Fröhliche Autohändler sieht man in diesen Zeiten eher selten. Die Verkaufszahlen könnten gerade bei den Elektroautos trotz stattlicher Neuwagenrabatte seit vielen Monaten deutlich besser sein. Seitdem der staatliche Umweltbonus gestrichen wurde, ist in Deutschland die Nachfrage bei vielen Modellen mit Stecker eingebrochen und die Verkaufsräume der Händler stehen voller denn je. Manche nehmen deshalb inzwischen auch keine gebrauchten Stromer mehr in Zahlung.
Vorbei sind auch die Zeiten, in denen der geneigte Elektrokunde mehrere Monate lang auf seinen Traumwagen mit Stecker warten musste. Doch auf den europäischen Straßen sind immer mehr Elektromodelle unterwegs und durch Leasing, Finanzierung oder Langzeitmiete kommen viele noch junge Fahrzeuge zurück zum Händler – oft schneller, als denen lieb ist. Insbesondere die Fahrzeuge der Ober- und Luxusklasse stehen sich auf den Verkaufsflächen trotz zum Teil heftiger Rabatte oft die Reifen platt.
Für Interessenten auf der Suche nach einem hochwertigen Elektroauto könnten die Zeiten also kaum besser sein. Fahrzeuge, die einst einen Neupreis über 100.000 Euro hatten, sind nach ein bis eineinhalb Jahren nicht selten für rund die Hälfte des Neupreises bekommen. Bei der Ausstattung lassen die Modelle keine Wünsche offen. Und die meisten jungen Gebrauchten lassen sich auch günstig leasen oder finanzieren. Damit eröffnen sich echte Alternativen zum Neuwagenkauf – oder die Möglichkeit zum Aufstieg in eine höhere Fahrzeugklasse. Wobei den Preisverfall nicht allein die Luxusmodelle betreffen, sondern auch viele Volumenmodelle. Wir haben mal ein paar Beispiele herausgesucht.
Audi e-tron GT – der Sportliche
Der Audi e-tron GT ist eine der sportlichsten Möglichkeiten, elegant mit einem Elektroauto unterwegs zu sein. Schickes Design, schnelle Ladetechnik und exzellentes Fahrverhalten – trotzdem stürzen die Gebrauchtwagenpreise ins Bodenlose. Egal ob normaler Etron GT oder die noch sportlichere RS-Version. Gebrauchtwagenhändler bieten das viertürige Coupé mit Laufleistungen zwischen 5.000 und 10.000 Kilometern nach ein bis eineinhalb Jahren bereits zwischen 68.000 und 90.000 Euro an – das ist mitunter weniger als die Hälfte des Neupreises.
BMW iX – der Kräftige
Nicht anders sieht die Situation bei BMW aus. Wer einen elektrischen Luxus-SUV mit Allradantrieb, Edelausstattung und reichlich Fahrspaß sucht, sollte nicht nur bei den Neuwagen schauen, sondern sich eher einen Jahres- oder Vorführwagen in die Garage holen. Die ein Jahre alte Basisversion des BMW iX40 xDrive mit 240 kW oder 326 PS wird mit kaum mehr als 5.000 Kilometern und einer gehobenen Ausstattung bereits für weniger als 50.000 Euro angeboten. Das bedeutet einen Wertverlust von mehr als 40 Prozent im Vergleich zum Neuwagen preis. Die anstehende Modellpflege setzt die Preise nochmals unter Druck.
Mercedes EQS – der Noble
Auch der Mercedes EQS ist in seinen unterschiedlichen Antriebsversionen weder als Neu- noch als Gebrauchtwagen sonderlich begehrt. Viel Luxuslimousine für überschaubares Geld gibt es bei den Versionen 450, 450+ und 580 – am besten sollte der Allradantrieb an Bord sein. Ein sehr gut ausgestatteter Mercedes EQS 450+ mit einer Laufleistung von weniger als 5.000 Kilometern und einem Alter von knapp 18 Monaten ist problemlos für unter 65.000 Euro zu bekommen. Viele Händler bieten auch günstige Leasingkonditionen an, um die Fahrzeuge vom Hof zu kriegen. Mehr elektrische Elektronoblesse für weniger Geld geht auf der Langstrecke kaum.
