Zugegeben, wirklich billig ist der neue Hyundai Inster nicht. Doch der Basispreis von unter 23.000 Euro ist schon eine Ansage, denn die meisten europäischen Wettbewerber können von solch einem vollelektrischen Einstiegsmodell derzeit nur reden. Und der Casper-Zwilling, der zum Jahresende zu uns kommt, macht sicher nicht nur mit seinem Preis von sich reden. Auch mit seinem rundlich-knuffigen Retro-Design dürfte er für Gesprächsstoff sorgen. Pixelige Radiowecker und Polaroidfotos in der Werbung sind hier alles andere als zufällig, sondern bewusst eingesetzte Elemente, um Emotionen zu wecken und darüber Kaufimpulse zu setzen.
Im Vergleich zum in Südkorea extrem erfolgreichen Casper bietet der elektrische Inster einen Längenzuwachs von knapp 25 Zentimetern auf 3,83 Meter. Das bringt nicht nur mehr Radstand und damit Platz für ein bis zu 49 kWh großes Akkupaket im Unterbau. Es sorgt auch für mehr Lebensraum im Fond und ein ausgewogenes Fahrverhalten. Hinten können trotz überschaubarer Dimensionen sogar Erwachsene mit einer Größe von bis zu 1,90 Metern sitzen – eigene Türen inklusive.
Da sieht es bei der (zudem deutlich teureren) Konkurrenz wie dem Mini Cooper E (28.150 Euro) oder dem Opel Corsa Electric (29.900 Euro) ganz anders aus. Allenfalls der Citroen e-C3 (ab 23.300 Euro) und der jüngst um 5000 Euro verbilligte Fiat 500 Elektro (24.990 Euro) können in diesem Umfeld mitspielen.
Sitze lassen sich flach legen
Und so charakterstark wie außen präsentiert sich der Hyundai Inster auch im Innern. Jede Menge Platz vorne wie hinten, übersichtliche 10,25-Zoll-Displays und eine einfache Bedienung über Direktwahltasten – genau so wünscht man sich einen elektrischen Kleinwagen der Neuzeit. Dass die kugelrunden Frontscheinwerfer bei der Basisvariante noch in Halogentechnik gelblich funzeln, ist eines der wenigen Ärgernisse. Dafür gibt es Ablagen überall, praktische Haken und Komfortdetails wie klimatisierte Sitze oder ein optionales Panoramadach für Licht und Luft.
Alle vier Sitze lassen sich bei Bedarf umklappen und so ist ein auch ein kurzes Campingvergnügen oder eine kleine Worksession auf dem Parkplatz drin – nicht allein beim nächsten Ladestopp. Das Ladevolumen lässt sich durch die umklapp- und um 16 Zentimeter verschiebbare Rückbank von 238 auf 351 Liter erweitern. Wird die zweite Reihe umgelegt, stehen bis zu 1.059 Liter zur Verfügung.
Antrieb in zwei Stärken
Praktisch: Wie die größeren Modelle lässt sich der Inster auch über das Smartphone öffnen und schließen. Die Pixel-Rückleuchten finden sich angedeutet in vier Quadrat-Dioden im Lenkrad wieder. Und wenn es Warnmeldungen welcher Art auch immer gibt, blinkt die Ambiente-Beleuchtung stimmungsvoll im Takt, während das komfortable Fahrwerk nebst direkter Lenkung für gute Laune beim Fahrer sorgt.
Das Antriebsportfolio ist einfach, übersichtlich und in sich stimmig. Die Einsteigerversion bietet eine Kombination aus kleinem Akkupaket mit 42 kWh und einem 71 kW oder 97 PS starken Elektromotor an der Vorderachse. Nicht nur was die Reichweite anbetrifft, dürfte die stärkere Variante mit einer Antriebsleistung von 85 kW (115 PS) und einer 49 kWh großen Batterie die größere Nachfrage finden. Dann läuft das Mini-E-Mobil aus Südkorea auf seinen 15-Zöllern, die sich auf Wunsch bis 17 Zoll vergrößern lassen, auf der Autobahn immerhin 150 km/h schnell.
Strom laden mit maximal 85 kW
Das Batteriepaket im Unterboden des Inster erstarkt an einem Schnelllader von 10 auf 80 Prozent in rund einer halben Stunde – leider ist das Ladetempo mit 85 Kilowatt recht gering. Mit einem Normverbrauch von 15,3 kWh auf 100 Kilometern ermöglicht das große Akkupaket Reichweiten bis 370 Kilometer. Mehr braucht in dieser Mikroliga allerdings keiner.
Ganz nebenbei bietet der Inster innen wie außen eine Vehicle-to-Load-Funktion für externe Geräte mit 230 Volt und ermöglicht so auch das bidirektionale Laden von E-Bikes, Elektrorollern oder der Campingausrüstung. Das kennt man bei Hyundai schon von den großen Modellen.