(UPDATE) Der erste Blick auf den „Volksstromer“, den ID.1 für Jedermann, weckt Erinnerungen an die ikonische Form des VW Golf der ersten Generation, den Giorgetto Giugiaro in den 1970er Jahren formte. Zumindest was die Proportionen anbetrifft und die kräftige C-Säule am Heck. Natürlich ist nicht mehr alles so kantig wie damals. Die Linien sind gerundet, die Radhäuser stärker ausgestellt. Und mit einer Länge von 3,88 Metern und einer Breite von 1,82 Metern kommt der stämmige VW „ID.Every1“ dem Original recht nahe: Der Käfer-Nachfolger brachte 1974 vier Personen auf einer Länge von 3,81 Metern und einer Breite von 1,61 Meter unter. Na ja, Airbags waren damals noch nicht erfunden und die Sicherheitsvorschriften auf einem ganz anderen Niveau. Aber auch die Aerodynamik spielte damals eine noch nicht so große Rolle wie heute im anbrechenden Zeitalter der Elektromobilität.
VW-Chefdesigner Andreas Mindt und sein Team haben jedenfalls gute Arbeit geleistet: Der künftige ID.1 ist sofort als Volkswagen zu erkennen und sticht nicht als Fremdkörper aus der VW-Modellpalette heraus wie heute noch der ID.3. „Unser Anspruch war es, etwas Mutiges und doch Zugängliches zu schaffen“, umschreibt Mindt die Aufgabenstellung. „Der ID. Every1 tritt selbstbewusst auf, bleibt aber sympathisch – dank Details wie den dynamischen Frontleuchten und dem lächelnden Heck. Diese Designelemente machen ihn zu mehr als nur zu einem Auto: Sie verleihen ihm Charakter und eine Identität, mit der sich die Menschen verbinden können.“

Mit einer Länge von 3,88 Metern kommt der ID Every1 auf der neuen Frontantriebs-Plattform dem Ahnen größtentechnisch recht nahe.
Mindt-Vorgänger Klaus Bischoff, der unter dem Namen Klaus Zyciora inzwischen in China für die Chongqing Changan Automobile Company arbeitet, wollte damals die Sehgewohnheiten ändern und Autos mit Elektroantrieb stylistisch klar von den Verbrennern differenzieren – ähnlich wie BMW seinerzeit mit dem i3. Das Publikum war damit allerdings überfordert: Der ID.3 ist bis heute alles andere als ein Verkaufsschlager, auch wenn die „Drive Electric“-Aktion mit besonders günstigen Leasingraten nach Angaben von Deutschland-Geschäftsführer Achim Schaible für Bestellungen in einer hohen fünfstelligen Zahl einbrachte.
250 Kilometer mit einer Akkuladung
Bei dem Showcar „ID. Every1“ (ausgesprochen Everyone, also der ID für Jedermann) im leichten Retro-Design, der in zwei Jahren wohl als VW ID.1 auf den Markt kommen wird, sind die Absatzperspektiven da schon viel besser. Wegen der gefälligen Optik, vor allem aber aufgrund des angepeilten Einstiegspreises um die 20.000 Euro. Das wären nochmals 5000 Euro weniger als beim VW ID.2, der schon im kommenden Jahr an den Start geht – kurz nach dem Schwestermodell Raval von Cupra und vor dem Skoda Epiq.

Das Designteam um Andreas Mindt hat sich viel Mühe gegeben, dem ID.1 „Charakter und eine Identität zu geben, mit der sich die Menschen verbinden können“. Zwei kleine Heckspoiler verbessern die Aerodynamik. Einziges Manko: Die hohe Ladekante. Fotos: VW
Zu den technischen Daten der Serienversion des ID.1 äußerten sich die VW-Manager bei der Weltpremiere des „Urban Car“ im Kongress-Zentrum der Düsseldorfer Messe noch sehr zurückhaltend. In Aussicht gestellt wurde lediglich eine Reichweite von „mindestens 250 Kilometern“ – das spricht für einen Batteriespeicher mit einer Kapazität um die 35 kWh, der aus Kostengründen auf einer LFP-Chemie basieren wird. Zuliefern wird die Zellen nach Angaben von Konzernchef Oliver Blume die VW-Tochter PowerCo aus Salzgitter.
Das gesamte Projekt steht unter hohem Kostendruck, wie Blume einräumte: „Das ist kein Auto, mit dem wir reich werden.“ So kommt das Betriebssystem des „Software-Defined Vehicle“ nicht von der VW-Tochter CARID, sondern vom US-Partner Rivian. Die Vorderachse wird beim ID.1 die gleiche sein wie im ID.2, die Hinterachse steuert der aktuelle VW Polo zu. Dazu gesellt sich ein neu entwickelter, besonders effizient arbeitender Frontantrieb mit einer Spitzenleistung von 70 kW oder 95 PS. Zum Vergleich: Die Basisversion des Golf I kam noch mit 37 kW oder 50 PS aus und trotzdem alles andere als eine lahme Ente: Auf der Autobahn waren mit Anlauf und auf ebener Piste bis zu 140 km/h drin. Der ID.1 hingegen soll mit Rücksicht auf die Reichweite schon bei 130 km/h abgeregelt werden. Warten wir mal ab, möglicherweise wird das mit Blick auf die Fortschritte in der Batterietechnik ja noch geändert.
Produktionsort ist noch offen
Wo der kleine Stromer gefertigt wird, steht laut Blume zwar bereits fest. Verraten werden soll der Standort allerdings noch nicht – möglicherweise wird da im Hintergrund noch um Subventionen gefeilscht. Eine Produktion in Deutschland scheidet wegen der hohen Energie- und Lohnkosten definitiv aus, angeblich ist derzeit das VW-Werk Palmela in Portugal der favorisierte Standort.

