Der e.Go Life passt eigentlich perfekt in die Zeit, ist das ideale Gefährt für Stadtbewohner und Berufspendler. Der kleine Viersitzer ist nicht nur wieselflink und sicher, sondern auch sparsam und ressourcenschonend: Eine 21,1 kWh große Lithium-Ionen-Batterie reicht ihm, um in der Stadt bis zu 171 Kilometer weit zu stromern. Als e.wave X, als Mikro-SUV mit Kotflügelverbreiterungen und Dachreling, macht das Elektromobil optisch noch mehr her, vor allem in Kombination mit einer knalligen Lackierung, dicken Rädern und Zusatzscheinwerfern.

Doch auf dem Projekt ruht offenbar kein Segen: Zum zweiten Mal seit der Gründung durch den Aachener Hochschulprofessor Günther Schuh – der schon den Elektro-Transporter Streetscooter aus der Taufe gehoben hatte und nun an der nächsten E-Volution arbeitet – steht das Unternehmen vor dem Aus. Droht den Aachenern nun das gleiche Schicksal wie vor einem Jahr Sono Motors, dem anderen Elektroauto-Start-up aus München?

„Ungünstiges Marktumfeld“

Bereits 2020 hatte die damalige e.Go Mobile wegen Zahlungsproblemen Insolvenz anmelden müssen. Nun hat auch die Nachfolgegesellschaft, die börsennotierte Next.e.Go Mobile SE, beim zuständigen Amtsgericht Aachen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen müssen. Das Gericht hat daraufhin den Sanierungsexperten Claus-Peter Kruth von der Kanzlei AndresPartner zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

e.wave X 
Als Lifestyle-Stromer wollte das Aachener Unternehmen den zum Micro-SUV aufgemotzten e.Go Life vermarkten - zu Stückpreisen von knapp 25.000 Euro. An Kunden ausgeliefert wurde bislang kein einziges Exemplar. Foto: next.e.Go Mobile
e.wave X
Als Lifestyle-Stromer wollte das Aachener Unternehmen den zum Micro-SUV aufgemotzten e.Go Life vermarkten – zu Stückpreisen von knapp 25.000 Euro. An Kunden ausgeliefert wurde bislang kein einziges Exemplar. Foto: next.e.Go Mobile

„Angesichts des ungünstigen Marktumfelds“, heißt es in einer Pressemitteilung des einst mit 900 Millionen Euro bewerteten Unternehmens, „konnten die von der Gesellschaft gesicherten eigenkapitalbasierten Finanzierungsinstrumente nicht in dem erwarteten Umfang und der erwarteten Geschwindigkeit eingesetzt werden. Darüber hinaus haben die vorherrschenden Marktbedingungen und die Unsicherheit in der Elektrofahrzeugbranche trotz erheblicher Bemühungen des Unternehmens alternative Finanzierungen zu sichern, wie es der lokale Regulierungsrahmen vorschreibt, weiter erheblich beeinträchtigt.“

Wiedereröffnung eGo-Fabrik Nach langer Produktionspause hat der erste "Life" der neuen Generation das Werk verlassen. Und der Investor plant schon die nächste Fabrik und neue Modelle. Elektroauto

Ali Vezvaei, der Chairman von Next.e.Go Mobile, hatte ursprünglich große Pläne mit dem in Aachen beheimateten Autobauer. Die Rede war von neuen Modellen und neuen Werken in Nordmazedonien und USA. Auch an einem Batterie-Wechselsystem arbeitete das Unternehmen. Doch die dafür nötigen Gelder hatte der Ingenieur und ehemalige Siemens-, Bilfinger- und Linde-Manager, der die Interessen der niederländischen Investorengesellschaft nd.Group vertrat, offenbar auch an der Börse nicht auftreiben können.

„Lösungen gesucht“

Was nicht heißt, dass die rund 320 Beschäftigten des Unternehmens nun alle Hoffnungen auf einen Fortbestand ihrer Arbeitsplätze und der Produktion in Aachen: „Wir beabsichtigen, die laufenden Investorengespräche und Verhandlungen fortzusetzen, um Lösungen für das Fortbestehen des Unternehmens zu finden. Vor dem Hintergrund des hochinnovativen Produkts sowie Produktionskonzeptes bin ich optimistisch, dass uns dies gelingen könnte“, erklärte Insolvenzverwalter Kruth. Immerhin sollen für den stylishen e.wave X bereits über 11.000 Vorbestellungen vorliegen. Produziert wurden davon angeblich bereits 1200 Exemplare.

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