Sommerzeit ist Rollerzeit. Die Städte platzen aus allen Nähten erleben, deswegen erleben die Zweiräder eine Renaissance. Vor allem, da mit dem B196-Führerschein auch Pkw-Fahrer im Besitz einer Fahrerlaubnis der Klasse B ohne zusätzliche Prüfung die flotten Flitzer mit einer Leistung von maximal 11 kW / 15 PS bewegen dürfen. Diese Pfründe will sich BMW nicht entgehen lassen und stutzt die Dauer-Leistung des vollelektrischen BMW CE04 Rollers auf genau diesen Wert. Wenn es um neue Roller geht, sind die Münchner Designer generell etwas progressiver unterwegs und der CE 04 macht da keine Ausnahme. Das Einspur-Vehikel schaut aus, als wäre es einem Batman-Film entsprungen. Sobald man losfährt, klingt es auch genauso: Lässig, bissig, dynamisch.

Chic und trotzdem bequem

Die Frage ist nur, ob dieses futuristische Gefährt auch im Alltag cool ist. Anders als bei Motorrollern im klassischen Design wie der Vespa Elettrica oder Kymco Like 125 hat der BMW CE 04 aufgrund der Bauhöhe der Batterie keinen tiefen Durchstieg. Dennoch schwingen wir uns locker auf das gepolsterte Brett des BMW Rollers. Lediglich kleinere Personen müssen eventuell aufgrund des breiten Rumpfs beim Stehenbleiben an der Ampel etwas zaubern und die Maschine anwinkeln. Die Fahrposition ist allerdings typisch für einen Roller. Und schon nach wenigen Kilometern stellen wir fest, dass die chic-aber-unbequem Gedanken verfrüht waren: Die BMW-Motorrad-Techniker wissen, was sie tun. Der CE 04 hat einen Radstand von 1,67 Metern, liegt satt auf der Straße und federt sehr entspannt alles ab, was der Asphalt in München so an Unebenheiten zu bieten hat.

Tradition und Moderne 
Das futuristische Design des CE04 sorgt für Gesprächsstoff, wo immer der Elektroroller von BMW auftaucht. Auch im Biergarten.
Tradition und Moderne
Das futuristische Design des CE04 sorgt für Gesprächsstoff, wo immer der Elektroroller von BMW auftaucht. Auch im Biergarten.

Im Zusammenspiel mit der Fahrwerkskonstruktion mit der Teleskopgabel vorne und der Einarmschwinge mit direkt angelenktem Federbein vermittelt der lange Radstand eine vertrauenserweckende Souveränität, die uns auch hohe Geschwindigkeiten jenseits der 100 km/h einfach beherrschen lässt. Auch in Kurven liegt der BMW E-Roller wirklich gut und ist auch bei langsamen Geschwindigkeiten deutlich agiler es als das kantig-wuchtige Erscheinungsbild vermuten lässt. Top.

Rückwärtsgang erleichtert das Rangieren der BMW

Beim durch-die-Stadt-wieseln erreicht der BMW-Roller natürlich nicht die Wendigkeit einer Vespa Elettrica. Auch das Rangieren ist bei einem Gewicht von 231 Kilogramm alle andere als einfach. BMW war immerhin so schlau, einen Rückwärtsgang einzubauen, den man per Daumendruck aktivieren kann.

Die Stärke des BMW CE 04 sind die Touren über Landstraßen, auf denen wir hauptsächlich unterwegs waren. Dank der E-Maschinen, die denen eines BMW 2er Plug-in Hybrid ähneln und der 8,9-Kilowattstunden-Lithium-Ionenbatterie tritt der Roller spurtstark an. Nach 2,7 Sekunden ist bereits Tempo 50 erreicht und erst bei 120 km/h sagt die Elektronik „basta“. Selbst im Fahrmodus „Eco“ ist der Sprint so beeindruckend, dass man schon aus wahrer Freude an der Beschleunigung diesen Stunt wiederholt.

Treibhaus 
Wie in alten Zeiten werden die Kräfte des Motors über einen Riemen auf das Hinterrad übertragen. Die moderne Scheibenbremse versteckt sich Rad.
Treibhaus
Wie in alten Zeiten werden die Kräfte des Motors über einen Riemen auf das Hinterrad übertragen. Die moderne Scheibenbremse versteckt sich Rad.

