Einen stilisierten Blitz tragen die Opel-Modelle bereits seit dem Herbst 1963 – zu den Zeiten von Kadett, Rekord und Diplomat. Damals stand das Logo gewissermaßen für die Zündfunken, die das verdichtete Kraftstoff-Luftgemisch in den Brennkammern der Ottomotoren zur Explosion brachten. Gerade ist das Firmenlogo von den hauseigenen Designern noch mal nachgeschärft worden. Und es hat unterschwellig eine neue Bedeutung bekommen. Es steht nun nicht mehr für den Zündfunken, sondern für Hochspannung. Und für die Energiewende, die sich in dem deutschen Traditionsunternehmen unter französischer Regentschaft mittlerweile immer deutlicher abzeichnet – weg vom Verbrennungsmotor, hin zum Elektroantrieb.
Und nach dem Fehlstart mit dem Ampera-e – kurz nach der Markteinführung 2017 hatte der damalige Eigner General Motors den Steckergezogen und Opel für 1,3 Milliarden Euro an den PSA-Konzern verkauft – läuft es nun deutlich besser und geschmeidiger. Der erste Vollstromer der Neuzeit, der Opel Corsa-e, verkauft sich prächtig: In Deutschland entscheidet sich mittlerweile jeder dritte Privatkunde für die Variante mit Elektroantrieb. Und beim neue Mokka-e war schon kurz nach der Öffnung der Bestellbücher Ende September die Nachfrage so groß, dass das Modell für dieses Jahr bereits ausverkauft ist, wie auch eine aktuelle Umfrage von EDISON unter Opel-Händlern im Rheinland ergab. Selbst der Opel-Konfigurator vertröstet Interessenten bereits auf das Frühjahr 2022.
„Die Nachfrage ist enorm. Wir hoffen aber, dass der Hersteller in diesem Jahr noch die Produktionskapazitäten erhöht“, machte der Neuwagenverkäufer von Opel Bauer in Köln leise Hoffnung: Anbieten könnte er derzeit nur die Version mit Verbrennungsmotor.
Aktualisierung: Inzwischen will Opel allerdings nachgebessert haben und die Fertigungskapazitäten erhöht haben. Wie es nun heißt, sind alle Varianten noch in diesem Jahr verfügbar. Toi, toi, toi.
Sein & Schein
Dabei gab es bislang von dem neuen Modell nur einige Bilder zu sehen – Probefahrten bei den Händlern sind erst ab Ende Februar möglich. Was sagt uns das? Umweltbonus und Innovationsprämie haben ihren Reiz – und die Opel-Designer um Stefan Arndt haben einen exzellenten Job gemacht: Der neue Mokka ist ein echter Hingucker.
Das zeigte sich auch bei der ersten Ausfahrt mit dem Kompakt-SUV rund um Rüsselsheim und durch den Rheingau: Wo immer der Mokka-e auftauchte, flogen die Köpfe der Passanten herum. Das war zum Teil sicher der auffälligen Lackierung des Testwagens geschuldet: Autos in „Matcha-Grün“ hat man selbst in der Umgebung des Opel-Werks (noch) nicht allzu oft gesehen. Und auch an das neue Markengesicht – den so genannten Opel-„Vizor“, der einerseits an einen Helmvisier, andererseits an die Frontmaske des legendären Opel Manta der ersten Generation erinnern soll. Wie auch immer: Es sieht einfach cool aus.
Was die Passanten nicht sehen konnten: Die neue frische Formensprache setzt sich im Interieur fort. Nicht beim Lenkrad, das etwas altbacken wirkt. Aber beim „Pure Panel“ genannten, klar gezeichneten Instrumententräger, der sich um den Fahrer herumzieht und sich aus zwei hochauflösenden Displays zusammensetzt. Links zeigt es die Fahrinformationen, rechts alles, was für die Insassen sonst noch so wichtig sein kann. Wo man sich gerade befindet, was man gerade hört und was man sonst noch so alles wissen will. Eine Fingerbank unterhalb des Zentraldisplays sorgt dafür, dass der Touchscreens auch während der Fahrt gefahrlos bedient werden kann. Trotzdem gibt es noch separate Drehregler und Knöpfe, etwa für die Klimatisierung des Innenraums. Wie sagte der Chefdesigner: „Das ist ein Auto, kein i-Pad auf Rädern.“ Bei allem „optischen Detox“ – die Fahrsicherheit und Bedienerfreundlichkeit steht bei Opel immer noch an erster Stelle.
Ergonomisch gibt sich der Mokka jedenfalls keine Blöße. Aber auch das Platzangebot ist gut. Zumindest in der ersten Reihe. Hinten fehlt es großgewachsenen Personen – wie beim Corsa-e sowohl an Fuß- wie an Knieraum. Zwei Zentimeter mehr Radstand als im Corsa machen den Braten nicht fett oder den Mokka nicht zum Americano. Im Nacken zwickt obendrein die Kopfstütze, weil sie sich aufgrund der niedrigen Dachhöhe nicht allzu weit ausziehen lässt. Wer mit vier Personen verreisen will, sollte sich besser mal den sieben Zentimeter längeren Grandland X ansehen. Auch wenn der vorerst nur als Teilzeitstromer, sprich: Plug-in-Hybrid, erhältlich ist.
