In den 1990er und Anfang der 2000er Jahre lagen Hochdachkombis wie ein VW Caddy, Citroen Berlingo oder Renault Kangoo bei den familiären Kunden voll im Trend. Schön waren sie noch nie, aber allemal praktisch und nicht teuer. Da passen zwei Kindersitze und einiges an Gepäck locker in den rollenden Skischuh und die Schiebetüren machten das Be- und Entladen von Gepäck sowie Personen einfacher als bei jedem Kombi. Doch dann kam der große SUV-Trend und es ging bergab mit den Familienfreunden. Die Hochdachkombis waren unsexy und zumeist schlapp motorisiert – viele Kunden stiegen um und kehrten den praktischen Transportmeistern den Rücken. Mittlerweile hat sich der Markt auf deutlich geringerem Niveau stabilisiert und gerade die gewerblichen Kunden sorgen dafür, dass die Hochdachmodelle im Programm vieler Autohersteller ein Thema bleiben.

drive_eta

Technische Daten Opel Combo-e

Motor: Frontantrieb mit 100 kW (136 PS) Antriebsleistung
Akku-Kapazität: 50 kWh
Normverbrauch: 22,4 kWh/100 km
Reichweite (WLTP-Norm): 280 km
Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h
Preise: ab 38.100 Euro

Doch geht es um Elektroantriebe, ist das Angebot noch bescheiden. Ordern könnte man aktuell den in die Jahre gekommenen Renault Kangoo E-Tech (230 Kilometer Reichweite) oder den VW Caddy aus einer Kleinserienproduktion bei ABT. Den Mercedes eCitan (285 Kilometer Reichweite) gibt es wie den runderneuerten Renault Kangoo (265 Kilometer Reichweite) erst irgendwann im Sommer oder Herbst kommenden Jahres als Stromer. Da klafft also eine große Lücke.

In die stößt nun Stellantis mit aller Wucht, mit einem Dreierpack aus Opel Combo-e, Peugeot Rifter und Citroen Berlingo. Als erstes Modell ist der variable Opel Combo Life als Elektrovariante zu bekommen – optisch nicht von seinem Verbrennerbruder zu unterscheiden und nur in einer Motorvariante im Programm. Das Antriebspaket ist das gleiche – es bekommen aktuell alle Elektromodelle aus dem Stellantis-Konzern von Opel Mokka-e bis Opel Zafira-e eingepflanzt. Eine Auswahl wie bei anderen Marken üblich gibt es bei den Franzosen aktuell nicht.

Graues Einerlei
Dass der Combo primär als leichtes Nutzfahrzeug konzipiert wurde, zeigt sich auch im Innenraum deutlich. Immerhin gibt es jede Menge Ablagen – und eine Bedienung, die keine Rätsel aufgibt. Foto: Opel

Doch bei einem Familienvan wie dem Combo Life passt der 100 kW / 136 PS / 260 Nm starke Elektromotor mit seinem Akkupaket gut ins Bild, denn sportlich motorisiert will in dieser Liga ohnehin niemals unterwegs sein. Allzu mager ist jedoch das Akkukapazität von 50 kWh, denn so liegt die maximale Reichweite des Hochdachkombis selbst unter Idealbedingungen bei gerade einmal 280 Kilometern. Der Grund: Schon der Normverbrauch beträgt stattliche 22,4 kWh auf hundert Kilometer.

Im Winter mit eingeschalteten Verbrauchern werden daraus schnell deutlich unter 200 Kilometern und dann wird es auch mit der Hin- und Rückfahrt zu Schwiegermutter oder Bergtour allzu knapp. In einer halben Stunde erstarkt der Opel an einer 100-kW-Schnellladesäule immerhin auf bis zu 80 Prozent seiner Reichweite. Das sind dann jedoch kaum mehr als 220 Kilometer. Im Citybereich ist das voll in Ordnung – darüber hinaus deutlich zu wenig.

Mehr als 135 km/h sind nicht drin

Auch bei der Höchstgeschwindigkeit muss sich der Combo-Nutzer stark einschränken. Auch wer kein Raser ist, dürfte die 135 km/h Spitzentempo als allzu wenig empfinden, um damit flott auf der Autobahn mitzuschwimmen. So entscheidet man sich besser für den Betrieb in der City oder auf der Landstraße. Und hier kann der Opel Combo-e nicht nur durch seinen variablen Innenraum überzeugen. Er ist in zwei Karosserielängen mit 4,40 und 4,75 Metern zu bekommen und nicht nur diejenigen, die die Option von sieben Sitzen nutzen wollen, dürften sich mit der Langversion mehr anfreunden können.

Opel Mokka-e in Matcha Grün Opel bringt mit dem Mokka-e das zweite Elektroauto einer neuen Ära auf den Markt. Was man darüber wissen sollte. Elektroauto

Abgesehen vom Opel-Lenkrad und den digitalen Instrumenten gibt es im Innern das bekannte Arrangement des Citroen Berlingo. Alles übersichtlich, leider alles andere als wertig, aber gut zu nutzen mit vielen Ablagen und jeder Menge Platz. Gigantisch ist das Ladevolumen. Bereits die Kurzversion fasst hinter den beiden Sitzreihen mindestens 597 Litern, beim Combo-e Life mit langem Radstand beträgt das Gepäckvolumen üppige 850 Liter. Mit umgelegten Rücksitzen vergrößert sich das Volumen gar auf 2.126 oder 2.693 Liter.

Serienmäßig mit Schiebetüren
Der Combo-e Life wird mit zwei Radständen angeboten. In der Langversion ist das Ladevolumen riesig, in beiden Versionen die Beladung und der Zutritt zur hinteren Reihe dank Schiebetüren auf beiden Seiten leicht. Foto: Opel

Beim Komfort sollte man nicht die Ausstattung der allseits verbreiteten SUV erwarten, denn unverkennbar stammt der Opel Combo Life auch als Elektromodell von einem leichten Nutzfahrzeug ab – Combo Cargo heißt das Modell bei Opel. So ist der Sitzkomfort vorne und besondere hinten überschaubar. Vorne gibt es nur eine einstufige Sitzheizung und – ungewöhnlich für ein Elektroauto – fehlt die praktische Sitzheizung im Fond ebenso wie eine elektrische Heckklappe oder mehrere USB-Steckplätze für Tablets und die Smartphones vom Nachwuchs. Durch die Wlan-Funkwabe des Entertainmentsystems kann dagegen problemlos während der Fahrt gesurft werden.

Stromer mit müden Halogenaugen

Bei der Sicherheitsausstattung gibt es mit Spurhalteassistent, Totwinkelwarner oder den ausklappbaren Head-Up-Display immerhin eine solide Basis. Leider fehlen die längst standesgemäßen LED-Scheinwerfer, die nicht einmal gegen Aufpreis zu bekommen sind. Und so strahlt der Opel Combo-e mehr als ungewöhnlich für ein Elektrofahrzeug aus müden Halogenaugen.

Das ist nicht nur angesichts des stattlichen Preises ärgerlich, denn der Opel Combo-e startet in der schmalen Basisausstattung bei stattlichen 38.100 Euro. Die besser ausgestattete Ultimate-Variante kostet gar 43.100 Euro. Ok, davon gehen zwar rund 10.000 Euro an staatlicher Förderung ab. Aber zum Vergleich nur dies: Ein gut ausgestatteter VW Caddy mit einem sparsamen 122-PS-Diesel startet mäßig ausgestattet bei rund 26.000 Euro und kostet in der Topausstattung knapp 35.000 Euro. Auf Wunsch gibt es hier sogar Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe oder Allradantrieb.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert