Sechs Jahre dauerte die Entwicklung des – aus Sicht der holländischen Entwickler – ersten echten Solarautos der Welt. Den Sion von Sono Motors aus Deutschland haben sie in Eindhoven dabei ebenso wenig im Blickfeld wie etwa den dreirädrigen Aptera aus Kalifornien wie das „Solar City Car“ ihrer Landsleute bei Squad Mobility. Und dabei ist man noch nicht einmal ganz fertig bei Lightyear – der 5,08 Meter große Sonnenwagen, der sich selbst aufladen kann, kriegt erst noch ein Update, bevor es im Herbst unter der Modellbezeichnung Lightyear 0 und in einer Kleinserie von maximal 946 Exemplaren auf den Markt kommt. Zu einem atemberaubenden Stückpreis von 250.000 Euro – plus Mehrwertsteuer.

Fünf Quadratmeter Solarfläche auf der Außenhaut

Die Serienversion ihres spektakulären, mit Solarzellen überzogenen und von vier Radnabenmotoren angetriebenen Autos haben die Jungunternehmer dieser Tage vorgestellt. Neben der neuen Modellbezeichnung – aus dem ursprünglichen „One“ wurde eine Null – und einem neuen Firmenlogo fallen einige Veränderungen auf. An den Scheinwerfer und Spiegelkameras, bei Heckleuchten, Radkappen und Frontschürze. Die Änderungen sollen die Aerodynamik (der cw-Wert liegt nach Firmenangaben unterhalb von 0,19) verbessern, aber auch für einen besseren Qualitätseindruck sorgen. Inwieweit sich dieses Versprechen erfüllt, werden wir demnächst bei einer Testfahrt überprüfen können.

 

Da wird sich dann auch zeigen, was die patentierten, doppelt gekrümmten Solarzellen zu leisten vermögen, die sich auf einer Gesamtfläche von fünf Quadratmetern über die Außenhaut des Fahrzeugs verteilen. Die Entwickler versprechen, dass sich das Elektroauto darüber im Stand und selbst während der Fahrt aufladen lässt. Na ja, zumindest teilweise: Unter optimalen Bedingungen sind mit der Sonnenkraft angeblich täglich 70 Kilometer drin – zusätzlich zu der Akkureichweite von bis zu 625 Kilometern.

Autark auf bis zu 11.000 Kilometern im Jahr

Im Jahr soll der Stromer so bis zu 11.000 Kilometern emissionsfrei und autark fahren, in den Sommermonaten sogar wochenlang. Zumindest in Südeuropa und solange man das Auto untertags nicht in einer Garage parkt. Hierzulande wird man wohl nicht umhin kommen, den Lightyear 0 regelmäßig an der Wallbox zu laden. Wo dann Ladeleistungen von 22 (AC) und 60 (DC) Kilowatt anliegen.

Sonnenkönig
Lex Hoefsloot, Co-Gründer und CEO von Lightyear, bei der Präsentation des Lightyear 0 im Internet. Fotos: Lightyear

Der Lightyear 0 geht auch in anderer Hinsicht eigene Wege. Effizienz hatte bei der Entwicklung den höchsten Stellenwert. Die ausgefeilte Aerodynamik, vier Radnabenmotoren, aber auch das geringe Fahrzeuggewicht von nur 1575 Kilogramm sollen dafür sorgen, dass das Elektroauto auf 100 Kilometern Strecke nur 10,5 kWh Strom verbraucht. Mit einer Ladung seines (brutto) 60 kWh großen Akkus käme man dann etwa 560 Kilometer weit. Besser kriegt das derzeit kein anderes Elektroauto hin.

Lightyear 2 nimmt bereits Gestalt an

Sportliche Fahrleistungen sollte man sich bei einer Spitzenleistung von 125 kW oder 170 PS allerdings nicht erhoffen. Tempo 100 wird erst nach zehn Sekunden erreicht. Und bei 160 km/h wird der Antrieb abgeregelt.   

Der Innenraum bietet Platz für bis zu fünf Personen und wird komplett aus veganen Materialien aus natürlichen Quellen gefertigt. Die Recaro-Sportsitze sind mit ökologischen Mikrofasern bezogen, dazu gibt es Details aus Rattanpalm-Holz. Die Sicherheitsausstattung ist für ein Auto dieser Preisklasse eher spärlich. Ebenso wie die Optionsliste: Wählen kann man nur die Lackierung und die Farbe der hinteren Radabdeckungen.

Ganz schön clean 
Blick in den Innenraum des Lightyear 0. Außen- und Innenspiegel sind digital, die wichtigsten Infos liefert ein Touchscreen in der Mittelkonsole. Und selbstverständlich wurden nur umweltverträgliche Materialien verbaut.
Ganz schön clean
Blick in den Innenraum des Lightyear 0. Außen- und Innenspiegel sind digital, die wichtigsten Infos liefert ein Touchscreen in der Mittelkonsole. Und selbstverständlich wurden nur umweltverträgliche Materialien verbaut.

Bei Lightyear arbeiten sie auch schon an einem zweiten Modell, einem kleineren, Lightyear 2 genannten Sonnenwagen. Wenigstens 100.000 Exemplare sollen davon produziert und zu Preisen um die 30.000 Euro unters Volk gebracht werden. Die Markteinführung ist bereits für Ende 2024/Anfang 2025 geplant – die Entwicklung muss also mit Lichtgeschwindigkeit vonstatten gehen.

Weitere Details zu Lightyear 0 und 2 verriet uns der Co-Gründer und CEO von Lightyear, Lex Hoefsloot, im Interview.

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