nur ein Teil der öffentlichen Ladenetzes für Elektro-Lkw. Hinzu kommen Lade-Hubs an Güterverteilzentren und in Gewerbegebieten. Und Strom zapfen sollen die Fahrzeuge natürlich auch über Nacht auf den Betriebsgeländen der Speditionsunternehmen. Grafik: NOW
Typische Ladeszenarien
Raststätten und Autohöfe entlang der Fernstraßen sind nur ein Teil der öffentlichen Ladenetzes für Elektro-Lkw. Hinzu kommen Lade-Hubs an Güterverteilzentren und in Gewerbegebieten. Und Strom zapfen sollen die Fahrzeuge natürlich auch über Nacht auf den Betriebsgeländen der Speditionsunternehmen. Grafik: NOW

Weiterhin arbeite das Unternehmen an den Lithium Ionen-Batterien, damit diese auch noch schneller geladen werden können. Um die Energiedichte zu erhöhen, sei ihnen bereits Nickel, Mangan und Kobalt beigemischt worden. Der State of Health müsste dabei besonders im Blick gehalten werden, da man die Gesundheit und Langlebigkeit der Batterien nicht gefährden möchte, erklärte ein Sprecher von MAN.

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