Mitten in der Wüste Saudi-Arabiens entsteht eine schnurgerade Stadt mit verspiegelten Wänden. Sie soll eine Attraktion werden und eine Investition in die Zukunft nach dem Öl sein – und ist umstritten. ‚The Line‘ heißt die Megastadt, die im Nordwesten des Landes, am Ausgang des Golfs von Akaba entsteht. Sie wird 170 Kilometer lang, nur 200 Meter breit und 500 Meter hoch. Die Außenwände sind verspiegelt und schließen die Stadt so symbolisch gegen die Umwelt ab.

Neun Millionen Menschen sollen dort einmal leben, wenn die sogenannte Bandstadt 2049 fertig ist. 380.000 Arbeitsplätze sollen entstehen. Der erste Bauabschnitt soll 2030 bezugsfertig sein. Ein solches Projekt kostet viel Geld: 500 Milliarden US-Dollar sind geplant. Experten halten auch das Doppelte für möglich.

‚The Line‘ wird eine Stadt ohne Autos

Straßen wird es nicht geben, entsprechend auch keine Autos. Die Bewohner werden diese auch nicht brauchen: Die Stadt soll in Module eingeteilt sein, die jeweils alle Einrichtungen des täglichen Lebens wie Schulen, Arztpraxen, Freizeiteinrichtungen oder Grünflächen enthalten. Jede dieser Einrichtungen soll in fünf Minuten zu Fuß erreicht werden können.

Wer doch einmal eine weitere Strecke zurücklegen möchte, kann sich beispielsweise ein Flugtaxi bestellen. Das Bruchsaler Unternehmen Volocopter ist ein Partner des Projekts und soll die fliegenden Taxis sowie Transportdrohnen liefern.

Alternativ können sich die Bewohner in den Untergrund der Stadt begeben. Das unterste Stockwerk, der sogenannte Spine Layer, ist für Transport und Verkehr vorgesehen. Unter anderem soll dort ein Hochgeschwindigkeits-Verkehrsmittel zur Verfügung stehen, das Fahrgäste in 20 Minuten von einem Ende der Line zum anderen befördert. Gut möglich, dass hier ein Hyperloop-System zum Einsatz kommt.

Zwischen dem Transportstockwerk im Untergrund und dem bewohnten Teil, Pedestrian Layer genannt, wird es noch eine weitere Ebene geben: Im Service Layer werden die Infrastruktur sowie die Einrichtungen des täglichen Bedarfs untergebracht: Geschäfte, Schulen, Arztpraxen oder Freizeiteinrichtungen.

Die Stadt soll autark sein

Nach der Vorstellung der Initiatoren – die Idee stammt von Kronprinz Mohammed bin Salman – soll ‚The Line‘ autark sein. Sie soll sich mit Energie versorgen, und zwar vollständig aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne. Die Kühlung soll passiv erfolgen: Der Pedestrian Layer ist in der Mitte offen, so dass warme Luft nach oben entweichen soll. Die Gebäude haben begrünte Dächer.

Lebensmittel und Wasser sollen vor Ort produziert werden. Frisches Grün wird wahrscheinlich in „Vertical Farms“ angebaut. Da das eine Ende der Stadt am Meer liegt, kann das Wasser aus dem Meer entnommen und entsalzt werden.

Wie aus einer anderen Welt
Phantastische Ferien- und Hotelanlagen sollen im Rahmen des Projekts Neom am Golf von Akaba entstehen. Foto: Neom

Apropos Meer: Zu ‚The Line‘ wird auch ein versteckter Hafen gehören. Er soll sich im Innern der Stadt befinden und groß genug sein, dass dort auch Kreuzfahrtschiffe anlegen können und nicht nur die Luxusjachten der superreichen Besucher – die ja durchaus auch die Ausmaße von Kreuzfahrtschiffen haben können. So weit der Plan.

Wie sieht es aber vor Ort aus? Das erfahren Sie im zweiten Teil.

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