Bis zur offiziellen „Geburt“ sind es zwar noch ein paar Monate hin. Erst im Herbst, um die geplante IAA herum, wird die spanische VW-Tochter Seat ihr neues Elektroauto in den Handel bringen. Ein paar technische Details über den Fünfsitzer, der den Modularen Elektro-Baukasten (MEB) des Volkswagen-Konzerns nutzt und mit dem VW ID.4 eng verschwistert ist, sind bereits bekannt. Auch ist seit längerem bekannt, dass der Stromer unter der sportlichen Submarke Cupra auf den Markt kommen wird.
Am dritten Jahrestag der Cupra-Gründung gab Seat-Entwicklungsvorstand Werner Tietz noch ein weiteres (kleines) Geheimnis preis: Der Elektro-Spanier wird einfach nur „Born“ statt „El Born“ heißen – den Artikel haben die Marketingstrategen aus Praktikabilitätsgründen gestrichen.
Die finalen Entwicklungsarbeiten gingen zügig voran, bei Fahrtests machten die Prototypen des vollelektrischen Cupra bereits eine gute Figur, berichtete Tietz in einem Pressegespräch: „Alles läuft sehr gut“. In diesem Jahr will das Unternehmen laut Tietz noch 5000 Exemplare des Cupra Born ausliefern. Im sächsischen Zwickau, wo der Cupra auf einem Band mit dem VW ID.3 und ID.4 montiert wird, sind die Vorbereitungen dafür bereits angelaufen.
Born kriegt Boost-Funktion im Cupra-Mode
Die „finalen Leistungsdaten“ des Cupra Born stehen laut Tietz zwar noch nicht fest. Aber wie er versprach, werde sich der Cupra nicht nur im Design, sondern auch in der Fahrwerksabstimmung und aufgrund einer anderen Achsübersetzung auch mit den Leistungsdaten von den VW-Schwestermodellen unterscheiden. In der vorläufigen Topversion wird das Elektroauto einen Lithium-Ionen-Speicher mit 77 Kilowattstunden (kWh) Speicherkapazität an Bord haben und über eine Motorleistung von 150 kW (204 PS) verfügen. Für zusätzlichen Schub wird eine „Boost“-Funktion im Cupra-Mode sorgen: „Mehr als nur einige Sekunden lang“ (Tietz) wird der Antrieb zusätzliche Antriebsleistung generieren, um zum Beispiel Überholvorgänge auf der Landstraße verkürzen zu können.
Der Cupra Born ist der „erstgeborene“ Stromer der Submarke, nach dem Seat Mii Electric – der von der VW-Tochter je nach Verfügbarkeit von Akkus immer mal wieder angeboten wird – aber bereits das zweite vollelektrische Modell der Gruppe. Und wie Tietz ankündigte, wird es dabei nicht bleiben: Bis 2030 will das Unternehmen seine Modellpalette komplett elektrifiziert haben, das heißt: wenigstens längere Teilstrecken emissionsfrei fahren können. „Der größte Anteil der Fahrzeuge“, versicherte Tietz, werde vollelektrisch unterwegs sein. Für einige Märkte brauche es noch Plug-in-Hybride. Aktuell entfielen rund 50 Prozent aller Seat-Verkäufe auf Modelle mit einem derartigen Antrieb.
Seat-Vorstand Tietz plädiert für E-Fuels
Aber möglicherweise ändert sich die Strategie ja auch noch – wenn die nächste Generation von Hochvolt-Speichern auf den Markt kommt. Erste Festkörperbatterien erwartet Tietz zwar frühestens in fünf, sechs Jahren. Der nächste Schritt in der Batterieentwicklung sind aus seiner Sicht Lithium-Eisenphosphat-Akkus. Einen ersten Prototypen einer so genannten LiFePo-Batterie mit hoher Speicherdichte von 210 Wattstunden pro Kilogramm hat kürzlich der chinesische VW-Partner Gotion High-Tech vorgestellt.
Akkus dieser Bauart verfügen über eine Kathode aus Lithium-Eisenphospaht. So sind sie zyklenfest, lassen sich also oft be- und entladen, kommen ohne Kobalt aus, sind sehr sicher und obendrein auch preisgünstiger als Lithium-ionen-Akkus heutiger Bauart. Tesla setzt diesen Zelltyp bereits bei seinem in China produzierten Model 3 ein, auch NIO und BYD arbeiten daran.
„Wir werden in den nächsten Jahren noch viele Technologiesprünge sehen“, sagte der Seat-Entwicklungsvorstand. Aber keiner könne derzeit sagen, wohin die Entwicklung bei den Fahrzeugantrieben gehe. Aus diesem Grund plädierte Tietz auch dafür, die Arbeiten an synthetischen Kraftstoffen auf der Basis von Wasserstoff zu intensivieren: „Als Brückentechnologie sind sie absolut notwendig.“
Dass die Politik mit Blick auf den Klimawandel und die weltweiten Bestände an Fahrzeugen mit konventionellen Verbrennungsmotoren nicht mehr Druck auf die Industrie ausübe, die Arbeiten an den so genannten E-Fuels zu intensivieren, überrasche ihn doch sehr.