Das Fahrprogramm „Rain“ ist extra für nasse Straßenverhältnisse abgestimmt, während bei „Road“ der Antriebsstrang noch begieriger Gashebel hängt. Der optionale Dynamic-Modus ist noch mal eine Spur direkter und lässt die Motorbremse bei der automatischen Rekuperation noch stärker agieren, so dass man auch ohne die analogen Bremsen auskommt.

Bei 11.990 Euro beginnt der Spaß

Zudem ist die Energie-Rückgewinnung so gut abgestimmt, dass sie bei hohen Geschwindigkeiten nicht gefährlich abrupt den Anker wirft. Wir waren die meiste Zeit im Eco-Modus unterwegs, was völlig ausreichend ist, da der CE 04 auch da noch mehr als genug Kraft hat. BMW gibt als Durchschnittsverbrauch 7,7 kWh/100 km an – nach unserer Fahrt wies der Bordcomputer einen Wert von 9,0 kWh/100 km aus.

Damit der Fahrer auch sicher ans Ziel kommt, hat BMW jede Menge Technik verbaut. Das Antiblockiersystem ABS und die Stabilitätskontrolle sind Serie. Wer in der Schräglage Spaß haben will, sollte sich das aufpreispflichtige DTC und ABS Pro genauer anschauen. Wie bei deutschen Premium-Herstellern üblich, gibt es eine Aufpreisliste, der den Grundpreis von 11.990 Euro auf 14.024,99 Euro in die Höhe schnellen lässt. Wer will, kann sich noch beheizbare Griffe und ein Top-Case ordern.

Krabbelkiste 
Im Fach unter der Sitzbank des BMW CE 04-Rollers findet das Ladekabel seinen Platz oder der Helm - aber nicht beides.
Krabbelkiste
Im Fach unter der Sitzbank des BMW CE 04-Rollers findet das Ladekabel seinen Platz oder der Helm – aber nicht beides.

Vor allem Letzteres ergibt beim CE 04 Sinn, da die Anzahl der Ablagen beschränkt ist. Also muss man doch ein bisschen aufgrund der Schönheit leiden. Das Staufach öffnet sich zwar nach Knopfdruck seitlich und fasst auch einen Helm, aber wenn man das Ladekabel mitnimmt, ist es mit dieser Herrlichkeit auch vorbei. Auch ein höheres Windschild (90 Euro) ergibt für großgewachsene Fahrer Sinn. Wenn man schnell unterwegs ist, zerrt der Luftwiderstand am Helm und allerlei Insekten prallen an Helm und Körper ab.

Ladepausen alle 100 Kilometer

Kommen wir zur Reichweite. Die beträgt bei der leistungsreduzierten Version 100 Kilometer (nach WMTC-Zyklus). Bei Fahrtantritt blinkte uns allerdings die Anzeige 92 km entgegen. Das ist nicht zwingend förderlich für lange Touren. Aber wer den BMW CE 04 zum Pendeln oder in der Stadt nutzt und regelmäßig (am besten täglich) laden kann, für den ist der schmucke Münchner E-Roller durchaus eine Option.

Mit dem serienmäßigen Mode-2-Ladekabel dauert es etwa dreieinhalb Stunden, um die Energiespeicher von null auf 80 Prozent zu laden. Soll der Akku zum Start zu 100 Prozent gefüllt sein, ist die Prozedur nach rund 260 Minuten erledigt. Gegen Aufpreis bietet BMW ein optionales 6,9-kW-Ladegerät an. Dann sind die 80 Prozent SoC nach 65 Minuten erreicht. Und spätestens nach 35 Minuten sind die Akkus komplett gefüllt.

Der BMW i3 lässt grüßen
Das Display des futuristischen Elektrorollers weist starke Ähnlichkeiten mit der vierrädrigen Verwandtschaft auf. Foto: W. Gomoll

Beim CE 04 nehmen die Ingenieure nicht nur beim Antriebsstrang Anleihen bei den Pkws. Auch beim Infotainment mit dem 10,25 Zoll großen Display samt Bedienlogik erkennt man die vierrädrige Verwandtschaft wieder. Ein Drehrad neben dem linken Griff, das auch horizontal bewegt werden kann, ersetzt den Drehdrucksteller. Und das Navigationssystem operiert im Zusammenspiel mit der BMW Motorrad Connected-App. Wer den passenden Helm hat, kann diesen per Bluetooth mit dem System verbinden.

So bleibt Batman immer mit der Einsatzzentrale verbunden.

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