Mit dem Masterplan Ladeinfrastruktur II will Bundesverkehrsminister Volker Wissing den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos beschleunigen. Doch in Deutschland wird viel zu viel über die Größe der Ladeinfrastruktur und die Zahl der öffentlichen Ladestationen, aber zu selten und zu wenig über die Qualität des Angebots geredet und Möglichkeiten zu einer effektiveren Nutzung, findet unter Gastautor Almir Hajdarpasic. Er ist Country-Manager Deutschland bei Monta. Das Start-up, Ende 2020 in Dänemark gegründet, hat eine Software für intelligentes Laden entwickelt, mithilfe der in unserem Nachbarland bereits mehr als 1, 2 Millionen Ladevorgänge durchgeführt wurden.

Neben Deutschland expandiert das Unternehmen auch nach Großbritannien, Irland und Österreich. Die Vision von Monta: Ladeinfrastruktur durch intelligente Software optimieren und so die E-Mobilität der Zukunft nachhaltiger gestalten.

Almir Hajdarpasic
Almir Hajdarpasic, Deutschland-Chef des dänischen Software-Spezialisten Monta, das sich auf Lösungen für das intelligente Laden von Elektroautos spezialisiert hat. Foto: Monta

Mit dem Hochlauf der E-Mobilität sind Ladestationen ein heißes Thema geworden. Deren Ausbau kann nach Ansicht von Branchenvertretern gar nicht schnell genug gehen. Die meisten übersehen jedoch, wie intelligente Technologien bereits vorhandene Infrastruktur nach vorn bringen können. Es geht nicht nur um ein „Mehr an Ladestationen“, sondern auch um eine smarte Nutzung.         

Ich möchte vier Lösungen vorstellen, die bislang in der Debatte zu kurz kommen. Dabei sei vorweggeschickt: Das ist keine ferne Zukunftsmusik. In Dänemark etwa, wo politische Rahmenbedingungen günstig sind, ist dies gelebte Praxis. Für den hiesigen Markt bedarf es an einigen Stellen noch (teils geringfügiger) gesetzlicher Anpassungen. Fakt ist aber: Diese Lösungen, die in Dänemark gut funktionieren und längst zum Standard geworden sind, sind auch in Deutschland leicht umsetzbar.

  • Intelligentes Warteschlangen- und Buchungssystem einführen

Die Suche nach freien Ladestationen ist für viele eine vertraute Erfahrung. Was tun, wenn der Wagen liegen bleibt, weil man keine freie Säule findet? Was, wenn es in Zukunft an hochfrequentierten Gleichstrom-Ladesäulen ständig zu Wild-West-Szenen kommt? Hier schafft ein intelligentes und flächendeckendes Warteschlangen- und Buchungssystem Abhilfe. Das Prinzip ist simpel: Fahrer reihen sich virtuell in Warteschlangen ein und werden benachrichtigt, wenn sie an der Reihe sind. Dies garantiert einen gleichberechtigten Zugang, erhöht die Belegungsrate und entlastet frequentierte Stationen.

  • Das Prinzip der Sharing Economy anwenden

Die Sharing Economy ist eine wunderbare Entwicklung, um Ressourcen effizienter zu nutzen. Wir teilen Autos, Wohnungen und Coffee-to-Go-Becher miteinander. Dieses Prinzip übertragen wir nun auf das Laden: Nachbarn, Mitarbeiter oder Geschäftspartner teilen sich jetzt auch Ladesäulen. In Ländern wie Dänemark ist das bereits Standard. Möglich wird das durch Software, die Zugang, Tarife und Zahlungen managt – ganz unkompliziert und transparent.

  • Halb-öffentliche Ladepunkte zulassen

Jede Säule kann so konfiguriert werden, dass sie manchmal nur einem engen Personenkreis, manchmal aber auch allen zugänglich ist. Dann wird die Ladesäule per App als frei angezeigt. Dieses Konzept ist eine große Chance für infrastrukturschwache oder ländliche Regionen, in denen Ladepunkte rar gesät sind. In Dänemark sehen wir, wie das Teilen privater Ladepunkte die Ladeinfrastruktur in abgelegenen Provinzen für E-Fahrer maßgeblich verbessert. Hier können etwa Privatpersonen oder Landwirte sowie Gewerbetreibende, die sowohl über Parkplätze – und in einigen Fällen auch über Solarpanels – verfügen, ihren Strom gewinnbringend vermarkten und gleichzeitig Versorgungslücken schließen. Ein Hindernis für viele, die genau das vorhaben, ist in Deutschland beispielsweise das Eichrecht. Hier werden Steine in den Weg gelegt, was in Anbetracht der Dringlichkeit des Vorhabens „Ausbau der Ladeinfrastruktur“ vollkommen unverständlich ist.

  • Wind und Sonne den Takt vorgeben lassen

Energie dann nutzen, wenn sie zur Verfügung steht, ist ein Paradigma der neuen Energiewelt. An der Ladesäule ist das gut umsetzbar. Auch hier sind digitale Anwendungen der Schlüssel. Dynamisches Lastmanagement etwa hilft, die Netzinfrastruktur zu entlasten und den benötigten Strom an den Säulen intelligent zu verteilen. Sobald weniger Strom verfügbar ist, wird das Laden verlangsamt oder angehalten.

Eine weitere Möglichkeit: Dann laden, wenn der Strom günstig(er) ist. In Ländern wie Dänemark bereits völlig normal, mangelt es in Deutschland noch an Flexibilitätsoptionen für Stromtarife. Doch das wird sich ändern. Nicht zuletzt aufgrund entsprechender Vorgaben zur Flexibilisierung des Strommarkts aus Brüssel. Wir sprechen aus Erfahrung, wenn wir sagen: Es lohnt sich! Die Kombination von flexiblen Strompreisen gepaart mit innovativen digitalen Dienstleistungen bringt Vorteile, die Marktteilnehmer dankbar annehmen.

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