Elon Musks Elektromarke marschiert, allen Unkenrufen zum Trotz, mit ziemlichen Schritten voran. Die Situation in Grünheide bei Berlin, wo das nächste, „Gigafactory 4“ genannte Tesla-Werk entstehen soll, hat sich nach einigen Diskussionen und Demos erst einmal beruhigt. Inzwischen ist der Kaufvertrag (41 Millionen) unterschrieben und sogar schon klar, wo denn nach der Rodung von 150 Hektar Nutzwald (fast ausschließlich Kiefern) die von Tesla angebotene Aufforstung an anderer Stelle stattfinden soll. Nämlich bei Brandenburg an der Havel, Baruth/Mark sowie Bad Saarow, und die Hälfte dieser Bäume sollen ökologisch wertvollere Laubbäume sein. Auch mehrere Sprengungen von Weltkriegsbomben gab es schon, zudem hat Tesla schlauerweise ein Bürgerbüro installiert.

Werkleiter wird noch gesucht

Auch haben schon die Planungen für den ersten Spatenstich begonnen, der mit allerlei Getöse und politische Prominenz gefeiert werden soll. Ob Elon Musk dazu aus Kalifornien einschweben wird, steht noch nicht fest – auszuschließen sei dies aber nicht, sagt ein Tesla-Sprecher. Der hat zuvor aber noch ein paar andere Dinge zu klären. Beispielsweise die Frage, wer das neue Werk leiten wird: Gesucht wird ein engagierter wie kommunikationsstarker „Senior Construction Operations Manager“ mit mindestens sechsjähriger Erfahrung in vergleichbarer Position in der Autoindustrie – und ohne Punkte in der Verkehrssünderdatei. Keine einfache Aufgabe, zumal, wie die „WirtschaftsWoche“ berichtete, auch in der Zentrale nach dem Abgang von Fertigungschef Bert Bruggemann noch eine Vakanz existiert.

Musk selbst hat sich unterdessen bemüht, die Ängste der Anwohner zu zerstreuen („Es klingt danach, dass wir einige Dinge klarstellen müssen“) , und betont, dass der Wasserverbrauch erst einmal deutlich niedriger sein wird als die in den Genehmigungsunterlagen genannten 372 Kubikmeter pro Stunde. „Das ist möglicherweise ein seltener Fall einer Spitzennutzung, aber nichts, was jeden Tag vorkommt.“

Tesla Stadt-Auto auch aus Grünheide?

In der ersten Stufe des Werks sollen ab Juli 2021 zunächst rund 100.000 Elektroautos pro Jahr produziert werden. In der finalen Ausbaustufe sind später einmal bis zu 500.000 Fahrzeuge möglich. Möglicherweise ist nach der Mittelklasse-Limousine Model 3 und dem neuen Model Y auch der offenbar von Tesla geplante Kleinwagen (eine erste Skizze des „City-Car“ tauchte kürzlich im Netzwerk von WeChat auf) nach dem voraussichtlichen Produktionsstart in China (Shanghai) ein Thema für Grünheide, weil Kleinwagen nach wie vor extrem wichtig für den europäischen Markt sind. Der geht aber sicher nicht vor 2022 an den Start.

Teslas Designskizze eines Chinamodels
Tesla

Zum Model Y: Entgegen vieler aktueller Spekulationen soll das kleinere SUV nicht im Februar, sondern frühestens im September nach Deutschland kommen. Dieses Modell soll dann auch nicht mehr mit Zellen von Panasonic, sondern mit Zellen eines chinesischen Herstellers auf den Markt starten, Verhandlungen gab es dazu mit dem Konzernriesen CATL, der im übrigen ja gerade eines der weltgrößten Werke für Lithium-Ionen-Zellen in Thüringen (bei Arnstadt) baut.

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Für die großen Tesla-Fahrzeuge Model S und X (der SUV) soll es in diesem Jahr noch eine Überarbeitung geben, bei der die Antriebe in der Effektivität noch mal verfeinert und die Kapazität der Akkus mit neuen Zellen dramatisch in Richtung 200 kWh gesteigert werden soll, ist zu hören. Was dann Reichweiten von 800 bis 1000 Kilometer ermöglichen könnte. Die Batterien sollen eine Laufleistung von bis zu einer Million Meilen erreichen — und die Garantien deshalb deutlich verlängert werden. Diese neuen Akkus sollen mit bis zu 150 kWh später auch in Model 3 und Model Y zum Einsatz kommen.

Aber vielleicht kommt auch alles ganz anders – und Tesla baut in Grünheide die Batterien selbst. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, hat das Unternehmen Subventionen des Bundes für die Batteriezellforschung und -fertigung beantragt. Demnach bewirbt sich Tesla um die Teilnahme an einem europäischen Projekt des Wirtschaftsministerium mit dem Arbeitstitel „EuBatIn“ (European Battery Innovation). Das von Wirtschaftsminister Peter Altmaier vorangetriebene Großprojekt bringt 14 EU-Mitgliedsstaaten und mehr als 55 Unternehmen zusammen, um gemeinsam an innovativer Batterietechnik zu forschen.

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2 Kommentare

  1. Oliver

    „ist zu hören“

    Wo ist das denn zu hören? Habt ihr das mit dem Model Y und Model S/X exklusiv erfahren?

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    • Lothar Kuhn

      Die Infos zu Model S und X stammen von Tesla-Mitarbeitern.

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