Opel wird elektrisch. Nicht zum ersten Mal, jetzt aber richtig. Am vergangenen Wochenende wurde der Grandland X mit Hybridantrieb in den Markt eingeführt, in Kürze folgt mit dem Corsa-e der erste Vollelektriker seit der Übernahme durch den französischen PSA-Konzern. In den Startlöchern steht obendrein der Transporter Vivaro mit Elektroantrieb. Und zum Jahresende wird auch der Mokka X in einer elektrifizierten Variante verfügbar sein.
17 Automarken bleiben fern
Es gäbe also jede Menge zu zeigen auf dem 90. Genfer Autosalon, der am 8. März seine Pforten öffnet. Doch wie schon im Vorjahr bleibt Opel der Messe fern. Begründet wird die Absage mit den bevorstehenden Markteinführungen – ein Messebesuch binde zu viele Kapazitäten. Schwestermarken Peugeot und Citroen haben mit Hinweis auf die „Elektro-Offensive“ abgesagt. Allein die Edelmarke DS darf mit einem kleinen Stand die Fahne hochhalten.
Der Genfer Autosalon diente der europäischen Autoindustrie jahrzehntelang zur Orientierung im Wettbewerb und damit zur eigenen Positionsbestimmung: Designer wie Ingenieure zeigten hier regelmäßig neue Trends auf, in zwei Hallen mit entsprechend kurzen Wegen. Doch die Selbstdarstellung auf Automessen scheint der Branche immer unwichtiger zu werden. Wie die IAA muss nun auch der Genfer Autosalon mit Ausstellerschwund kämpfen und unter neuer Leitung ein neues Veranstaltungskonzept überlegen, am gleichen Ort, aber mit neuen Verantwortlichen: Der langjährige Messedirektor Olivier Rihs gibt seinen Posten Ende April „aus persönlichen Gründen“ auf.
Die Schwächung der Messe dürfte dabei aber auch eine Rolle gespielt haben. Insgesamt 17 Automarken (2019 waren es bereits 11) haben bereits ihre Teilnahme abgesagt, neben dem PSA-Konzern unter anderem auch Ford, Mini, Nissan und Mitsubishi, JaguarLandRover, Maserati und Volvo. Und auch bei Mercedes und im Volkswagen-Konzern fragen sich nach Recherchen von Edison einige Automanager, ob vor dem Hintergrund die Stippvisite am Genfer See überhaupt noch Sinn macht. So lässt der Volkswagen-Konzern in diesem Jahr bereits die Sportwagenmarke Lamborghini daheim. Die Daimler-Tochter Smart hat immerhin noch das Facelift für den Fortwo EQ zu bieten.
Würstchenbuden statt Autos
Bereits in den vergangenen Jahren waren die Organisatoren gezwungen, mangels Fahrzeugen Ausstellungsflächen mit Cafes und Würstchenbuden zu füllen. Dankbar waren sie 2019 noch Anton Piech, der einige Hundert Quadratmeter Ausstellungsfläche buchte, um dem staunenden Fachpublikum und potenziellen Investoren den Prototypen seines Elektro-Sportwagens Mark Zero zu präsentieren. Dieses Jahr wird aber auch Piech Automotive auf der „GIMS“ (Geneva Intenational Motor-Show) fehlen. „Wir haben gerade damit begonnen, einen Versuchtsträger mit dem elektrischen Antriebsstrang zu testen. Und das Auto kommt erst in drei Jahren auf den Markt – da wäre jetzt eine Messepräsenz rausgeschmissenes Geld“, argumentiert ein Firmensprecher.
Elektromobilität und neue Verkehrskonzepte werden auch so den Salon des Jahres 2020 prägen. Die Vordenker von Rinspeed zeigen in Genf ihr pfiffiges Konzeptfahrzeug „MetroSnap“, einen mit Künstlicher Intelligenz gesteuerten elektrischen Kleinbus und Transporter für großstädtische Verkehre.
Toyota wird unter anderem die zweite Generation des Brennstoffzellenautos Mirai präsentieren, eine elegante Limousine mit fünf Plätzen und jetzt deutlich über 650 Kilometer Reichweite, da die Wasserstoff-Tanks neu angeordnet werden konnten und die Brennstoffzelle effektiver arbeitet. Und Lexus ist mit seinem ersten Vollelektriker namens UX 300e dabei. Aber es gibt in Genf diesmal nicht nur etwas zu schauen und zu stauen. Eine komplett Halle hat die Messeverwaltung zum Indoor-Testgelände erklärt, auf dem die Besucher nach Herzenslust alternative Antriebe testen können – Hybridautos, Brennstoff- oder Batterieautos.
An Platz mangelt es auf dem Messegelände dieses Jahr ja wirklich nicht.