Seit Mai steht Xavier Chardon an der Spitze von Citroën. Der 51-jährige Franzose, der seine Karriere 1994 bei der Traditionsmarke in Italien begann und zwischen 2004 bis 2007 die Geschäfte des Unternehmens in Deutschland führte, bevor er zum Volkswagen-Konzern wechselte, will den „Esprit Citroën“ wiederbeleben – mit bezahlbarer Elektromobilität, mutigem Design und künftig auch wieder mit Motorsport – in der Formel E. Am Rande der Fahrpräsentation des neuen C5 Aircross sprach er über die Herausforderungen und Chancen für die Marke.

„Citroën war immer eine Marke mit Rollercoaster-DNA – mal ganz oben, mal fast tot, dann wiedergeboren“, sagt Chardon. „In den letzten Jahren hat uns etwas Leidenschaft gefehlt. Meine Aufgabe ist es jetzt, diese Energie zurückzubringen – bei Kunden, Händlern, aber auch intern.“

Preis, Platz, Komfort – statt Technikspielereien

Die Positionierung sieht Chardon klar im Wettbewerb: „Wir sind keine Low-Cost-Marke. Aber wir bieten mehr Innenraum und Komfort zu einem attraktiven Preis als andere.“ Das gelte auch im direkten Vergleich: „Ein C5 Aircross bietet mehr Platz als ein Peugeot 3008 – und liegt preislich darunter. Opel und Peugeot sind eher fahrzentriert, wir setzen auf Komfort für alle Insassen.“

Citroën Reboot 
Xavier Chardon will den Esprit der französischen Traditionsmarke wiederbeleben. Der neue C5 Aircross spielt eine wichtige Rolle dabei.
Citroën Reboot
Xavier Chardon will den Esprit der französischen Traditionsmarke wiederbeleben. Der neue C5 Aircross spielt eine wichtige Rolle dabei.

Die technischen Probleme unter anderem mit fehlerhaften Airbags, der Software des Batteriemanagementsystems sowie der Abgasnachbehandlung bei den Verbrennern, die das Unternehmen in den zurückliegenden Jahren plagten, seien gelöst. „Deshalb geben wir inzwischen acht Jahre Garantie auf jedes Auto.“

Auf teure Hightech-Features verzichtet Citroën bewusst: „Unsere Kunden erwarten nicht, dass sie ihr Auto mit dem Smartphone parken können. Dafür legen wir Wert auf das, was zählt: Raumangebot, Sitze, Federung – und Preis-Leistung. Selbst die acht Jahre Garantie sehe ich als Komfortfaktor.“

Einstiegsstromer für 19.990 Euro

Besonders im Elektrobereich will Citroën punkten. Mit der neuen Einstiegsversion des ë-C3 mit 30-kWh-Akku für 19.990 Euro in Deutschland setzt Chardon ein klares Signal: „200 Kilometer Reichweite sind für viele Pendler völlig ausreichend. Das Auto lädt schnell, ist günstig und macht Elektromobilität demokratisch. In Frankreich, mit Förderung, kostet er sogar weniger als ein Benziner – 15.750 Euro.“

Citroën ë-C3 Urban Range
Mit 30 kWh-Akku und 200 Kilometer Reichweit für 19.990 Euro: „Das Auto zeigt, wie wir Elektrifizierung demokratisieren wollen.“

Damit knüpft Citroën an die eigene Historie an: „Der 2CV war damals das Auto, das Mobilität für alle möglich machte. Genau das wollen wir mit dem ë-C3 wieder erreichen. Keine überdimensionierten Bildschirme, keine überflüssige Elektronik – sondern clevere Lösungen für den Alltag.“

Comeback im Motorsport: Formel E statt Rallye

Auch auf der Rennstrecke meldet sich Citroën zurück – allerdings nicht mehr in der Rallye-Weltmeisterschaft, sondern in der Formel E. „Dieses Jahr feiern wir 60 Jahre Citroën Racing. Wir waren erfolgreich bei der Rallye Dakar, haben acht Mal die Rallye-Weltmeisterschaft gewonnen – mehr als jeder andere Hersteller. Jetzt beginnt ein neues Abenteuer: die Formel E. Sie ist nach der Formel 1 und MotoGP die drittgrößte Motorsport-Plattform und passt perfekt zu unserem Elektro-Fokus.“

