Was das Geschäft anbetrifft, so reicht Polestar noch lange nicht an Tesla heran. Gerade einmal 51.491 Autos setzte die vollelektrische Schwestermarke von Volvo Cars im vergangenen Jahr weltweit ab – Tesla kam mit 1,31 Millionen Fahrzeugen auf einen 25-fach höheren Wert. Und während Tesla mit dem Verkauf seiner Elektroautos schon ordentlich Geld scheffelt, schreibt die Elektro-Marke Polestar fünf Jahre nach der Ausgründung immer noch rote Zahlen.

Aber was das Design anbetrifft, hat Polestar Tesla längst überflügelt. Und während der Absatz von Tesla weltweit eher stagniert und vom kalifornischen Autohersteller mit immer neuen Preissenkungen stimuliert werden muss, wächst er bei Polestar aus eigener Kraft rasant – um über 80 Prozent im vergangenen Jahr und um 26 Prozent im ersten Quartal dieses Jahres.

Goldstück 
Mit dem Polestar 4 erweitert der Autohersteller nicht nur die Modell-, sondern auch Farbpalette. Die Heckpartie dürfte noch für Gesprächsstoff sorgen: Eine Heckscheibe fehlt hier komplett und wird durch eine Dachkamera ersetzt. Fotos: Polestar
Goldstück
Mit dem Polestar 4 erweitert der Autohersteller nicht nur die Modell-, sondern auch Farbpalette. Die Heckpartie dürfte noch für Gesprächsstoff sorgen: Eine Heckscheibe fehlt hier komplett und wird durch eine Dachkamera ersetzt. Fotos: Polestar

Und die Aussichten auf eine weiterhin rasante Fahrt stehen gut. Kürzlich wurden die Orderbücher für den SUV Polestar 3 eröffnet, der im dritten Quartal des Jahres auf den Markt kommt. Und auf der Automesse in Shanghai präsentierte das Tochterunternehmen des chinesischen Geely-Konzerns nun die Serienversion des Polestar 4 – eines hinreißend schönen Elektroautos von 4,84 Metern Länge und 1,54 Metern Höhe, das die Dynamik eines Sportcoupés mit dem Platzangebot eines SUVs verbindet.

„Besonderes Fahrerlebnis“ als Ziel

Einen Vorgeschmack auf das Auto hatte Polestar vor drei Jahren mit dem von Designchef Maximilian Missoni gestylten Konzeptauto „Precept“ gegeben. Schon damals sorgte es für Furore, optisch wie technisch. Und ein Hingucker ist nun auch die Serienversion. Auch wenn sie auf die Spielereien des Konzeptautos wie die sich gegenläufig öffnenen Türen oder die spacigen Kamera-Außenspiegel verzichtet. Zudem fällt die Dachlinie beim Polstar 4 nicht mehr ganz so dynamisch ab wie beim „Precept“ von 2020. Aber am Verzicht auf die Heckscheibe haben Missoni und Polestar-CEO Thomas Ingenlath festgehalten – um den Fondpassagieren ein besonderes Fahrerlebnis zu verschaffen, ohne einen Verzicht bei Kopffreiheit und Platzkomfort aufzuerlegen.

Ganz nachhaltig 
Bei der Auskleidung des Innenraums legten die Polestar-Designer großen Wert auf nachhaltige Materialien. Bestimmte Bauteile sind hier in Schichten aus demselben Material hergestellt, was später das Recycling des Autos vereinfachen soll.
Ganz nachhaltig
Bei der Auskleidung des Innenraums legten die Polestar-Designer großen Wert auf nachhaltige Materialien. Bestimmte Bauteile sind hier in Schichten aus demselben Material hergestellt, was später das Recycling des Autos vereinfachen soll.

„Mit dem Polestar 4 haben wir einen grundlegeben neuen Ansatz für das Design eines SUV-Coupés gewählt“, erklärte Ingenlath in Shanghai bei der Vorstellung des Fahrzeugs. Statt einfach das Dach des Polestar 3 hinten abzuflachen, um eine coupéhafte Dachlinie zu erzielen, wurde das hintere Kopfteil, das immerhin eine besondere Sicherheitsfunktion hat, nach hinten verlegt. Für die Heckscheibe wäre da allenfalls eine Aussparung von der Größe einer Schießscharte geblieben. Also ließ man diese komplett weg.

