Die Batterie hatte nur eine Kapazität von 22 kWh, von denen nur knapp 19 für den Fahrbetrieb nutzbar waren. Damit kam man bestenfalls 170 Kilometer weit, in der kalten Jahreszeit auch mal nur 90 Kilometer. Damit bei Fahrten über Land keine Reichweitenängste aufkamen, montierte BMW in den i3 der ersten Generation auf Wunsch und gegen Aufpreis einen kleinen Zweizylinder-Boxermotor als „Range Extender“. Dazu einen Benzintank mit einem Volumen von neun Litern. Der Motorrad-Motor fungierte als eine Art Notstromaggregat: Wenn dem Akku die Puste ausging, konnte man so noch etwa 150 Kilometer bis zur nächsten Ladestation fahren.

Elektroauto an der Tanksäule
Zwischen 2013 und 2018 bot BMW seinen i3 auch mit einem Zweizylinder-Boxermotor aus der Motorradsparte als Reichweitenverlängerer an. Der i3 REX konnte damit in Summe bis zu 260 Kilometer weit stromern. Vor allem bei Reichweitenangst-geplagten Kunden in den USA kam das Konzept damals gut an. Foto: Tom Moloughney
Elektroauto an der Tanksäule
Zwischen 2013 und 2018 bot BMW seinen i3 auch mit einem Zweizylinder-Boxermotor aus der Motorradsparte als Reichweitenverlängerer an. Der i3 REX konnte damit in Summe bis zu 260 Kilometer weit stromern. Vor allem bei Reichweitenangst-geplagten Kunden in den USA kam das Konzept damals gut an. Foto: Tom Moloughney

Fünf Jahre lang, von 2013 bis 2018, boten die Bayern den BMW i3 REX an. Dann wurde der Verkauf des Modells in den meisten Märkten (außer USA) eingestellt, weil mit Einführung eines 42-kWh-Akkus die Reichweite des Stromers auf 260 Kilometer kletterte. Der brummende Reichweitenverlängerer hatte sich damit erübrigt.

Doch nun erlebt der Range Extender eine fröhliche Wiederauferstehung. Nicht bei BMW, sondern in chinesischen Elektroautos – und möglicherweise bald auch in einigen BEVs aus dem Volkswagen-Konzern: Wie Konzernchef Oliver Blume bei der Vorstellung des ID.EVERY1 in Düsseldorf verriet, beschäftigen sich verschiedene Entwicklungsabteilung intensiv mit dem Konzept. Zum Einsatz kommen könnte es sowohl in E-Autos für den chinesischen und den europäischen Markt. Konkret geplant ist es bereits für die SUVs, die der Konzern in den USA ab 2027 unter der Marke Scout anbieten will.

VW denkt an Verbrenner als Stromgenerator

Wie Blume ausführte, könnte man mit einem kleinen Verbrenner – „einem Zwei-, Drei- oder Vierzylinder“, bei künftigen Elektroautos den Aktionsradius nochmals erweitern, um Langstreckenfahrern die letzten Reichweitenängste nehmen. Betankt würden die Notstromaggregate selbstverständlich mit klimaneutralen E- oder Biofuels. Bei welchen Modellen die Technik zum Einsatz kommen könnte, wollte er allerdings nicht verraten.

Leapmotor C10
Leapmotor C10 REEV
Auf eine Reichweite von fast 1000 Kilometern kommt der Elektro-SUV dank eines Range Extenders unter der Fronthaube. Das Modell wird seit kurzem auch in Europa angeboten – zu einem Preis von 36.400 Euro. Foto: Leapmotor

Bei einem Elektroauto mit Range Extender dient ein Verbrennungsmotor dazu, die Akkus wieder aufzuladen, wenn ein bestimmter Ladezustand unterschritten wird. Der Fahrzeugantrieb erfolgt weiterhin über den Elektromotor. Es ist somit ein serieller Hybridantrieb, wie ihn etwa Nissan im Qashqai und X-Trail e-POWER anbietet. Oder Mazda im MX-30 e-Skyactiv R-EV mit Wankelmotor. Nur dass hier die Akkus deutlich kleiner sind: Bei Mazda ist eine 17,8 kWh große Batterie im Einsatz, Nissan verbaut einen Akku mit einer Kapazität von zwei Kilowattstunden – der Verbrenner ist da beinahe pausenlos als Stromgenerator aktiv. Auf die Möglichkeit, den Akku extern zu laden, hat der japanische Hersteller deshalb verzichtet.  

EREVs sind Verkaufsschlager in China

Bei den Fahrzeugen aus China sind die Akkus der sogenannten „Extended Range Electric Vehicles“ (EREV) oder „Range Extended Battery-Electric Vehicles“ (BEVx) deutlich größer. Der Leapmotor C10 REEV etwa, der auch in Europa angeboten wird, verfügt über eine Speicherkapazität von 28,4 kWh, mit der der SUV alleine bis zu 145 Kilometer weit stromern kann. Springt der Generator an, läuft er so 800 Kilometer weiter.

Frank Obrist vor seinem "HyperHybrid"-Tesla 
Der Ingenieur vom Bodensee hat dem Elektroauto einen seriellen Hybridantrieb verpasst, um das Gewicht und die Kosten zu senken: Nach seiner Kalkulation wäre ein Modell mit diesem Antriebskonzept schon für 20.000 Euro realisierbar. Foto: Thorsten Rixmann
Frank Obrist vor seinem „HyperHybrid“-Tesla
Der Ingenieur vom Bodensee hat dem Elektroauto einen seriellen Hybridantrieb verpasst, um das Gewicht und die Kosten zu senken: Nach seiner Kalkulation wäre ein Modell mit diesem Antriebskonzept schon für 20.000 Euro realisierbar. Foto: Thorsten Rixmann

Frank Obrist dürfte die aktuellen Entwicklungen mit großer Freude zur Kenntnis nehmen. Der Ingenieur aus Lustenau in Vorarlberg, Gründer und Hauptgesellschafter der Ingenieursgesellschaft Obrist Powertrain am Bodensee, preist schon seit vielen Jahren Elektroautos mit Reichweitenverlängerer an. Statt die Reichweite mithilfe großer und schwerer Batterieblöcke zu vergrößern, sei die Kombination aus einem kleinen Akkupaket und einem Verbrenner die deutlich wirtschaftlichere Lösung.

Obrist hat als Demonstrationsobjekt ein Tesla Model 3 zum „Hyper Hybrid“ umgebaut: Der 478 Kilogramm schwere 50 kWh-Akku des Originals wurde gegen einen Stromspeicher mit einer Kapazität von 17,3 kWh und einem Gewicht von nur 98 Kilogramm ausgetauscht. Dazu montierte er einen 40 kW starken und dank einiger Kniffe besonders laufruhigen Zweizylinder-Benziner als „Zero-Vibration-Generator“ unter die Fronthaube. Dank eines Wirkungsgrad von 40 Prozent benötigt dieser keine Abgasnachbehandlung und begnügt sich im Schnitt mit nur etwa zwei Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer. Betrieben wird der Motor mit grünem Methanol.

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