Wer das Elektroauto für Geschäftsreisen oder Urlaubsfahrten nicht nur in Deutschland, sondern auch über die Landesgrenzen hinweg nutzt, sollte die Lade-App von Shell Recharge auf seinem Smartphone haben – oder den RFID-Chip des E-Mobility Providers bestellen, der auch noch unter dem Namen New Motion firmiert. Denn mit rund 127.000 Ladepunkten bietet „Shell Recharge“ die beste Abdeckung des Ladenetzes in Westeuropa. Etwa 82 Prozent aller öffentlichen Ladepunkte lassen sich damit freischalten. Ähnlich gute Werte bieten nur der „e-tron Charging Service“ von Audi und „BMW Charging„, die aktuell Zugang zu rund 125.600 Ladepunkten bieten und sich den zweiten Platz bei diesem Ranking teilen. Allerdings sind beide Services nur Elektroautos von Audi und BMW vorbehalten. Wer einen Stromer einer anderen Marke bewegt, ist bei Plugsurfing noch gut aufgehoben: An 107.700 Ladepunkten lässt sich mit App oder Chip von Plugsurfing Strom zapfen.
Das Ranking ist das Ergebnis einer breitangelegten Studie, mit der die Technologieberatung P3 aus Stuttgart und die IT-Spezialisten von CIRRANTiC und THEONData aus München versuchen, Licht in den Markt für öffentliche Ladeinfrastruktur zu bringen: Viele unterschiedliche Akteure tummeln sich hier inzwischen mit, mit unterschiedlichen Interessen, Tarifmodellen und auch einer unterschiedlichen Präsenz. Das schreckt derzeit noch viele Menschen ab, ihr Auto mit Verbrennungsmotor gegen ein Elektromobil einzutauschen. Mit ihrem „E-Mobility Excellence“-Vergleich versuchen die drei Spezialisten den Verbrauchern nun eine Orientierung zu geben. In Kooperation mit EDISON haben sie auch den „Charging Radar“ entwickelt, der regelmäßig die Fortschritte beim Ausbau des Ladenetzes mit dem Bestand an Elektrofahrzeugen in Deutschland abgleicht.
Für den E-Mobility Excellence-Vergleich hat das Trio alle Ladepunkte in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, in Frankreich, Italien, Dänemark und den Benelux-Ländern zugrunde gelegt, die Ende Juni öffentlich zugänglich waren. In Summe waren dies 158.000 Ladepunkte, von denen 14.500 mit Gleichstrom (DC) betrieben wurden. Wiederum 2800 davon fielen mit einer Ladeleistung von über 100 Kilowatt (kW) in die Kategorie HighPowerCharger. TeslaCharger wurden ebenso wenig mitgezählt wie Schuko-Steckdosen oder CEE-Drehstromstecker.
Betrachtet man nur das Angebot an DC-Schnellladestationen, so ist man auch hier mit Shell Recharge gut aufgestellt: 2550 Ladepunkte lassen sich mit dieser Karte oder App freischalten. Hinter den beiden Autohersteller-gebundenen Services landet hier Maingau mit „EinfachStromLaden“ und einer Marktabdeckung von über 75 Prozent auf dem dritten Platz – knapp vor Plugsurfing.
Völlig anders sieht das Bild aus, wenn man mit dem Elektroauto überwiegend in der so genannten DACH-Region unterwegs ist: In Deutschland, Österreich und der Schweiz. Hier ist EnBW mit „mobility+“ Platzhirsch – vor Shell Recharge und den beiden Ladediensten der Autohersteller.
„Insgesamt zeigt die hohe Abdeckung der getesteten Anbieter, dass Urlaubsreisen mit dem Elektroauto schon heute problemlos möglich sind – das Risiko, durch ein Ladekarten-Chaos mit leerem Akku liegen zu bleiben, ist minimal“, konstatieren die Verfasser der Studie. Im nächsten Schritt wollen sie in ihre Untersuchung auch die Preisgestaltung der Ladedienste in Europa unter die Lupe nehmen. In Deutschland schneidet aktuell „mobility+“ von EnBW am besten ab: Hochgerechnet auf das Jahr und je nach Fahrprofil kommt man hier mit mittleren Kosten von 735 Euro übers Jahr. Auf dem zweiten Platz rangiert aktuell noch nach der Analyse der Ladedienst „EinfachStromLaden“ von Maingau: Hier liegen die jährlichen Stromkosten bei durchschnittlich 980 Euro . Allerdings hat Maingau dieser Tage angekündigt, zum 1. September ein neues Tarifmodell mit zum Teil deutlich höheren Stromkosten angekündigt – das Ranking dürfte deshalb beim nächsten Mal deutlich anders aussehen.