Dachkamera ersetzt die Heckscheibe

Was unterwegs hinter dem Auto passiert, erfährt der Fahrer ähnlich wie im Renault Megané E-Tech mithilfe einer auf dem Dach montierten – und damit verschmutzungsfreien – Rückfahrkamera und über den hochauflösenden Monitor des digitalen Rückspiegels. Wird das System ausgeschaltet, hat der Fahrer seine Passagiere auf der Rücksitzbank im Blick. Verdunkelungsgefahr müssen die ohnehin nicht befürchten: Über ihre Köpfe erstreckt sich – ähnlich wie bei Tesla – ein riesiges Panoramadach, das sich – im Unterschied zu Tesla – je nach Sonnenstand und Stimmung auf Knopfdruck und durch elektrische Impulse undurchsichtig machen lässt.

Energiegeladen 
102 Kilowattstunden Strom fasst der Lithium-Ionen-Akku des Polestar 4. Egal, in welcher Version. Er soll das SUV-Coupé bis zu 600 Kilometer weit tragen - und in der allradgetriebenen Version mit zwei Motoren (Foto) für einen kräftigen Antritt sorgen.
Energiegeladen
102 Kilowattstunden Strom fasst der Lithium-Ionen-Akku des Polestar 4. Egal, in welcher Version. Er soll das SUV-Coupé bis zu 600 Kilometer weit tragen – und in der allradgetriebenen Version mit zwei Motoren (Foto) für einen kräftigen Antritt sorgen.

Spektakulär sollen aber auch die Fahrleistungen des Polestar 4 sein. Denn das neueste Modell soll auch das stärkste und schnellste werden. Mit einer Antriebsleistung von bis zu 400 kW oder 544 PS in der allradgetriebenen Version, mit einem maximalen Drehmoment von 686 Newtonmetern (Nm) und einer Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 in 3,8 Sekunden. Die „Long Range Single Motor“-Version mit Heckantrieb verfügt nur über die halbe Antriebsleistung (200 kW) und ein maximales Drehmoment von 343 Nm. Dafür kommt dieser Polestar 4 mit einer Füllung seines standardmäßig 102 kWh fassenden Akkus bis zu 600 Kilometer weit. Für den Allradler wird eine WLTP-Reichweite von nur 564 Kilometern versprochen. Um Effizienz und damit die Reichweite zu optimieren, schaltet sich hier der Motor an der Vorderachse über eine Kupplung automatisch ab, wenn die Zusatz-Power nicht benötigt wird.

Polestar 4 bleibt preislich unter dem Polestar 3

Normalerweise sind die Coupés die exklusiveren Fahrzeugvarianten und fast immer auch mit einem Preisaufschlag verbunden. So verlangt Volkswagen für den flott gestylten ID.5 rund 1600 Euro mehr als für den braven ID.4-SUV mit Kombi-Heck. Und Audi ruft für den Audi Q8 e-tron mit Sportback 2200 Euro mehr auf als für das Modell mit Steilheck. Die Schweden hingegen positionieren den Polestar 4 preislich zwischen dem Einstiegsmodell Polestar 2 (ab 48.990 Euro) und dem großen Elektro-SUV Polestar 3 (ab 88.600 Euro): Der Einführungspreis in Europa soll bei 60.000 Euro liegen.

Mal schauen, ob es dabei bleibt: Tesla hat wie gesagt den Einstiegspreis für sein Model Y in Deutschland kürzlich auf unter 45.000 Euro, den Preis für die allradgetriebene und 393 kW starke Performance-Version auf 60.990 Euro abgesenkt. Auch Polestar wird sich daran messen müssen.

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2 Kommentare

  1. Cyber Slim

    Die Chinesen sind tatsächlich voraus! Ich habe neulich das Zeekr 001 Modell bestellt. Basismodell mit 800V Technik, 140 kWh Batterie, reale Reichweite von 750km und lebenslanger Garantie auf die Batterie. Innenraum mit Materialien besser als BMW und Verarbeitung fast wie BMW. Selbst bei meinem Taycan haben sie Softclose bei den Türen nicht hinbekommen, hat der Zeekr natürlich.

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  2. Evgeni Morozov

    Polestar4!!!
    Soll die Lücke zwischen Polestar 2 und 3 füllen!?!???!?))))))))) Das 4 zwischen 2 und 3 steht ist mir neu. Die Chinesen sind uns allen mal wieder ein Schritt voraus.

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