Fiat-Chef Olivier François liebt große Auftritte und wortgewaltige Ankündigungen. In dieser Hinsicht hat sich der 62-jährige Franzose bereits an sein neues Reich gewöhnt. „Die beste Art und Weise, das 125-jährige Bestehen von Fiat zu feiern, ist der Blick in die Zukunft“, sagt der stets gut gebräunte Manager stolz. Ganz Italiener eben.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Grande Panda mit einer Länge von 3,99 Metern die Ausmaße des Ur-Pandas von 1980 (3,40 Meter) deutlich übertrifft und außer dem Namen sowie der kantigen Silhouette wenig mit dem italienischen Kult-Mobil zu tun hat, den es übrigens schon 1990 als batteriegetriebenen Elettra gab. Dass man zum Fiat-Jubiläum am 11. Juli nicht einen pfiffigen Stadtflitzer präsentiert, sondern einen fast vier Meter langen Crossover, der bessere Verkaufschancen hat, zeigt, dass in der profitorientierten Welt des Stellantis-Konzerns für solch traditionsbewusste Sentimentalitäten kein Platz ist. Zumindest im Moment nicht.

Schwestermodell des Citroën ë-C3

Das kantige Design des Fünfsitzers entspricht weitgehend dem der Studie, die Fiat im Februar dieses Jahres präsentierte. Der Grande Panda spielt betont kantig und robust inklusive ausgestellter Radhäuser mit 17-Zoll-Alus die SUV-Karte. Wo Fiat draufsteht, etwa auf den C-Säulen und der Heckklappe, ist trotz der Produktion am Traditionsstandort Pomigliano d’Arco bei Neapel aber längst nicht mehr nur Italien drin: Das Fahrzeug nutzt inzwischen Stellantis-Technik, die oft auf französischen Errungenschaften basiert.

Limoncello-Gelb 
Gebaut wird der Grande Panda Elettra am Traditionsstandort Pomigliano d'Arco bei Neapel - da, wo die Zitronen blühen.
Limoncello-Gelb
Gebaut wird der Grande Panda Elettra am Traditionsstandort Pomigliano d’Arco bei Neapel – da, wo die Zitronen blühen.

Deshalb teilt sich auch der Panda die STLA Smart Stellantis-Plattform (eine Weiterentwicklung mit der CMP Smart Car-Plattform) mit dem fast identischen Citroën ë-C3. Ein wichtiger Unterschied gegenüber der bisherigen Architektur ist, dass bei der neueren Plattform die 44 kWh große Antriebsbatterie in den Fahrzeugboden integriert ist (Battery to Body) und nicht wie bisher, Teile des Akkus auf der Hinterachse sitzen.

Stoffe aus Bambusfasern

Dementsprechend fällt auch das Antriebsprogramm des Grande Panda. beim Marktstart aus. Den Anfang machen ein Hybrid und eine vollelektrische Version des Grande Panda. Der Hybrid entspricht dem Antriebsmodul, das im Jeep Avenger e-Hybrid für Vortrieb sorgt. Auch die Leistung wird mit 74 kW (100 PS) identisch sein.

Beim Elettra lohnt sich ein Blick unter die Haube des gallischen Bruders. Also dürfte der elektrische Grande Panda 83 kW oder 113 PS Leistung und ein Drehmoment von 125 Newtonmetern haben. Auch das ist völlig ausreichend für die Stadt, Landstraßen und Autobahnen, wie die Testfahrten mit dem französischen Schwestermodell aus Slowenien bewiesen.

Kantig wie das Kultmobil 
Der Panda Grande ist - der Name macht's schon deutlich - erheblich größer als der Ur-Panda von 1980. Auch kommt er als Micro-SUV daher. Die kantige Form ist allerdings geblieben. Fotos: Stellantis
Kantig wie das Kultmobil
Der Panda Grande ist – der Name macht’s schon deutlich – erheblich größer als der Ur-Panda von 1980. Auch kommt er als Micro-SUV daher. Die kantige Form ist allerdings geblieben. Fotos: Stellantis

Ob auch die pfiffigen Ideen der Studie umgesetzt werden, ist noch nicht bekannt. Wir würden uns über Reminiszenzen wie die Tatsache, dass die ovale Form der legendären Teststrecke „La Pista“ auf dem Dach der ehemaligen Fiat-Stammfabrik Lingotto sich in einigen Elementen des Interieurs wiederfindet, freuen. Etwa im Rahmen der Digitalanzeige oder einer ausklappbaren Ablage unter dem Armaturenbrett. Mehr aus weniger lautet die Prämisse: also mehr recycelte Materialien oder Stoffe aus Bambusfasern und einen geringeren ökologischen Fußabdruck.

Elettra startet wohl bei 25.000 Euro

Der Grande Panda wird kein Einzelgänger bleiben. Die STLA Smart-Architektur ermöglicht verschiedene Größen und unterschiedliche Antriebsformen. Also BEV, MHEV oder auch den für Lateinamerika wichtigen Gasantrieb. Damit ist der Grande Panda der Stammvater einer ganzen Fiat-Familie, die auch im Nahen Osten und Afrika ihre Käufer finden soll.

Neben einem Pick-up wird es eine schnittige Fließheck-Limousine als Nachfolger des Fiat Tipo oder des Fiat Fastback in Brasilien geben. Die Ingenieure reizen die Architektur voll aus und stellen ein SUV auf die Räder, das als „Panda XL“ auch als Familientransporter dienen soll. Der witzigste Panda-Sprössling wird sicher das „Freizeitmobil“ als Camper, ein italienischer Konkurrent des VW Bulli.

Bleibt zum Schluss noch der Preis: Da dürfte Fiat ähnlich, wie das beim Topolino gegenüber dem Citroën Ami der Fall ist, einen Dolce-Vita-Aufschlag nehmen. Wir rechnen mit einem Einstiegspreis von rund 25.000 Euro.

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