Der deutsche Sportwagenbauer Porsche musste sich in den zurückliegenden Monaten einiges anhören von Umwelt-Aktivisten und „Batterie-Ultras“. Denn das Unternehmen machte sich dafür stark, synthetische Kraftstoffe einzusetzen, um den weltweiten Fahrzeugbestand zum Schutz des Klimas zu dekarbonisieren. Porsche hatte sich deshalb am Bau einer Pilotanlage zur Produktion der so genannten E-Fuels im Süden Chiles beteiligt und in Gesprächen mit Politikern von FDP und Grünen erreichen können, dass die EU-Kommission nach hitziger Debatte nun doch eine eigene Kategorie von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren schafft, die auch nach dem Jahr 2035 bei einem Betrieb mit synthetischen Kraftstoffen noch zulassungsfähig sind.

Bei ihrem Einsatz für den Öko-Sprit, der mit Hilfe Erneuerbaren Energien aus Wasser und abgeschiedenem athmosphärischem Kohlendioxid gewonnen wird, kriegen die Stuttgarter nun Unterstützung aus Paris: Der Stellantis-Konzern mit den Marken Peugeot, Citroen, DS, Fiat, Alfa Romeo, Lancia, Chrysler, Dodge, Jeep und Opel gab jetzt bekannt, dass er 28 Motorenfamilien auf ihre eFuel-Tauglichkeit überprüfen lässt. Ziel sei es, das Potenzial zur schnellen Minderung der CO2-Emissionen aus den 28 Millionen Euro-6-Motoren zu heben, die der Konzern seit 2014 in Personenwagen und Transportern verbaut hat. Überprüft werden soll das Abgasverhalten der Benziner und Dieselmotoren bei einem Betrieb mit E-Fuels, aber auch deren Startfähigkeit, Zuverlässigkeit und Leistungsabgabe. Überprüfen will man zudem, ob der Öko-Sprit die Kraftstofftanks, Leitungen und Filter angreift.

Der Kraftstoff macht den Unterschied 
Ein Opel Corsa mit Ottomotor würde durch eine Betankung mit E-Fuels deutlich klimafreundlicher. Sogar schon bei einer Bemischung von nur zehn Prozent zum konventionellen Kraftstoff. Foto: Opel
Der Kraftstoff macht den Unterschied
Ein Opel Corsa mit Ottomotor würde durch eine Betankung mit E-Fuels deutlich klimafreundlicher. Sogar schon bei einer Bemischung von nur zehn Prozent zum konventionellen Kraftstoff. Foto: Opel

Die Ersatzkraftstoffe, heißt es in einer Pressemitteilung, seien „Teil des Instrumentarium zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen und zur Bekämpfung des Klimawandels“. Theoretisch könnten dadurch zwischen 2025 und 2050 europaweit bis zu 400 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden – allein durch den Einsatz der E-Fuels in Bestandsfahrzeugen von Stellantis.

Tavares: „Ergänzende Lösung“

Durch eine flächendeckende Einführung würde Besitzern älterer Autos zudem eine Möglichkeit gegeben, ihr Fahrzeug „ebenso einfach wie erschwinglich“ zu dekarbonisieren. Ohne das Fahrzeug ersetzen oder umbauen zu müssen. Und ohne den Aufbau eines neuen, flächendeckenden (Lade-)Infrastrukturnetzes abwarten zu müssen: Die E-Fuels könnten einfach an den bekannten Tankstellen gezapft werden.

„Wir verstärken unsere Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung, indem wir kohlenstoffneutrale Kraftstoffe als ergänzende Lösung zu unserem ganzheitlichen Dekarbonisierungsansatz testen. Während wir an unserer ambitionierten Elektrifizierungsstrategie festhalten, müssen wir auch intelligente Alternativen finden, um die CO2-Emissionen der 1,3 Milliarden auf der Straße befindlichen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren zu reduzieren“, erklärte Stellantis-CEO Carlos Tavares die neue Strategie. „Indem wir daran arbeiten, sicherzustellen, dass unsere Stellantis-Motoren ‚eFuels-freundlich‘ sind, wollen wir unseren Kundinnen und Kunden ein weiteres Instrument im Kampf gegen die Erderwärmung an die Hand geben, das eine quasi unmittelbare Wirkung haben kann.“

Wie Tavares versicherte, bleibe es nichtsdestotrotz das Ziel des Konzerns, bis zum Jahr 2030 in Europa nur noch Batterieautos zu verkaufen und bis 2038 komplett kohlenstoffneutral zu sein.

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1 Kommentar

  1. Cyber Slim

    Weil die alten Hersteller im Kampf um den Zugang zu den Batterierohstoffen mit den Chinesen nicht konkurrieren können stürzen sie sich in den energetischen Harakiri?

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