Wer nicht gerade im Tiefland lebt und ein ideales Familienfahrzeug für sichere Fahrten auch im Winter und auf gelegentlich schneebedeckten Straßen sucht, kommt um ein Allradmodell nicht herum. Und inzwischen gibt es die in ordentlicher Zahl auch mit einem vollelektrischen Antrieb – um die Gletscherschmelze nicht noch weiter zu beschleunigen.

Auch Skoda hat inzwischen einen Elektro-Kraxler im Lieferprogramm – Enyaq iV 80x mit Namen. Geliefert wird er mit mit einer Antriebsleistung von 195 kW (265 PS) und einem Akkupaket, das – der Name lässt es schon vermuten – 82 kWh Strom speichern kann. Für den Fahrbetrieb nutzbar sind davon 77 kWh. Und das ist gut so. Ebenso wie die Tatsache, dass sich die Antriebsleistung auf zwei Elektromotoren an der Vorder- und Hinterachse verteilt. Beides brauchen wir, denn es geht hinaus in die Berge.

Vorkonditioniert aus der Tiefgarage

Der Winter 2021/2022 macht auch in der beliebten Wintersportregion in Zell am See ein klein wenig Pause: Schnee bedeckt leider nur die Berge ringsum – das Tal ist weitgehend schneefrei. Dafür ist es knackig kalt an diesem Morgen: Die winzige Instrumenteneinheit hinter dem Steuer zeigt eine Temperatur von minus 9,5 Grad Celsius. Unser Skoda Enyaq 80x hat die Nacht ist in der Tiefgarage verbracht und wurde dort an einer Wallbox vorkonditioniert. So ist der Innenraum bereits wohlig warm, als wir uns hinter das Lenkrad schwingen. Doch um die im Prospekt versprochenen 510 Kilometer Reichweite mit einer Akkuladung ist es schlecht bestellt – der Bordcomputer stellt 292 Kilometer in Aussicht. Nicht viel für einen Mittelklasse-SUV, der in der schicken Sportline-Ausstattung locker über 55.000 Euro kostet.

Der Stromer mag die Kälte nicht 
Obwohl der Akku immer noch gut gefüllt ist, weist der Bordcomputer nur noch eine Reichweite von 241 Kilometern aus.
Der Stromer mag die Kälte nicht
Obwohl der Akku immer noch gut gefüllt ist, weist der Bordcomputer nur noch eine Reichweite von 241 Kilometern aus.

„Wenn man ein paar Tipps beachtet, kann man die Reichweite seines Elektroautos im Winter nennenswert vergrößern“, beruhigt uns Axel Andorff, der bei Skoda für die Elektromodelle verantwortlich ist. „Das Vorkonditionieren des Fahrzeugs gehört ebenso dazu, wie in der Garage zu parken.“ Doch mehr denn je geht es bei einem Elektroauto um die elektrischen Verbraucher, die ihm gerade in der kalten Jahreszeit die so wichtigen Kilometer bis zum nächsten Ladestopp rauben.

Hohes Gewicht macht sich bemerkt

„Es ist sinnvoller, Flächen wie Sitze oder Lenkrad zu beheizen als den ganzen Fahrgastraum“, ergänzt Andorff. Trotzdem will man es auch im Elektroauto warm und wohlig haben und so wird nicht nur der Fahrersitz beheizt, sondern mit einer Temperatur von 22 Grad auch der Innenraum des tschechischen Crossovers. Das dauert trotz Wärmepumpe zwar etwas länger als in einem Verbrenner. Doch nach wenigen Minuten ist es auch auf den wohl konturierten Sportsitzen des Enyaq angenehm warm, wenngleich die Sitzheizung in der dritten Stufe etwas mehr Leistung entwickeln dürfte.

Nach kurzen Landstraßenpassage geht hinauf in die Berge von Zell über Kaprun und Uttendorf über die schmale Panoramastraße hinauf zur Wintersportregion Weiß- und Tauernmoossee. Hier ist der Allrad-Enyaq ganz in seinem Element. Flott geht es die teilweise vereisten Fahrbahnen hinauf. Und mit viel Druck aus niedrigen Tempi bereiten selbst enge Kehren eine Menge Fahrvergnügen. Die Lenkung ist wie bei vielen Elektromodellen etwas künstlich, dafür aber leichtgängig und allemal präzise – egal, in welchem Fahrprogramm man gerade unterwegs ist. Das leicht abgesenkte Fahrwerk mit Dämpferverstellung kann allemal überzeugen, könnte jedoch mehr Komfort bieten.

Ski und Skoda gut
Auf der Schneedecke spielt der Allradantrieb des Skoda Enyaq 80x seine Stärken aus: Sicher hält er die Spur.
Ski und Skoda gut
Auf der Schneedecke spielt der Allradantrieb des Skoda Enyaq 80x seine Stärken aus: Sicher hält er die Spur.

Auf dem Parkplatz am Skilift stehen an diesem Donnerstagmittag nur zwei Handvoll Wintersportler, die sich in weißere Höhen emporschwingen wollten. Die Akkuanzeige des Enyaq 80x ist mit 231 Kilometern bereits mächtig geschrumpft als es wieder zurück Richtung Tal geht. Hier spürt man auf der ebenso engen wie kurvenreichen Straße schnell das mächtige Gewicht des Elektroautos: Trotz seiner gut überschaubaren Dimensionen bringt er rund 2,2 Tonnen auf die Waage. In den engen Kurven und Kehren schiebt das Gewicht spürbar gen Tal, während die rollwiderstandsoptimierten Winterreifen erfolgreich nach Griff auf der Fahrbahn suchen.

Allradantrieb regelt souverän die Kräfte

Schnell hat man sich in dem schicken Skoda Enyaq eingelebt. Speziell gefallen die Sitze mit gutem Seitenhalt, das griffige Steuer und das große Zentraldisplay für Navigation, Soundsystem und Klimatisierung. Weniger überzeugend das nicht einmal sechs Zoll große Digitaldisplay hinter dem Lenkrad, die Hartplastikgriffe in den Türen und die mit Kunstleder bespannte Armaturentafel. Das Platzangebot ist immerhin vorne wie hinten gut. Und der Laderaum fasst stattlich 585 Liter – bei umgelegter Rücksitzbank sind es sogar mehr als 1.700 Liter.

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Auf der Rückfahrt gibt es einen kleinen Abstecher über verschneite und obendrein vereiste Wege zu zwei Bauernhöfen. Hier zeigen sich die Stärken des Allradantriebs eindrucksvoll. Dieser bringt nicht nur Sicherheit und Fahrdynamik auf rutschigen Pisten. Das üppige Drehmoment von 425 Newtonmeter sorgt auch für ein hohes Maß an Souveränität bei der Fortbewegung.

Bei der Rückkehr zum Hotel zeigt der Bordcomputer eine Restreichweite von 250 Kilometern an – durch die Rekuperation der Bremsen auf der Talfahrt ist einiges an Energie zurück in den Akku geflossen. Trotzdem: Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt gehen trotz eines ausgefuchsten Energiemanagements bei Elektroautos so einiges an Reichweite verloren. Das belegen auch andere Wintertests, etwa mit einem Kia EV6. Kein Wunder also, dass sich auch von den Käufern eines Skoda Enyaq die meisten für die Version mit dem größten Akku entscheiden.

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