Anders als viele es erwartet hatten, wird Mini mit seiner neuen Generation, die Anfang kommenden Jahres zu den Kunden rollt, noch nicht komplett elektrisch. Es wird nicht nur den Mini Cooper nach wie vor auch als Verbrenner geben. Gleiches gilt für den in Leipzig produzierten Mini Countryman, der als Elektrovariante auf den Spuren des BMW iX1 wandelt.

Während der kleine Elektro-Bruder Mini Aceman etwas überraschend nur als Fronttriebler angeboten wird, haben die Kunden beim 4,43 Meter langen Mini Countryman die Wahl, ob dieser mit Front- (E) oder Allradantrieb (SE All4) auf die Straße fährt. Es wird für den elektrischen Countryman zunächst zwei Leistungsstufen mit 140 kW (190 PS) sowie 230 kW (313 PS) geben. Zumindest zum Marktstart wird es allein einen 64,7 kWh großen Akku geben, der Reichweiten bis 450 Kilometer realisieren soll.

Elektrisches Pace-Car
Mit einer Antriebsleistung von 230 kW und Allradantrieb gibt sich der Mini Countryman sehr dynamisch.
Elektrisches Pace-Car
Mit einer Antriebsleistung von 230 kW und Allradantrieb gibt sich der Mini Countryman sehr dynamisch.

Technisch ist der vollelektrische Mini Countryman eng mit dem BMW iX1 verwandt. Ansehen tut man ihm das jedoch weder innen noch außen. Es ist übrigens der erste Mini in der Geschichte, der in Deutschland produziert wird. Die Fertigung im BMW-Werk Leipzig, wo bis zum Sommer vergangenen Jahres der i3 montiert wurde, beginnt im November diesen Jahres. Also kurz nach der offiziellen Weltpremiere auf der IAA Mobility in München Mitte September. Der Marktstart erfolgt wenig später zum Jahreswechsel.

Countryman wächst auf 4,43 Meter Länge

Das Design ist typisch Mini, die Proportionen sind typisch Countryman. Hatte die aktuelle Generation bereits deutlich draufgelegt, so wächst der kommende Countryman nochmals spürbar. In der Länge gibt es einen Zuwachs um 13 Zentimeter auf mittelklassetaugliche 4,43 Meter, was sich gerade im Innenraum mit mehr Sitzkomfort in der zweiten Reihe bemerkbar macht. Mit einer Höhe von 1,61 Metern ist er zudem sechs Zentimeter höher als bisher. Auch das erhöht das Komfortniveau spürbar. Wie bisher kann der Kunde wählen, ob er seinen Crossover mit einem geschlossenen Dach fahren will oder über ein elektrisch zu öffnendes Panoramadach die Sonne ins Auto lässt.

Das Cockpit wird dominiert von einem großen zentralen Rundinstrument, auf dem alle wichtigen Informationen widergegeben werden. Nur gegen Aufpreis werden die wichtigsten Details über ein kleines Head-Up-Display auch ins Sichtfeld des Fahrers projiziert. Leider nur handelt es sich dabei um eine ausfahrbare Kunststoffscheibe hinter dem Lenkrad, was das Ganze als wenig wertig erscheinen lässt.

Adaptives Fahrwerk nur für die Benziner

Überraschend auch, dass zumindest die Elektroversion zwar verschiedene Fahrprogramme bekommen wird, die über einen Kippschalter in der Mittelkonsole zu bedienen sind. Verstellbare Dämpfer jedoch fehlen. Diese bleiben den rund 250 Kilogramm leichteren Versionen mit Verbrennerantrieb vorbehalten. Ein Makel, über den man bei einem Mittelklasse-SUV jedoch durchaus hinwegkommen kann.

Auf der Straße macht der Prototyp des Mini Countryman bei einer ersten Ausfahrt einen ausgewogenen Eindruck. Die Härte vergangener Jahre und Generationen ist vorbei. Und angesichts der bis zu 230 kW Antriebsleistung muss der elektrische Mini Countryman SE All4 auch nicht künstlich auf Sportskanone machen – dafür sorgt bereits das Antriebspaket, dass in identischer Stärke bereits beim BMW iX1 überzeugen konnte. Ein noch stärkerer John Cooper Works dürfte ohnehin noch nachfolgen.

Eine Nummer größer 
Der Mini Countryman ist 13 Zentimeter länger und sechs Zentimeter höher als das Vorgängermodell. Und erstmals gibt es den Kompakt-SUV auch mit Elektroantrieb. Unseren Autor am Steuer des neuen, noch stark getarnten Stromers. Fotos: Mini
Eine Nummer größer
Der Mini Countryman ist 13 Zentimeter länger und sechs Zentimeter höher als das Vorgängermodell. Und erstmals gibt es den Kompakt-SUV auch mit Elektroantrieb. Unseren Autor am Steuer des neuen, noch stark getarnten Stromers. Fotos: Mini

Der BMW iX1 x30 verbraucht aktuell rund 20 kWh pro 100 Kilometer nach der Verbrauchsnorm WLTP. Das ist guter Durchschnitt. Nachbessern sollten die britischen Bayern jedoch beim Thema Schnellladen. Beim baugleichen BMW iX1 liegen am Gleichstrom-Schnelllader maximal 130 kW an – da sind viele Wettbewerber inzwischen schneller. Bleibt zu hoffen, dass beim neuen Mini Countryman E / SE die Ladeleistung noch auf mindestens 170 Kilowatt steigt. Dann wäre zumindest Gleichstand mit dem VW ID.3 erzielt.

Stoffe aus Plastikmüll statt aus Leder

Ob sich die Mini-Kunden allerdings damit anfreunden können, auf Ledersitze im Innern zu verzichten, darf bezweifelt werden. Gerade die besser ausgestatteten Versionen von Mini und Mini Countryman sind seit vielen Jahren mit beheizten Ledersitzen unterwegs, die zukünftig gestrichen werden: Bespannt werden die Sitze der neuen Modelle ausschließlich mit Textilien aus recyceltem Plastikmüll. Weil es angeblich nachhaltiger ist, bestehen die Oberflächen der Armaturen, der Lenkrad-Bezug, der Fahrzeughimmel sowie die Auslegeware aus Polyester, das aus alten Kunststoff-Flaschen und Teppichresten gewonnen wurde.

Spannender dürfte sein, welchen Preis die BMW-Tochter für den elektrischen Countryman aufruft. Der BMW iX1 kostet wenigstens 55.000 Euro – über 12.000 Euro mehr als das benzingetriebene Basismodell (42.800 Euro) und rund 6.000 Euro mehr als die Plug-in-Variante X1 xDrive 25e. Beim aktuellen Mini Countryman beträgt die Differenz zwischen dem Benziner (ab 38.600 Euro) und dem Teilzeitstromer (ab 45.000 Euro) aktuell 6.400 Euro. Wir erwarten den Vollstromer dementsprechend bei etwa 53.000 Euro.

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