Saus & Braus
Womit wir beim Antrieb wären. Auch wenn er größer daher kommt – der Mokka ist nicht stärker motorisiert als der Corsa-e. Das bedeutet: Auf die Vorderachse wirkt ein Elektromotor mit 100 kW (136 PS) Leistung und einem maximalen Drehmoment von 260 Newtonmeter. Auch der Stromspeicher im Fahrzeugboden ist nicht größer ausgefallen: 50 kWh müssen vorerst reichen. Bei einem Normverbrauch von 18 kWh auf 100 Kilometer sollen damit Fahrten um die 320 Kilometer ohne Ladepause möglich sein, im reinen Stadtverkehr und bei frühsommerlichen Temperaturen noch etwa 50 Kilometer mehr.
Am Testtag lagen die Außentemperaturen nur ein paar Grad über dem Gefrierpunkt. Zudem hatte der Mokka Winterreifen aufgezogen. Das Ergebnis: Der Bordcomputer wies am Ende der knapp 200 Kilometer langen Runde im Fahrmodus Normal – mit kurzen Phasen in „Sport“ einen Verbrauchsschnitt von 20,5 kWh aus – und eine Restreichweite von rund 70 Kilometer. Das ist nicht schlecht, aber auch nicht rekordverdächtig. Immerhin lädt der Elektro-Mokka ab der Ausstattungsstufe „Elegance“ den Wechselstrom serienmäßig dreiphasig mit 11 kW. Das Basismodell „Edition“ schafft maximal 7,4 kW – sofern der Onboard-Lader nicht für 1160 Euro hochgerüstet wird. Gleichstrom ziehen der Corsa-e in allen Varianten mit 100 kW. Damit lassen sich die Ladepausen auf Langstreckenfahrten schön kurz halten.
Deutlicher fallen die Unterschiede zum Corsa im Kapitel Fahrkomfort aus. Der Mokka liegt satter auf der Straße, federt Fahrbahnunebenheiten sensibler ab und bleibt auch in schnellen Kurvenkombinationen absolut spurtreu. Auch in der Disziplin zeigt sich der Mokka-e mehr auf Sport denn auf Utility getrimmt. Dank der 18 Zoll großen Räder in 215er Breite gelingen flotte Ampelstarts auch ohne dass die Reifen durchdrehen – der Corsa neigt hier zum Rubbeln. Die Höchstgeschwindigkeit des E-Mokka beträgt wie beim E-Corsa 150 km/h – mehr braucht kein Mensch, um entspannt, sicher und umweltverträglich ans Ziel zu kommen.
Geld & Kapital
Elektroautos sind derzeit noch deutlich teurer als Autos mit konventionellen Antrieben. Der Mokka mit einem 96kW (130 PS) starken Benziner unter der Haube und einer Achtstufen-Schaltautomatik ist schon für 24.765 Euro zu haben – für den Stromer beträgt der Listenpreis in der gleichen Version „Edition“ 34.110 Euro zu zahlen. Das sind fast 10.000 Euro Unterschied. Doch nach Abzug von Umweltbonus und Innovationsprämie sieht die Rechnung schon anders aus, herrscht praktisch Gleichstand zwischen beiden Antrieben. Dafür fährt der Stromer etliche Jahre steuerfrei. Er verfügt über eine Standheizung und -kühlung, kommt ohne Ölwechsel aus und zapft die Antriebsenergie überwiegend preisgünstig an der heimischen Steckdose oder Wallbox. Mineralölsteuer, CO2-Abgabe? Pustekuchen. Eigentlich gibt es da nicht viel zu überlegen. Allenfalls darüber, welche Ausführung des Mokka-e man sich gönnt – und welche Extras. Schon ab Werk ist der Opel sehr gut ausgestattet, mit erstklassigen Sitzen, allerlei Assistenzsystemen, Klimaautomatik und LED-Leuchten vorne und hinten. Da kann man nicht meckern.
Den dreiphasigen Onboard-Charger sollte man sich unbedingt gönnen, auch das volldigitale Pure-Panel sollte an Bord sein – die Basisversion des Mokka-e hat es ebenso wenig wie eine Sitzheizung oder eine Wärmeschutzverglasung.
Opel bietet zahlreiche Möglichkeiten, den Mokka-e zu individualisieren. Nur dürfte es dann noch länger dauern, bis das Fahrzeug ausgeliefert wird. Wer nicht bis 2022 warten mag – einige Händler haben vorkonfektionierte Fahrzeuge im System, die rascher verfügbar wären. Darunter übrigens auch den einen oder anderen in Matcha Grün.