Stromern bis zu 124 Kilometer weit

Auf der 50 Kilometer langen Teststrecke (Landstraße, Autobahn und diverse bergige Serpentinen-Pisten) waren wir, nettes Entgegenkommen unsererseits, etwas gezügelt, aber auch nicht langsam unterwegs. Weniger im Comfort- oder Sportmodus (da geht dann schärfer die Post ab), sondern die meiste Zeit im energiesparenden und leistungsreduzierten Eco-Modus mit maximaler Rekuperation. Schließlich hatten wir es auf die versprochene Elektro-Reichweite abgesehen, die VW jetzt offiziell noch etwas erhöht hat. Im Fall unserer stärkeren Elegance-Version auf 122 Kilometer nach aktueller WLTP-Norm.

Wie das ausging? Naja, beim Start war die Batterie nicht ganz voll, nämlich nur zu 98 Prozent geladen. Wir saßen zu zweit mit etwas Gepäck im Auto, und die stromfressende Klimaanlage war die ganze Zeit eingeschaltet. Die durchschnittlichen Strom-Verbrauchswerte bewegten sich dann zwischen 18 und gut 23 kWh. Und am Ende der 50-Kilometer-Tour waren wir nur leicht enttäuscht, denn trotz frischer Außentemperaturen von 13 Grad wäre die Batterie rein rechnerisch erst nach gut 90 rein elektrischen Kilometern „leer“ gewesen (für den Hybrid-Modus wird hier immer noch ein Stromrest vorgehalten). Erst dann hätte sich, fröhlich summend, der spritverbrennende, vierzylindrige Turbobenziner hinzu geschaltet. Mit der 150 kW starken Plug-in-Version, so schwören die VW-Techniker, sollen bei warmem Wetter und überhaupt idealen Bedingungen sogar 124 elektrische Kilometer drin sein — im tiefsten Winter mindestens 80 Kilometer.

Tiguan mit Stecker ab 48.655 Euro

Andererseits: Sonderangebote sind diese Teilzeitstromer wirklich nicht. Während es die Verbrenner-Basisversion des Tiguan mit einem 96 kW (130 PS) starken 48V-Mild-Hybridantrieb zu Preisen ab 36.600 Euro gibt (der Vorgänger mit weniger Ausstattung war für knapp 33.000 Euro zu haben), starten die für uns spannenderen Plug-in-Hybrid-Varianten erst bei 48.655 Euro in der genannten Life-Basisversion. Die von uns bewegte stärkere Elegance-Variante verlangt sogar nach 55.860 Euro (150 kW: 53.660 Euro) oder einer monatlichen Leasingrate von 599 Euro (keine Sonderzahlung, 48 Monate, maximal 10.000 km jährlich). Und das sportliche R-Line-Topmodell ist mutig mit 57.000 Euro angesetzt.

Zudem kostet hier vieles in diversen Paketen und Sonderausstattungen noch einmal Aufpreis. Zum Beispiel das Infotainment-Paket mit dem „Discover Pro Max“-Navi, 15-Zoll-Zentraldisplay, dem Head-up-Display und einigen anderen Bausteinen, das für die Life-Ausstattung mit heftigen 2555 Euro angesetzt ist. Oder dieses hübsche elektrische Panorama-Ausstell-/Schiebedach, dessen transparente Fläche bis in den Fond reicht. Es verlangt nach zusätzlichen 1345 Euro (Elegance). Und die Garantien? Typisch VW: Nur zwei Jahre auf das Fahrzeug, gängige acht Jahre auf die Lithium-Ionen-Batterie.

Der guten Ordnung halber müssen wir jetzt noch sagen, dass auch eine Plug-in-Hybridversion des Mercedes GLE mit rund 100 Kilometern Reichweite winkt. Und beim chinesischen Autoriesen Great Wall ist demnächst der Hochsitzer namens Wey 03 zu haben ist, der mit einem 34-kWh-Akku sogar über 130 rein elektrische Kilometer schafft. Überhaupt: Mainstream hin, Mainstream her, diese neuen Teilzeitstromer, bei denen die Wolfsburger optimistisch auf einen Verkaufsanteil von über 30 Prozent hoffen, könnten womöglich trotz ihrer hohen Kaufpreise genügend Interessenten finden. Weil es eben in jedem Fall ein Tiguan ist.

Lange Allspace-Version ab März 2025

Noch eine gute Nachricht für Leute mit größerer Familie oder überhaupt mehr Platzbedarf: Es wird, wie wir am Rande des erstens Fahrtermins hinter vorgehaltener Hand erfahren haben, auch vom neuen Tiguan wieder eine verlängerte Allspace-Version mit gleicher Technik geben. Die startet bereits im März nächsten Jahres und bekommt diesmal sogar ein eigenständiges Design. Wächst zudem rund fünf Zentimeter in der Länge wodurch sich der Abstand zum fünfsitzigen Tiguan von 21 auf rund 23 Zentimeter verlängern dürfte. Und den Laderaum sowie das Platzangebot in der hier angebotenen dritten Sitzreihe noch einmal spürbar verbessert.

Falls Sie jetzt aber aus allgemein philosophischen oder ganz speziellen Bio-Gründen prinzipiell was gegen einen Hochsitzer haben (oder letztens die Pariser Nachrichten zu den bösen SUV-Parkgebühren gelesen haben), ist das, wenn es prinzipiell auf einen Plug-in-Hybrid von Volkswagen hinauslaufen soll, auch kein Problem. Denn die Wolfsburger offerieren nun auch ihren neuen Passat, den es ausschließlich als sehr geräumigen Kombi gibt. Mit exakt derselben Teilzeitstromer-Technik und der gleichen elektrischen Reichweite. Zu Plug-in-Hybrid-Einstiegspreisen von knapp 50.000 Euro für das Basismodell mit 150 kW.

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