Formel E statt Rallyecross
Mit dem benzingetriebenen C3 R5 feierte Citroën zahlreiche Erfolge in der Rallye-Weltmeisterschaft. Künftig misst sich die Marke in der Formel E mit Porsche, Nissan und der Schwestermarke DS. Mit einem Werksteam zumindest in den kommenden zwei Jahren.
Formel E statt Rallyecross
Mit dem benzingetriebenen C3 R5 feierte Citroën zahlreiche Erfolge in der Rallye-Weltmeisterschaft. Künftig misst sich die Marke in der Formel E mit Porsche, Nissan und der Schwestermarke DS. Mit einem Werksteam zumindest in den kommenden zwei Jahren.

Das Projekt wird vollständig von einem Werksteam umgesetzt. „Maserati und DS arbeiten mit externen Partnern, wir machen alles intern. Das motiviert unsere Ingenieure, aber auch die Händler. Wir denken sogar darüber nach, unsere besten Mechaniker in die Rennteams einzubinden. Das bringt Emotion zurück – auch in unsere Showrooms.“

Skepsis beim Verbrenner-Aus

Beim vieldiskutierten EU-„Verbrennerverbot“ ab 2035 gibt sich Chardon pragmatisch. „Bei Pkw können wir Elektroautos günstiger machen. Aber bei leichten Nutzfahrzeugen wird es extrem schwierig. Viele Nutzer können zu Hause oder im Büro nicht laden. Wenn aber das Laden an der Straße teurer ist als Diesel, wird der Umstieg auf ein Elektroauto für Handwerker oder Lieferdienste unattraktiv.“

Ein einfaches Schwarz-Weiß-Denken lehnt er ab: „Range Extender oder moderne Plug-in-Hybride können für Länder wie Spanien oder Italien eine wichtige Übergangslösung sein. Sie reduzieren CO₂-Emissionen massiv, ohne die Kunden finanziell zu überfordern. Alles auf reinen Elektroantrieb zu setzen, halte ich für riskant.“

Mut zur Eigenständigkeit

Trotz des Stellantis-Geflechts mit 14 Marken will Chardon die Eigenständigkeit von Citroën bewahren. „Wir müssen andere Wege gehen. Niemand erwartet von Citroën ein Golf-Klon. Unser Ami war mutig, vielleicht nicht so erfolgreich in Deutschland, aber 80.000 Stück haben wir bislang insgesamt davon verkauft. Genau das ist Citroën: unkonventionell, clever und bezahlbar.“

Spaßvogel mit Citroën-DNA 
Der 2,41 Meter lange AMI verkörpert einfache wie erschwingliche Mobilität schon für Jugendliche ab 15 Jahren. Die neue Buggy-Version kommt ohne Türen daher, dafür mit einem aufrollbaren Softtop - und einer elektrischen Reichweite von 74 Kilometer bei Tempo 45.
Spaßvogel mit Citroën-DNA
Der 2,41 Meter lange AMI verkörpert einfache wie erschwingliche Mobilität schon für Jugendliche ab 15 Jahren. Die neue Buggy-Version kommt ohne Türen daher, dafür mit einem aufrollbaren Softtop – und einer elektrischen Reichweite von 74 Kilometer bei Tempo 45.

Dass Retro-Design gerade Konjunktur hat, wie beim neuen Renault 5, sieht er gelassen. „Einen neuen Visa wird es von uns nicht geben. Aber das Grundprinzip des 2CV – einfache, erschwingliche Mobilität – ist aktueller denn je. Das ist die wahre Citroën-DNA.“

Zu Gerüchten, wonach die Edelmarke DS ihre Eigenständigkeit im Konzern verliert und wieder unter das Dach von Citroën schlüpfen könnte, mochte sich Chardon nicht äußern. „Ich habe viel, viel zu tun mit Citroën im Moment. Das ist eine Frage, die Sie an Antonio Filosa richten müssen“. Der Italiener leitet seit Juni 2025 den Stellantis-Konzern. Anlass zu den Spekulationen gab unter anderem ein Rückgang der DS-Verkäufe in Europa im ersten Halbjahr 2025 um über 20 Prozent. Zudem hatte der Konzernchef erklärt, künftig mit weniger Marken und Modellen größere Wirkung erzielen zu wollen.

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