Der Innenraum des ID. Every1 ist betont minimalistisch gestaltet, aber mit vielen pfiffigen Ideen wie einer verschiebbaren Mittelkonsole angereichert. Es gibt einen großen Touchscreen und Drucktasten zur Steuerung der Klimaanlage darunter – der Slider ist Vergangenheit.
Das Designteam hingegen hat die Arbeit weitgehend erledigt: Das Showcar von Düsseldorf soll bereits sehr seriennah sein, versicherte Chefdesigner Mindt am Rande der Präsentation im Gespräch mit EDISON. So werde der ID.1 aufgesetzte Türgriffe bekommen statt der flächenbündigen, elektrisch ausfahrenden Griffe beim Showcar. Und auch noch an einigen anderen Details werde noch gefeilt. Das gelte auch für das Interieur, von dem bislang nur eine Computerzeichnung veröffentlicht wurde.
Fest steht aber bereits: Auch dank des neuen, modularen E-Antriebsbaukastens, der für den ID.1 und die noch kommenden VW-Derivate (Varianten des Modells von anderen Konzernmarken sind laut Blume derzeit nicht geplant) entwickelt wurde, wird die Raumökonomie ganz ausgezeichnet sein. Bis zu vier Personen sollen in dem kleinen Stromer auch auf längeren Strecken bequem sitzen können. VW verspricht vollmundig einen „revolutionären Raumriesen“.
Im Handel erst Ende 2027
Und das Heckabteil ist mit einem Volumen von 305 Litern ausreichend groß für Einkäufe und auch das eine oder andere Bordcase. Auch hier ein kleiner Blick zurück: Im Golf 1 mussten bei voller Bestuhlung 220 Liter genügen. Aber wie da wird sich natürlich auch im ID.1 die Rückbank teilweise und komplett umlegen lassen. Auch haben sich die Designer ein pfiffiges Schienensystem einfallen lassen, um die Mittelkonsole in Längsrichtung durch den Innenraum schieben zu können. Damit auch die Passagiere im Fond die Ablagemöglichkeiten nutzen können.
Der ID. Every1 bringt also neben dem günstigen Einstiegspreis viele gute Eigenschaften mit, um bei europäischen Autokäufern zu punkten. Und das nicht nur bei Stadtbewohnern und Betreibern von Pflegediensten oder Lieferservices. Schade nur, dass wir noch bis zum Spätherbst 2027 warten müssen, bis die ersten Fahrzeuge in den VW-Autohäusern auftauchen. Der ähnlich eingepreiste Renault Twingo geht immerhin schon im kommenden Jahr an den Start.
Wie der ID2 ein Auto mit VW-Seele.
Für Futuristisch hat der Konzern Cupra.
Auf den ersten Blick wirkt das Jahr 2027 spät. Das hat leider auch damit zu tun das Cariad die E2.0 nicht fertig bekommen hatte.
Zu viele Stakeholder im und außerhalb des Konzerns haben auch dazu beigetragen.
Die Rivian E/E Architektur (Best in Class!) läuft jetzt schon stabil, so dass der 36 Monatszyklus bei den Auto wohl erreicht werden kann.
Das klappt aber nur, wenn in diesem Jahr der Standort geklärt wird.
Schön auch, dass hier POWERCO(Sagunto?) + IONWAY als Zulieferer „preislich“ genutzt werden können.
Welcher westlicher OEM hat sowas aufgebaut?
Dann lieber noch 2 Jahre warten.