Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat zum zweiten Mal seit 2022 rund 3000 Nutzer von Elektroautos in Deutschland befragt – vor und nach dem Kauf ihres Stromers. Dabei zeigt sich, dass 55 Prozent vor dem Kauf die Anschaffungskosten als relevantes Thema eingestuft hatten. Mit einem Abstand von zwei bis drei Jahren nach dem Kauf hielt diesen Aspekt immerhin noch gut ein Drittel für relevant.
Mehr Relevanz im Vergleich zur ersten Umfrage hat für Elektromobilisten allerdings das Thema Betriebskosten gewonnen – vermutlich eine Folge der Entwicklungen am Strommarkt im Jahr 2022. Wie sich die Ladepreise weiter entwickeln, ist nicht genau abzusehen, der BDEW rechnet aber mit einem wachsenden Wettbewerb im Markt und damit sinkenden Kosten. Im Schnitt werden derzeit an öffentlichen Ladesäulen für die Kilowattstunde Strom 64 Cent aufgerufen, zeigen die Ergebungen für den Charging Radar“ von EDISON.
Mehr Schnelllader gewünscht
Wer ein Elektroauto fährt, denkt laut der Umfrage dagegen deutlich weniger über das Thema Reichweite nach. So hielten diesen Aspekt vor dem Kauf 68 Prozent für relevant, so wichtig wie kein anderes Thema. Mit Abstand zum Kauf halten 54 Prozent die Reichweite ihres Elektroautos für kein Problem mehr. Allerdings lag dieser Wert in der ersten Umfrage von 2022 noch bei 70 Prozent.
Etwas mehr als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, die Möglichkeit zum öffentlichen Laden habe sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Gut 60 Prozent ist sogar der Meinung, dass Laden generell besser sei als Tanken.

Bei der Umfrage des BDEW sprach sich eine große Mehrheit dafür aus, das Angebot an Schnellladepunkten in den Städten auszubauen. Aral hat bereits reagiert: Das Unternehmen errichtet in großem Umfang Schnelllader an seinen Tankstellen.
Beim Thema Schnellladen stufen sogar zwei Drittel die Lage besser ein als bei der ersten Umfrage des BDEW vor zwölf Monaten. Hier wünschen sich die Befragten aber generell mehr Schnellladepunkte in den Städten und Gemeinden. Zudem sehen fast 70 Prozent die Notwendigkeit, mehr Ladepunkte in Wohngebieten zu schaffen. Aktuell sind in Deutschland rund 100.000 öffentliche Ladepunkte verfügbar.
BDEW: Ladebranche liefert
„Trotz der zunehmend breiteren Nutzergruppe ist der Blick auf das Laden positiv. Das zeigt: Elektromobilität ist nicht nur etwas für Technik-Enthusiasten, sondern absolut alltagstauglich“, kommentierte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae die Ergebnisse der Umfrage. Nach den Zielen der Bundesregierung sollen in Deutschland bis zum Jahr 2030 rund eine Million öffentliche Ladepunkte entstehen. Der Automobilverband VDA fordert schon länger, dass der Hochlauf schneller gehen müsse. Vom BDEW heißt es dazu, dass die Ladebranche liefere. Der Zubau erfolge mit dem Hochlauf des Bestandes an Elektroautos – aktuell sei die Zahl der öffentlichen Ladesäulen mehr als ausreichend.
Aktuell sind rund 1,2 Millionen Elektroautos in Deutschland unterwegs, Ende der zwanziger Jahre sollen es nach den Vorstellungen der Bundesregierung 15 Millionen sein. Laut BDEW-Analyse ist das Erreichen dieser Vorgabe aber in Gefahr. Mit den aktuellen Rahmenbedingungen seien nur 8 bis 10 Millionen Elektroautos realistisch erreichbar. Ein Grund dafür seien die hohen Fahrzeugpreise, heißt es vom Verband mit Blick auf die Ergebnisse der Nutzerumfrage. BDEW-Chefin Andreae hatte im Zusammenhang mit den E-Autozielen des Bundes jüngst eine fehlende Strategie dazu angemahnt.