Fiat 500e – der Spaßige
Imposant sparen lässt sich jedoch nicht nur in den Luxussegmenten, sondern auch den Einsteigern. Anfangs kostete der Fiat 500e als Neuwagen mehr als 36.000 Euro. Doch der einstige Bestseller ist mittlerweile trotz unbestrittener Qualitäten zum schicken Ladehüter geworden. Zunächst wurde der Basispreis auf 30.000 und dann auf rund 25.000 Euro gesenkt. Mittlerweile sind die realen Verkaufspreise weiter gepurzelt. Ein neuer Fiat 500e mit Tageszulassung und ohne echte Kilometer ist bereits unter 20.000 Euro zu bekommen – ohne Wartezeit und mit solider Ausstattung inklusiv Navigation und dem wichtigen Winterpaket.
Opel Corsa Electric – der Praktische
Auch bei den kleinen Gebraucht-Stromer lassen sich echte Schnäppchen machen. Die Technik des elektrischen Opel Corsa ist identisch mit der des Peugeot e-208 und so macht neben dem Design der Preis die Musik. 100 kW Leistung reichen für einen flotten Vortrieb und mehr als 250 Kilometer Reichweite. Vermeintliche Neufahrzeuge ohne große Laufleistung und nur einigen Monaten Zulassung starten deutlich unter 25.000 Euro. Der Interessent muss nur noch die Farbe und Innenausstattung aussuchen – das Angebot ist riesig.
Peugeot e-208 – der Freizeitsportler
Bei einem Kleinwagen wie dem Peugeot e-208 heißt es genau hinschauen. Denn hier gibt es zwar günstige Preise für junge Gebrauchtwagen, doch auch die neuen Modelle werden bei den Händlern häufig mit stattlichen Rabatten offeriert. Tages- oder Monatszulassungen starten bereits bei unter 25.000 Euro und haben allesamt weniger als 100 Kilometer abgespult. Der 11-kW-On-Board-Charger sollte jedoch verbaut sein, wenn man regelmäßig unterwegs ist. Denn beim Laden lahmt der Elektro-Peugeot ebenso wie das Zwillingsmodell von Opel.
Porsche Taycan – der Dynamiker
Technisch ist der Porsche Taycan weitgehend mit dem Audi Etron GT identisch. Doch beliebter ist er deswegen weder als Neu- noch als Gebrauchtwagen. Gerade die besonders leistungsstarken Versionen mit Preisen jenseits der 150.000 Euro haben einen gigantischen Preisverfall. Ein exzellent ausgestatteter Porsche Taycan Turbo S kostet als Neuwagen schnell 200.000 Euro. Nach gerade einmal einem Jahr betragen die Gebrauchtwagenpreise bei Exemplaren mit 10.000 bis 20.000 Kilometer Laufleistung oftmals nur noch um die 100.000 Euro. Das sind gerade einmal 50 Prozent des Neupreises.
Skoda Enyaq – die Familienkutsche
Auch volumenstarke Mittelklasse-Crossover wie der Skoda Enyaq sind alles andere als preisstabil. Auch wenn der Preisverfall nicht derart gigantisch wie bei den Luxusmodellen ist, sind auch hier echte Schnäppchen zu machen. Zudem gibt es keinerlei Wartezeiten: Einsteigen und losfahren. Gerade die Enyaq-Versionen mit kleinem Akkupaket (iV50 / iV60) und überschaubaren Reichweiten sind alles andere als begehrt. Mit weniger als 5.000 gefahrenen Kilometern Laufleistung kostet ein einjähriger Skoda Enyaq mit guter Ausstattung kaum mehr als 30.000 Euro. Und die jüngste Modellpflege bei dem Modell setzt die Gebrauchtwagenpreise nochmals unter Druck.
VW ID.3 – der Unglückliche
Auch der kompakte ID.3 – bei seiner Markteinführung 2019 als elektrischer Golf gefeiert – tut sich trotz diverser Modellpflegemaßnahmen auf dem Markt weiterhin schwer. Die Technik ist abgesehen von dem niedrigen Ladetempo bei den Fahrzeugen der ersten Generation solide. Und so lassen sich hier einige Schnäppchen machen – wahlweise mit 125 oder 150 Kilowatt-Antrieb und verschiedenen Akkugrößen. Weniger als ein Jahr alt und deutlich unter 10.000 Kilometer gelaufen bedeuten nahezu Neuwagenzustand – und trotzdem günstige Preise. Doch Vorsicht: Inzwischen werden Neuwagen bereits für unter 30.000 Euro angeboten. Daher genau darauf achten, ob sich der Kauf eines Gebrauchten wirklich rechnet.