Lithium kommt bisher meist aus Südamerika und Australien. In Zukunft gehört auch Deutschland zu den Produzenten des begehrten Akkurohstoffs: Das deutsch-australische Unternehmen Vulcan Energie Ressourcen nimmt in Kürze seine Lithiumextraktionsoptimierungsanlage (LEOP) in Landau in Rheinland-Pfalz in Betrieb. Voraussichtlich im Oktober soll erstmals Sole in die Anlage eingeleitet werden und die Lithiumextraktion starten.
In der Anlage wird Lithiumchlorid gewonnen, gereinigt und konzentriert. Die Demonstrationsanlage soll zum einen zur Produktqualifizierung und Optimierung dienen, zum anderen zur Schulung der Beschäftigten für die kommerzielle Produktion. Sie soll 40 Tonnen Lithium pro Jahr produzieren. Die spätere kommerzielle Lithiumextraktionsanlage (LEP) soll um einiges größer ausfallen.
2030 droht Lithium-Mangel
„Der Beginn der Inbetriebnahme unserer LEOP-Anlage stellt einen bedeutenden Meilenstein für uns und die gesamte europäische Batterieindustrie dar. Bis 2030 wird Europa voraussichtlich mit einem erheblichen Lithiummangel konfrontiert sein, der ernsthafte Auswirkungen auf die europäische Batterie- und Automobilindustrie haben könnte, falls inländische Lieferungen nicht realisiert werden“, sagte Vulcan-Chef Cris Moreno. „Vulcan bereitet sich darauf vor, als erstes Unternehmen Lithium aus Europa für Europa zu produzieren und auch als erstes Unternehmen weltweit klimaneutrales Lithium zu erzeugen.“
Das Tiefengrundwasser unter der Oberrheinischen Tiefebene hat eine sehr hohe Mineralisation: In einem Liter sind etwa 120 Gramm Mineralien gelöst, darunter zwischen 180 und 200 Milligramm Lithium. Etwa seit der Jahrtausendwende wird dort das Thermalwasser für Tiefengeothermie genutzt.
VW, Renault und Stellantis warten schon
Die Idee von Vulcan Energie ist, Geothermie und Lithium-Abbau zu kombinieren: Das etwa 140 bis 180 Grad Celsius heiße Wasser, das wegen des hohen Drucks in 2.000 bis 5.000 Metern Tiefe trotz der hohen Temperatur flüssig ist, wird in Geothermie-Kraftwerken für die Energie- und Wärmegewinnung gefördert. Vulcan will diese Anlagen durch Filter ergänzen, die das im Wasser gelöste Lithium extrahieren.
2021 kaufte Vulcan Energie Ressourcen die Geothermie-Anlage in Insheim. Dort gewann das Unternehmen über die vergangenen zweieinhalb Jahre Lithiumchlorid und verarbeitete es in einem Labor in Karlsruhe weiter. In Zukunft soll das in der Landauer LEOP gewonnene Lithiumchlorid zur Weiterverarbeitung nach Frankfurt-Höchst gebracht werden. Dort soll es in der zentralen Lithiumelektrolyse-Optimierungsanlage (CLEOP) in Lithiumhydroxid umgewandelt werden, den Rohstoff für Lithium-Ionen-Zellen, die vor allem in großer Zahl für Elektroautos benötigt werden.
Die kommerzielle Produktion von Lithiumhydroxid will Vulcan Energie im Jahr 2025 starten. Zum Start will es 24.000 Tonnen pro Jahr fördern. Abnehmer sind der belgische Kathoden-Hersteller Umicore, der südkoreanische Akku-Hersteller LG Energy Solutions sowie die Automobilkonzerne Stellantis, Renault und Volkswagen.
„Wir haben die ersten fünf Jahre unserer Produktion schon verkauft“, sagte Horst Kreuter, einer der zwei Gründer des Unternehmens, im vergangenen Jahr in einem Interview. Weitere Interessenten „haben wir auf die Jahre nach 2030 vertrösten müssen.“